Leises Aufatmen bei deutschen Partyveranstaltern: Die GEMA hat ihre für April 2013 geplante Tarifanpassung auf Juni verschoben. Dann nämlich wird die Entscheidung der zuständigen Schiedsstelle des Patent- und Markenamtes über die Causa erwartet, die die Verwertungsgesellschaft jetzt wohl doch abwarten …

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  • Vor 11 Jahren

    na, dass ist mal ne unterhaltung auf altem lautbarniveau...wundervolles florett, meine herren sky und rage :)
    bin beeindruckt.
    das ist jetzt schon mehr kommunukation als zw den revoluzzern/gema/youtube/etc in jahren an ehrlichem austausch lief.
    :kiss:

  • Vor 11 Jahren

    @Ragism:
    Und wo habe ich behauptet, daß man der GEMA juristisch was können soll?
    Meine Spekulation darüber, daß man Leuten, die einer Verwertungsgesellschaft mehr Geld bringen, mehr Rechte einräumen sollte, halte ich für realistischer als Deine "Alles-wird-gut"-Phantasien, allein schon weil Sozialismus weit weg und der Mensch dem Menschen ein Wolf und so.
    Wenn man weitere Verwertungsgesellschaften zuläßt und die Veranstalter erst mal doppelten Aufwand betreiben müssen und eventuell noch Mehrkosten haben, weil sie sowohl GEMA- (zieht zwangsläufig die Kundschaft an, weil dort praktisch alle bekannten Titel geschützt sind) als auch C3S-Material (mal so aus Gutmenschentum) spielen müssen, brauche ich noch nicht mal darüber nachzudenken, ob C3S überhaupt nur in die Verlegenheit kommt, über Tarife und Zahlungsmodalitäten intensiver tüfteln zu müssen, insbesondere da noch international einige Kontakte geknüpft und Datenbanken mit anderen Verwertungsgesellschaften abgeglichen werden müssen, was wie gesagt ein Haufen Arbeit ist. Wenn wir mal über die bereits erwähnte Phase der Kinderkrankheiten hinaus sind, dann können wir meinetwegen anfangen, an bessere Zeiten zu denken, aber bis dahin ist der Weg weit, weit, weit.
    Schutz der Künstler war nie der wichtigste Daseinszweck der GEMA - woher denn? Wenn jemand einem Künstler ans Bein pinkelt, obliegt es eben diesem, irgendwelche Schritte zu unternehmen, um sich selbst zu schützen, beispielsweise in Form einer Klage, aber die GEMA macht da nix ... Vertretung - das stimmt, so sollte es sein; die GEMA nimmt treuhänderisch die Urheberrechtsverwertung für die Urheber wahr. Und das - wiederum falsche Information - vor allem für die deutschen (!) Künstler, weil eben diese Mitglieder im eigenen Verein sind, US-Künstler dagegen nicht, die haben ihre eigene BMI- oder ASCAP- oder SESAC-Mitgliedschaft; diese arbeiten wiederum mit der GEMA zusammen, ebenso wie viele andere Verwertungsgesellschaften weltweit, und verrechnen die jeweiligen Einkünfte für deutsche Stücke, die im Ausland gespielt werden, mit der GEMA und umgekehrt natürlich. Daß hier in Deutschland viel US-Scheiße gespielt wird, ist nicht die Schuld der GEMA, geschweige denn wird irgendein Vorstandsmitglied der GEMA es für 'ne geile Idee halten, sich für US-Künstler stark zu machen, während die Beiträge zahlenden Vereinsmitglieder verhungern dürfen.
    Ich weiß nicht, in welche Richtung sich die Künstler orientieren werden. Das sind erst mal Einzelschicksale; grundsätzlich würde ich allerdings annehmen, daß die Leute, die ihren kompletten Werkkatalog weiterhin geschützt wissen wollen, eventuell viel mit dem Ausland in Kontakt stehen und die sich die Kinderkrankheiten einer Zweitgesellschaft nicht geben wollen, bei der GEMA verbleiben werden. Die gut verdienenden Mitglieder sowieso. Viele von den anderen werden erst mal abwarten, wie sich das Ganze entwickelt. Wenn ich irgendeiner Gruppe zutraue, stärker in die Richtung C3S zu tendieren, dann erst mal den jungen Nachwuchskünstlern, aber selbst da sehe ich viele Fragezeichen, gerade auch in Bezug auf Zusammenarbeit mit etablierten Labeln; ist ja kein großes Geheimnis, daß über Verlage diverse Label ebenfalls ordentlich bei der GEMA abgreifen. Wem gibt man also wohl eher einen Vertrag und seine Rückendeckung? Dem Künstler, bei dem weiß, daß über die GEMA noch weitere Einkünfte kommen könnten, gerade auch, weil hier die Strukturen im Fall von TV- oder Radiosendungen bereits eingefahren sind, oder dem Künstler, der von einer hinter den Ohren nicht ganz trockenen Verwertungsgesellschaft vertreten wird? Hm.
    Ich denke schon, daß sich die Arbeitsweise der GEMA in vielerlei Hinsicht geändert hat, auch in Sachen Service etc. Problem ist nur, daß das erstens nicht publikumswirksam ist und zweitens wahrscheinlich nicht alle Bereiche abdeckt. Eine geänderte Arbeitsweise muß übrigens nicht "eine bessere Arbeitsweise" bedeuten.
    Gruß
    Skywise

  • Vor 11 Jahren

    @anwalt:
    Wenn Du einsteigen möchtest - tu Dir keinen Zwang an. Wahrscheinlich hast Du sowohl zu meinen als auch zu Ragisms Äußerungen mehr als nur einmal den Kopf geschüttelt ;-)
    Gruß
    Skywise

  • Vor 11 Jahren

    Wo geht es denn hier um Phantasien? Und im Moment hältst Du doch das schlimmste Gespenst des Sozialismus hoch, das es überhaupt gibt: Das des ungerechten und ungezügelten Monopols.
    Es geht hier ja nicht darum, eine zweite GEMA aufzubauen, deswegen wird sich der Aufwand für Veranstalter auch nicht gleich verdoppeln. C3S ist - wie gesagt - sehr viel unkomplizierter in der Handhabung für Künstler und Veranstalter. Die Datenbankpflege ist per Software ein absolut leichtes und kann statt von einem gewaltigen monopolistischen Apparat auch von Künstlern selbst übernommen werden. Mit der Zulassung dieser Gesellschaft wird sich zwangsläufig an der GEMA auch vieles ändern, was sich sonst niemals ändern ließe. Ich würde an dieser Stelle auch gerne erfahren, wie Du Dir Änderungen der GEMA vorstellst, denn juristisch ist im Grunde kaum etwas zu erreichen und der Verein ist auch nicht in der Position, in der er auf Forderungen von Künstlern und Veranstaltern eingehen müsste. Für ihn läuft das seit 1933 andauernde Geschäft in annähernd unveränderter Weise weiter.
    Du treibst Dich doch gerne auf GEMA-Seiten herum und liest mit großer Begeisterung Interviews mit Verantwortlichen. Ist Dir nie aufgefallen, daß der Verein sich als großer Schützer der Kreativen aufspielt, indem er sie vertritt?
    Ich habe die Schuld, daß hier in erster Linie internationale Künstler von der GEMA Geld erhalten, nicht ihr selbst zugeschoben. So sieht aber im Moment die Realität aus.

    So langsam bin ich allerdings wirklich beeindruckt von Dir, wie konsequent Du die seitenlangen Probleme mit der GEMA ignorierst, die in der bestehenden Alleinvertretung nicht lösbar sind. Noch einmal: Es gibt hier keine andere Möglichkeit, seine Songs verwerten zu lassen, deswegen sind es gerade GEMA-Mitglieder, welche die GEMA am härtesten kritisieren. Sie sind längst keine so geschlossene und zufriedene Masse, wie Du sie gerne hättest. Ich schätze das Potenzial dafür, daß C3S einen großen Anklang finden wird, als sehr hoch ein. Und nicht nur das, ausschließlich so lässt sich die GEMA dazu bringen, endlich notwendige Reformen einzuleiten. Du kannst gerne andere Möglichkeiten aufzeigen, wie sich der Verein auf andere Weise verändern könnte, Konkurrenz ist für mich zunächst einmal der pragmatischste und realistischste Weg dafür.

  • Vor 11 Jahren

    @Ragism:
    Das ungerechte und ungezügelte Monopol ist kein Alleinstellungsmerkmal des Sozialismus.
    Der Aufwand für Veranstalter wird sich sogar vervielfachen, weil es im Augenblick vergleichsweise einfach ist: wird GEMA-Material gespielt, greift der GEMA-Flächenvertrag, fertig. In dem Augenblick, da jedoch nach Verwertungsgesellschaften unterschieden werden muß, vermehrt sich der Arbeitsaufwand; inwiefern die Prozesskosten die Lizenzkosten aufwiegen, ist natürlich vom Einzelfall abhängig, aber ... *puh!*
    Datenbankpflege vom Künstler selbst ist 'ne schöne Idee. Vergiß sie. Aber bitte sehr, sehr schnell. Wer Laien an seine wichtigsten Datenbanken ranläßt, ist selbst dran schuld, wenn später das Dingens die Grätsche macht oder der Betrugsmaschinerie Tür und Tor geöffnet werden. Vier-Augen-Prinzip mindestens.
    Was die Pflege per Software angeht, greift der Spruch vom schwächsten Glied in der Kette. Wenn die Datenbank dazu bestimmt ist, mit verschiedenen Systemen zu korrespondieren, hast Du immer ein riesiges Problem, wenn die Kompatibilität nicht stimmt. Hier haben wir eine gigantische Datenbank, die im Entstehen ist. Diese muß auch noch mit Systemen des Auslands abgeglichen werden und unter Umständen noch mit anderen Warenwirtschaftssystemen funktionieren. Das müßte also über zig Schnittstellen laufen und unter Umständen mehrfach konvertiert werden. Und dann noch bei Veranstaltern und Künstlern, die keine EDV-Spezialisten sein müssen ... schwierig.
    Der Verein ist sehr wohl in der Position, in der er auf Forderungen von Künstlern und Veranstaltern eingehen muß. Aber dazu muß sich vor allem im Inneren mehr bewegen. Anscheinend reicht die Welle ja nicht, die bislang gemacht wurde.
    Ich treib' mich hin und wieder auf GEMA-Seiten rum, aber als Schützer von Künstlern habe ich ihn nicht in Erinnerung. Schützer der Kreativität, meinetwegen, auch gerne mal als Schützer der Rechte von Künstlern oder Kreativen, aber nicht der Personen an sich.
    Wenn Du behauptest, daß in erster Linie internationale Künstler von der GEMA Geld erhalten, dann hätte ich dafür gerne eine Quelle. Meine lautet: Geschäftsbericht GEMA 2011.
    "Verteilung an Mitglieder und andere Berechtigte:
    Aufführungs-/Vorführungs-/Sende- und Wiedergaberechte:
    Inland - 319.168 T?
    Ausland - 49.418 T?
    Inkassomandate - 110.750 T?
    - - -
    Vervielfältigungsrechte:
    Inland - 154.397 T?
    Ausland - 15.215 T?
    Inkassomandate - 52.343 T?,
    davon Inland - 48.894 T?,
    Ausland - 3.449 T?"
    Demnach hat das Ausland einen deutlich niedrigeren Anteil als das Inland.
    Und ich wiederhole es gerne noch einmal: ich ignoriere die Probleme mit der GEMA nicht, und ich glaube nicht daran, daß mehrere Verwertungsgesellschaften wirklich eine Lösung darstellen, letzten Endes kochen die auch nur mit Wasser und dürfen sich ebenfalls mit den Köchen zusammenschließen, die ihnen in die Suppe spucken wollen.
    Ich habe nie behauptet, daß die GEMA eine geschlossene und zufriedene Masse wäre. Das wäre auch herzlich dämlich bei über 60.000 Mitgliedern; ich kenne den Stunk sehr gut, der mitunter auf einen einprasselt, wenn man nur für 800 Leute Anlaufstelle ist, da verliert man jegliche Illusionen in Bezug auf größere Menschenmassen. Aber umgekehrt wäre ich an Deiner Stelle auch vorsichtig, was den Umgang mit Stunkseiten angeht. Allerdings ist es umgekehrt ebenso verkehrt zu glauben, daß es im Untergrund der GEMA bei allen Nicht-Stimmberechtigten ordentlich brodeln würde. Nur, weil das die vorherrschende Meinung auf Stunk-Seiten ist, muß das noch lange nicht die Meinung aller Betroffener sein. Gibt's hier vor Ort ein nettes Beispiel, bei dem im Internet von verschiedenen Leuten Zeter und Mordio geschrien wurde, teilweise im Brustton der Überzeugung, daß die Mehrheit der Bürger das natürlich genauso sehen würde; als nun eine öffentliche Veranstaltung zu diesem Thema abgehalten wurde inkl. Diskussion und Abstimmung, standen auf einmal 80 % der Anwesenden gegen die vorherrschende Meinung im Forum ...
    Konkurrenz macht doch erst mal der GEMA nix aus, denn wie gesagt - im Augenblick braucht sie sie noch nicht groß zu fürchten. Einige der neutralsten und fundierstesten Informationen zum Thema C3S habe ich auf den Seiten der GEMA gefunden, und warum auch nicht? Im Augenblick braucht sie sich darüber keine Gedanken zu machen, und später auch nicht gleich. Ich schätze mal, bis da was passiert, geht noch mindestens ein Jahrzehnt ins Land, nicht zuletzt deswegen, weil für die kommenden Jahre ohnehin die Mitglieder noch gebunden sind. Ich gehe bei meinen Überlegungen davon aus, daß es sich bei GEMA- oder C3S-Mitgliedschaften nicht um Entscheidungen vom selben Schlag geht wie bei einem Karnickelzüchterverein, sondern daß es hier wirklich um die Zukunft einzelner Künstler geht. Und deshalb würde ich als Künstler erst mal abwarten wollen, was denn überhaupt mit C3S geschieht; Versuchskaninchen spielt keiner gern und es wäre vielleicht auch einigen Leuten eher peinlich, wenn sie auf C3S setzten und nach zwei Jahren wieder zurückzukehrten, wenn es die Alternative nicht schaffen sollte. Motto: erst mal die ersten Reaktionen abwarten, und damit meine ich nicht das "Hier is' toll, hier sind die Wände blau gestrichen" nach einer Woche, sondern Berichte über das Meistern der ersten Herausforderungen.
    Gruß
    Skywise

  • Vor 11 Jahren

    P. S.:
    Bei den angegebenen Zahlen steht "T?", das sind "Tausend Euro". Das Forum mag anscheinend Sonderzeichen wie den Euro nicht. Kann ich verstehen, ich kann den Euro auch nicht richtig leiden ...
    Gruß
    Skywise

  • Vor 11 Jahren

    Ach, Monopole sind eine prima Sache, solange sie sich im kapitalistischen Rahmen abspielen? Not, da sind sie sogar noch schlimmer.
    Und Unsinn, der Aufwand für Veranstalter momentan ist noch sehr viel höher, da er erst einmal nachweisen muss, welche Stücke nicht GEMA-pflichtig sind, um Geld zurückerstattet zu bekommen. Mit C3S, von mir aus auch in Kombination mit einer GEMA ohne GEMA-Pflicht, wird die Abrechnung mit einer Software funktionieren. Viel einfacher! Die GEMA besteht in erster Linie aus Menschen, die von modernen Vertriebswegen und Technik sehr wenig Ahnung haben und trotzdem haben sie es geschafft, eine Datenbank aufzubauen. Und nein, es ist sehr einfach, Künstler die Datenbankpflege übernehmen zu lassen, denn bevor sie Stücke veröffentlichen, pflegen sie sie schon ein. Alles andere würde auch absolut keinen Sinn ergeben. Und im Nachhinein lassen sich fehlerhafte Einträge sehr viel leichter wieder löschen.

    Wenn Du schon Statistiken auffährst, dann lies sie bitte auch richtig. Unter "Ausland" sind die deutschen Künstler aufgelistet, die im Ausland gespielt wurden.

    Auch wenn Du es Dir vielleicht nicht vorstellen kannst, aber vielleicht gibt es ja so viel "Stunk", weil es tatsächlich Anlass dazu gibt? Nur als kleine Idee am Rande? Ist ja gut, Du bist pessimistisch was fairere und flexiblere Alternativen anbelangt und bleibst lieber beim bewährten Unrecht.

  • Vor 11 Jahren

    @Ragism:
    Das mit den Monopolen habe ich nicht behauptet. Lege mir nicht schon wieder irgendwas in den Mund.
    Du meinst, der Aufwand für den Veranstalter ist jetzt niedriger, weil er nachweisen muß, welche Stücke nicht GEMA-pflichtig sind, um Geld zurückerstattet zu bekommen. Ich meine: wenn das ein professioneller Veranstalter ist, dann macht der sich gar nicht erst die Mühe, irgendwelche GEMA-freien Lieder aus einem Abendprogramm rauszupicken - mal abgesehen davon: ich bin mir wirklich nicht sicher, ob GEMA-freie Lieder in einer Setliste zu einer Rückvergütung oder Ähnlichem führen können ... mein Verstand sagt mir: warum sollte es denn? Es wird doch überhaupt nicht nach einzelnen Titeln abgerechnet, sondern nach Veranstaltungen, wobei die Fläche und nach der neuen Tarifidee auch der Eintrittspreis herangezogen werden, nicht aber die eigentliche Setliste des Abends, aber ich laß' mich da gerne eines Besseren belehren -, sondern die macht er sich erst dann, wenn ein kompletter Abend mit GEMA-freiem Material ansteht. Wenn er ordentlich wirtschaftet und verhandelt, kann er unter Umständen aus den GEMA-pflichtigen Veranstaltungen Boni rausholen und darüber hinaus noch wertvolle Arbeitszeit sparen, die die paar Cent, die er aus ein, zwei, drei Titeln pro Abend rausholen kann, bei weitem aufwiegen. So. Nun kommen die Alternativen. Jetzt muß er wirklich alle Titel einzeln durchgehen, und das bis ins Detail. Wenn ein Lied mittlerweile nicht mehr urheberrechtlich geschützt ist, weil Urheber seit 70 Jahren Blumendünger, dieses Lied allerdings in einer Bearbeitung eines GEMA-Mitglieds vorliegt, und diese Bearbeitung von einem C3S-Remixer erneut mittels Sampler durch den Wolf gedreht und als Basis für ein neues Stück verwendet wird, fängt die ganze Angelegenheit an, so richtig (!) Spaß zu machen, insbesondere dann, wenn der Remix erst am Abend der Veranstaltung selbst improvisiert wird und im Vorfeld nichts davon bekannt ist. Dann gibt es vielleicht Nur-GEMA-Material an diesem Abend, Nur-C3S-Material, und freies Material, das er dann bei beiden Verwertungsgesellschaften nachweisen muß, wenn er keine Probleme bekommen möchte. Und das ist weniger Arbeit als jetzt? Denk da lieber nochmal drüber nach.
    Die GEMA besteht in erster Linie aus Urhebern, deren Erben und Vertretern, z. B. Verlagen. Teilweise sitzen da auch Leute drunter, die ihr eigenes Label bewirtschaften. Und diese Menschen haben allesamt sehr wenig Ahnung von modernen Vertriebswegen und Technik? Da bin ich anderer Meinung. Wenn Leute, die am Markt aktiv sein müssen, und die Kreativen keine Ahnung von Vertriebswegen und Technik haben, dann weiß ich auch nicht.
    Datenbanken sind Heiligtümer, keine Nutten. Die müssen gepflegt werden und dürfen nicht so gestrickt sein, daß sich jeder in ihnen austoben kann. An meine Datenbanken lasse ich ausschließlich eine ausgewählte Schar, die genau weiß, an welcher Stelle das gefährliche Ende ist. Jeder Datensatz, der dort eingepflegt wird, wird von einem oder zwei dieser Leuten kontrolliert und abgenickt. Das soll verhindern, daß irgendein Technik-Ötzi Informationen in die falschen Felder einträgt. Das soll sicherstellen, daß man bestimmte Informationen später auch wirklich wiederfindet und nicht, daß sich wegen Knoten im Finger oder schlechtem Bier im Kopp zahllose Tippfehler ereignen, aufgrund derer später keine Suche mehr greift. Das soll verhindern, daß irgendwer bestimmte Informationen so manipuliert oder einträgt, daß er über Gebühr begünstigt wird. Vor allem soll das irgendwelchen Wichsern vorbeugen, die es geil finden, fremde Datenbanken zu hacken, zu zerstören oder umzutüddeln, was gerade bei öffentlich zugänglichen Datenbanken gerne mal passiert (von so netten Briefchen, die man zu Agatha Christies Zeiten noch aus der Zeitung auszuschneiden pflegte, und in denen fiese Ideen geäußert werden, was man mit solch wirklich gefährdeten Sachen so alles anstellen kann, wenn nicht zum Zeitpunkt X eine Summe von Y am Örtchen Z deponiert wird, will ich nicht anfangen). Das soll auch verhindern, daß die große Gottheit namens Datenschutz Probleme macht. Und vor allem soll es verhindern, daß irgendwelche radikal eingestellten Vollidioten ihre selbst eingegebenen Titel später wieder löschen können, weil sie keine Ahnung davon haben, welche Verknüpfungen da im Hintergrund laufen oder für sie selbst interessant sein könnten. Wenn's ganz dumm läuft, jagen sie damit ihre eigene Abrechnung zu diesem Titel ins Nirwana. Selbst mit meiner eingespielten kleinen Datenbank-Elite kommt es noch zu genügend Wildwuchs oder Fehlern. Passiert halt. Aber da hab' ich wenigstens meine Riege, mit der ich mich auch über Verbesserungen unterhalten kann. Mach' das mal bei 60.000 Mitgliedern. Ich habe bei laut.fm einen Sender; ich brauch' mir nur anzuschauen, wie die Daten von Musikstücken auf dem Server landen oder gelistet werden, die von ein paar hundert DJs dort hochgejuckelt werden, dann krieg' ich automatisch ein paar graue Haare mehr und das Verlangen nach einem alkoholischen Nervenberuhiger wächst sprunghaft an. Eine solide aufgebaute und scheckheftgepflegte Datenbank ist das Herz eines Unternehmens, das an Informationen gebunden ist. An Herzen läßt man nur Chirurgen oder Lebensgefährten ran, keine Möchtegerns, die gerade mal bewiesen haben, daß sie einen Mitgliedsantrag ausfüllen können. Oder jemanden kennen, der ihn für sie ausfüllt.
    Du hast die Statistik da oben gelesen? Da steht "Verteilung an Mitglieder und andere Berechtigte" drüber, weil es sich hier um die *Verteilung* der Gelder handelt. Wenn deutsche Künstler im Ausland gespielt werden, *erhält* die GEMA entsprechend Geld bzw. es wird verrechnet, und das kommt daher über die "Erträge" rein, nicht über die "Verteilung". Bedeutet im gegebenen Fall, daß über das Ausland 66.959 TEuro eingenommen wurden. Steht auch im Geschäftsbericht, nur ein paar Seiten weiter vorne.
    Und Du wirst es nicht glauben: ich kann mir tatsächlich vorstellen, daß es Stunk gibt. Und Du wirst es immer noch nicht glauben: ich kann mir sogar vorstellen, daß er berechtigt ist. Und Du wirst es absolut nicht für möglich halten: ich kann mir sogar vorstellen, daß dieser Stunk nicht nur auf die GEMA beschränkt ist. Weil ich, wie von Dir schon häufiger mal ignoriert wurde, davon ausgehe, daß ein Teil dieses Stunks auf die GEMA allein zurückzuführen ist, sondern auch auf äußere Rahmenbedingungen. Und, was Du ganz und gar unglaublich finden wirst: ich will nicht beim bewährten Unrecht bleiben. Aber so ist die Ausgangsbasis.
    Gruß
    Skywise

  • Vor 11 Jahren

    Die Ausgangsbasis ist doch vollkommen klar und bestreitet hier niemand. Du stellst sie nur als unabänderlich dar, oder zumindest als mit so vielen Schwierigkeiten behaftet, daß es zu kompliziert wäre, etwas zu ändern. Du konntest bis jetzt auch nicht eine Möglichkeit aufzeigen, wie man von Außen etwas an dieser Organisation verändern könnte, was zum einen am Monopol und zum anderen an der juristischen Position als Verein liegt. Die GEMA könnte ihre Arbeitsmethoden sogar noch sehr viel schlimmer halten und kaum jemand könnte etwas dagegen machen, stündest Du dann immer noch hinter ihr? Und komm schon, wenn Du das bewährte Unrecht nicht gut findest, dann rück doch bitte mal mit einer praktikablen Idee heraus es zu verändern, wenn Du schon die für die meisten einleuchtende Idee der Konkurrenz, die zwangsläufig für eine Reform der bestehenden Gesetze sorgt, als unrealistisch einschätzt?

    In Sachen Abrechnung finden wir in Deiner Argumentation zwar einen wahren Kern, aber dennoch hat sie sich bequem mit bestehendem Unrecht eingerichtet: Der Veranstalter muss für die gesamte verwendete Musik bezahlen, ob sie nun GEMA-pflichtig ist oder nicht. Ich schätze, die allermeisten Menschen halten das für eine sehr ungerechte Vorgehensweise, Du allerdings legitimierst sie dadurch, indem Du die Alternativen als unmöglich deklarierst. Und das, obwohl es die GEMA-Vermutung in vergleichbarer Weise nirgendwo auf der Welt gibt.
    Ein wichtiger Punkt ist: Ich habe bisher noch keinen Veranstalter gesehen, der mit der GEMA-Vermutung oder den neuen Flächentarifen einverstanden wäre, und das obwohl Du letztere als etwas darstellst, was ja sehr viel bequemer von der Hand gehe. Das halte ich für blanken Hohn, denn Veranstalter zu sein ist ein Geschäft mit vielen Risiken und die meisten Veranstaltungen müssen sehr knapp kalkuliert werden, auch weil viele davon am Ende mit Schulden herauskommen. Gerade in Anbetracht der nun verschobenen neuen Tarife erhöhen sich die GEMA-Gebühren um einige hundert Prozent. Meinst Du dann nicht, daß ein Veranstalter dann nicht lieber ein oder zwei Softwareprogramme mit Datenbanken mitlaufen lässt und am Ende ganz simpel die jeweiligen, viel niedrigeren, Beträge überweist?

    Es mag auch sein, daß Du Dir eine teilweise öffentliche Datenbank nicht vorstellen magst, aber auch hier widerlegt Dich die Realität. Die meisten schon offenen Datenbanken funktionieren weitgehend anstands- und problemlos und das trotz des Risikos des Missbrauchs. Jene Künstler, welche informiert und klug genug sind, Alternativen wie C3S zu benutzen, werden mit Sicherheit auch verstehen, wie wichtig es ist ihre Werke vor der Veröffentlichung zu registrieren. Sie vergessen schließlich auch selten, eine Rechnung für eine absolvierte Veranstaltung zu schreiben.
    Klar wird es für solch eine Datenbank auch Support benötigen, z.B. wenn fehlerhaft registrierte Informationen korrigiert werden müssen o.Ä. Das war allerdings auch bisher so, nur daß die gesamte Arbeit ineffizienter und teurer bewerkstelligt werden muss, da sie ohne direkte Hilfe der verantwortlichen Künstler auskommt.

  • Vor 11 Jahren

    @Ragism:
    Die Ausgangsbasis ist nicht unabänderlich. Aber wenn sich ein Verein wie die GEMA korrupieren läßt, wüßte ich nicht, warum ein Verein wie C3S dagegen immun sein sollte, immerhin müssen sie sich über weite Strecken die Rahmenbedingungen teilen.
    Ich habe deshalb keine Möglichkeit genannt, wie man von außen etwas daran ändern könnte, weil ich keine Möglichkeit sehe, etwas von außen daran zu ändern. Daß bei der GEMA einiges schief läuft, weiß ich, aber ich sehe nicht die Organisation als eigentliches Problem an, sondern glaube, daß in diesem Laden einige Probleme gebündelt auftreten, die man allesamt einzeln angehen muß. Und das heißt: von innen. Wenn die GEMA ihre Arbeitsmethoden verschlimmern würde, stünde ich immer noch hinter ihr, ja. Weil ich keinen Laden mit 60.000 Leuts über die Wupper gehen lassen kann, der eine gute Idee bietet, über eingespielte Kontakte und Know-How verfügt und zumindest ein bißchen dafür sorgt, daß Verwerter, Veranstalter und Plattenfirmen nicht übermütig werden. Wenn die GEMA nicht mehr ist, sehe ich tief(!)schwarz für die Urheber von musikalischen Werken, weil damit die Kontrollinstanz wegfällt und somit dem kommerziellen Ausschlachten von Kulturgut Tür und Tor geöffnet wird. Daß der Verein nach innen hin faul ist, ist nach wie vor ein völlig anderes Thema.
    Ich sehe nicht die Konkurrenz zur GEMA als unrealistisch an, ich betrachte es nur als absolut abwegig, daß sie innerhalb kürzester Zeit mit Glanz und Gloria die Marktführerschaft übernimmt und ihr alle Leute mit ausgebreiteten Armen entgegenlaufen. Und ich sehe auch beim besten Willen nicht, aus welchem Grund sie "zwangsläufig" dafür sorgen sollte, daß sich Gesetze ändern. Das einzige, das ich ihr ganz spontan zutraue, ist, daß sich die Rechtsprechung ändert, aber selbst da glaube ich nicht, daß das von heute auf morgen geschehen wird.
    Wenn Du sagst, daß es die GEMA-Vermutung in keinem anderen Land der Welt gibt, kann ich das weder bestätigen noch verneinen. Dazu kenne ich die Rechtssysteme der restlichen 200 Länder der Welt einfach zu wenig. Allerdings: wer sagt denn, daß Künstler in anderen Länder der Welt diese "GEMA-Vermutung" nicht gerne hätten? Ich muß erst mal davon ausgehen, daß diese "GEMA-Vermutung" den Urhebern (heißt hier: GEMA-Mitgliedern) Geld in die Kasse spült. Daß das den Veranstaltern mitunter nicht in den Kram paßt (weil - is' ja ihr Geld), kann ich mir an zwei Fingern abzählen.
    Was die Erhöhung der GEMA-Gebühren angeht, wäre ich mir an Deiner Stelle gar nicht so sicher, daß es wirklich durch die Bank so ist, bzw. ob es überhaupt so schlimm ist, wie von einigen Leuten immer wieder behauptet. Bevor Du's mir unterstellst: ich sage nicht, daß es diese Erhöhungen um 100 oder gar 1000 Prozent Unsinn sind, und mit Sicherheit gibt es Veranstalter, die wegen eines ungünstigen Flächenschnitts plötzlich die Dummen sind. Aber ich glaube, daß die Leute, die sich am lautesten über "Tausende von Euro mehr pro Jahr" beschweren, ausgerechnet diejenigen sind, die am besten an ihren Einrichtungen verdienen und den meisten Einfluß haben. Oder anders gesagt: es gibt in Deutschland über 1,5 Millionen Veranstaltungen pro Jahr (Quelle: GEMA). Nun macht ein Teil der ca. 3.000 Dancefloors (erneute Quelle: GEMA) Zores. Verblüffenderweise habe ich aber außerhalb der Kreise DEHOGA, Bundesvereinigung der Musikveranstalter e. V., bei denen diese Einrichtungen organisiert sind, aber relativ wenig Aufbegehren wahrgenommen, genau genommen kein begründetes. Möglichkeit 1: in diese Richtung standen keine Mikrofone und es weiß auch keiner von denen, wie man sich im Internet zu Wort meldet, daher hat die Wutwelle aus dieser Richtung niemand registriert. Möglichkeit 2: die haben keine oder nur so geringe Probleme mit den neuen Tarifen, daß sie sich einfach nicht beschweren. Eine dritte Möglichkeit ist mir nicht eingefallen.
    Was die spitze Feder angeht, mit dem die Veranstalter kalkulieren - richtig, aber die meisten davon haben sich ja nicht beschwert, sondern nur die Disco- und Clubbetreiber. Wenn man nun eine Berliner Studie heranzieht (Projekt Zukunft, Musikwirtschaft_Studie_Clubs_2008.pdf), findet man darin folgende Aussage: "Dabei wurde regelmäßig der höchste Umsatzanteil
    (65 %) mit Gastronomie erzielt. Jeweils 17 %
    wurden über Eintrittsgebühren, durch Vermietung
    oder Sponsoringleistungen erwirtschaftet". Wenn wir jetzt noch berücksichtigen, daß die GEMA in ihren Tarifen davon spricht, daß pro Veranstaltung maximal 10 % der Eintrittsgelder an GEMA-Pauschale fällig werden, komme ich zu dem Ergebnis, daß ein durchschnittlicher Berliner Club maximal 1,7 % seiner Einnahmen für die Musik latzen muß; weniger, wenn er hin und wieder oder permanent brummend voll ist. Wenn sich hier jemand über hundert oder mehr Prozent Steigerung beschwert (!), muß ich mich erst mal fragen: wie günstig kriegen die denn die Musik derzeit in den Hintern gesteckt? Und ist die Erhöhung auf 1,7 % jährlich wirklich derart lebensbedrohlich, daß man mit wehenden Fahnen bei der GEMA auflaufen muß? Ich gestehe dieser Rechnung natürlich zu, daß sie erstens auf Berlin beschränkt ist (anderswo kann's anders sein) und zweitens Durchschnittswerte verbrät.
    Aber okay. Nochmal: 1,5 Millionen Veranstaltungen pro Jahr, von den Veranstaltern ziehen wir jetzt mal die 3.000 ab, die sich gerade lautstark beschweren. Bleibt noch eine unbekannte Zahl übrig, die sich nicht so lautstark oder gar nicht beschwert, oder von denen man's nicht mitkriegt. Wie viele von denen wären also bereit, ein oder zwei Softwareprogramme mitlaufen zu lassen, wenn sie aufgrund des Flächenvertrags augenscheinlich weniger, gleich viel oder nur geringfügig mehr bezahlen als früher?
    Und die Beträge sind immer noch nicht niedriger, geschweige denn viel niedriger geworden. Im Augenblick zahlst Du Deine abendliche GEMA-Pauschale, wenn Du GEMA-Material spielst und fertig. Wenn du noch C3S-Musik spielst, wird diese Summe noch zusätzlich fällig. Und das ändert sich so lange nicht, bis es anders geregelt wird.
    Die meisten schon offenen Datenbanken, falls Du damit auf solche Dinge wie IMDB oder Wikipedia oder so anspielen solltest, jonglieren nicht mit Informationen, die unmittelbar zur Abrechnung gebracht werden müssen oder sollen. Du brauchst einfach nur mal darüber nachzudenken, daß Deine Daten mitsamt den Informationen über Dein Werk auf einem Internetserver gespeichert werden würden, und allein schon das Verlieren oder Hacken des Paßworts oder ein Nicht-Ausloggen am falschen Ort ausreicht, um Deine Einnahmequelle in Form von Datensätzen zu vernichten. In dem Augenblick, da man mittels Manipulation einer Datenbank eine natürliche oder juristische Person puttmachen kann, gehört diese unter Aufsicht.
    C3S-Künstler würde ich erst mal nicht als informierter oder klüger ansehen als GEMA-Mitglieder oder sonst irgendwelche anderen Menschen. Und es wäre ausgesprochen hilfreich, wenn Du davon ausgehen würdest, daß die Nutzer dieser Datenbank nicht dieselben sein müssen, die später eine Veranstaltung zu absolvieren bzw. diese abzurechnen. Wir müssen immer noch einen Unterschied machen zwischen Urhebern und Interpreten.
    Gruß
    Skywise

  • Vor 11 Jahren

    1A, topp! Kann man so direkt auf die GEMA-Webseite stellen! Das gibt mit Sicherheit eine Beförderung. Komm, lass Dir den Kopf tätscheln...