"Kleiner, bedeutungsloser Aufstand": Thom Yorke und Nigel Godrich entfernen ihr musikalisches Schaffen (teilweise) vom Streaming-Portal.
Westminster (top) - Seit gestern Abend stehen Thom Yorkes Solo-Platte "The Eraser", das Album von Atoms For Peace sowie Godrichs Projekt Ultraista nicht mehr bei Spotify im Stream zur Verfügung. Weshalb sich die Band-Kollegen für den Rückzug entschieden, erläuterte Godrich in mehreren Tweets:
"Der Grund ist, dass neue Künstler mit diesem Modell scheiße bezahlt werden. Es ist eine Gleichung, die nicht aufgeht. Die Musikindustrie wird durchs Hintertürchen übernommen, und wenn wir nicht versuchen, es für neue Musik-Produzenten und Künstler fair zu regeln, dann wird die Kunst drunter leiden. (...) Noch zahlt es sich nicht für Spotify aus. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, ein Modell zu etablieren, das sehr wertvoll sein wird. Währenddessen können kleine Labels und neue Musiker nicht mal ihre Lichter anlassen."
"Die Aktionäre werden sich in Geld wälzen"
Godrich führt in seiner Begründung weiter aus, dass momentan jeder aus Zugzwang seine Musik zur Verfügung stelle, egal wie unrentabel es sei. Auf weite Sicht könne dies aber nicht funktionieren. Beispielsweise ein Studio oder Musiker zu bezahlen, sei mit dem Hungerlohn der Streaming-Dienste aber unmöglich, schloss Godrich. Thom Yorke fügte hinzu:
"Macht keinen Fehler. Die neuen Künstler, die ihr auf Spotify entdeckt, verdienen kein Geld. Die Aktionäre hingegen werden sich bald darin wälzen. So einfach ist das."
Die beiden Musiker sind nicht die ersten, die ihren Unmut über Plattformen wie Spotify äußern. Zuletzt wurde der Radio-Streaming-Dienst Pandora von mehreren bekannten Musikern wegen zu geringer Ausschüttungen an die Urheber an den Pranger gestellt.
21 Kommentare
wo ist die erläuterung zur zwischenüberschrift "39 dollar für 3 millionen klicks". würd mich interessieren, wer das gesagt hat ...
@chob13:
Stimmt, das ist die Kohle, die Songwriterin Ellen Shipley von Pandora bekam. Den Absatz mit älteren Details hab ich gestrichen (und vergessen, die Zischenüberschrift anzupassen). Mehr Infos zum Konflikt zw Musikern und pandora gibts hier:
http://www.huffingtonpost.com/2013/06/25/p…
oder hier:
http://www.digitalmusicnews.com/permalink/…
Die Lösung wär doch so einfach: CDs kaufen.
@Skywise (« @Menschenfeind (« Jetzt mal ohne Joke: Ich würde es begrüßen, wenn jeder Künstler/Musiker/Schriftsteller ein (Spenden-)Konto hätte, wo man ihm übers Netz und PayPal so viel überweisen kann wie er einem gerade wert ist. Das Geld geht dann direkt an XY, ohne daß sein Verlag/Label/whatever vorher 90% abgreift. So was wie Kickstarter, nur ohne direkte Anbindung an ein bestimmtes Projekt - einfach ab und zu was überweisen, damit derjenige, der mir mit seiner Kunst Freude bereitet, sich was zu essen und die Miete leisten kann. »):
Schon, aber hat das nicht schon so ein bißchen was von Almosen?
Außerdem steht mit den Interpreten nur ein Teil der Verantwortlichen im Scheinwerferlicht, die Kreativen im Hintergrund und ihr Anteil an dem Werk wird ohnehin viel zu oft unterschlagen, ebenso auch der Anteil der Mitmusiker, Arrangeure und Tontechniker, insofern sind ihre Chancen auf eine entsprechende Förderung ziemlich gering.
Und schließlich gibt's ja auch diese lustigen Leute, die glauben, nur weil ein Lied mal rund um den Globus gegangen ist, hätten alle beteiligten Künstler ausgesorgt ... Bekanntheitsgrad gleich Kontostand, so ungefähr. Den Zusammenhang hat mir zwar irgendwie noch keiner so richtig schlüssig erklären können, wenn ich nachgefragt habe, aber trotzdem behaupten es immer noch viele.
Gruß
Skywise »):
öhhhm Psy oder wie der Gockel heißt? Und Mambo-Nr. 5 Typ ... Modern Talking läuft sogar in der Fischerhütte in Nord-Vietnam.
Beliebtheit sorgt dann doch dafür, dass die wenige Zahl von zahlungskräftigen Kunden doch zur Platte greift. Ist einfach eine Frage der Wahrscheinlichkeit.
@JaDeVin (« Beliebtheit sorgt dann doch dafür, dass die wenige Zahl von zahlungskräftigen Kunden doch zur Platte greift. Ist einfach eine Frage der Wahrscheinlichkeit. »):
Nun ja, reicht das? UB40, Mick Fleetwood, Michael Jackson, TLC, Toni Braxton, Billy Joel, Willie Nelson, MC Hammer, George Clinton, Isaac Hayes, Ted Nugent, Marvin Gaye, David Crosby, Meat Loaf, Cyndi Lauper, Leonard Cohen, Harry Nilsson, Tom Petty, Jerry Lee Lewis, Cat Power ... alle unbeliebt?
[ironie] Selbst ein Michael Wendler, der beim breiten Volk (Wortspiel beabsichtigt) so irre beliebt ist, hat schon 'ne Insolvenz hinter sich. [ironie aus]
Man darf sicher auch mal die Frage stellen, warum man Eddie Van Halen in jüngeren Jahren immer nur auf kleinen Bühnen zu sehen bekommt, während er auf Videoportalen mit seinen Gitarrensoli teilweise ein Publikum im zweistelligen Millionenbereich erreicht. Vielleicht kriegt er einfach keine Tour finanziert ...
Umgekehrt - Siggi Mertens gibt via youtube einige Tips für Gitarrenspieler, hat seine 27.000 Abonnenten und bei einigen Liedern sogar mehr als eine halbe Million Klicks. Ich weiß nicht, wie viele dieser Leute sich allein wegen seiner Videos eines der beiden Alben seines aktuellen Musikprojekts "Johnny Ketzel und sein Schließer" besorgt haben. Meine Vermutung: verschwindend wenige, mal nüchtern geschätzt zweifle ich sogar daran, daß sich aus den tausenden von Zuschauerzahlen eine zweistellige Käuferzahl herauskristallisiert hat. Reiner Spekulatius, belegen kann ich's natürlich nicht ... aber wer sich zu Musik von Bryan Adams oder AC/DC Tipps abholt, zähle ich nicht unbedingt zur Zielgruppe für melancholischen deutschen Liedermacherpop mit Countryanleihen ...
Gruß
Skywise
... und es wurde kursiv!