Die erste Live-Show bei "Deutschland sucht den Superstar" ist gelaufen. Das Publikum wählte zehn Kandidaten in die nächste Runde.

Köln (dani) - Endlich. "Deutschland sucht den Superstar" tritt in die Phase ein, in der man den Ausgang der abendlichen Sendung nicht bereits am Tag vorher zusammen mit den markigsten Sprüchen von Juror Dieter Bohlen in der Bild-Zeitung nachlesen kann. Seit Samstag gehen die Shows wieder live über die Bühne. Für fünf der fünfzehn verbliebenen Teilnehmer bedeutete der erste Schritt vor Publikum aber gleichzeitig den letzten: Die drohenden Mottoshows bieten lediglich Platz für zehn hoffnungsfrohe Jungstars.

Same procedure as every year, James!

Als geneigter DSDS-Zuschauer ist man mit dem Procedere bestens vertraut. Es wiederholt sich schließlich mit der Absehbarkeit von "Dinner For One". Jeder Kandidat wird in einem kleinen Filmchen vorgestellt, das wahlweise die freundliche Oma, den neugeborenen Sohn oder einen mehr oder weniger derben Schicksalsschlag werbewirksam ausschlachtet. Jeder Teilnehmer singt einen Titel - in aller Regel verblüfft die Auswahl eher nicht.

Marco Schreyl gibt, passend zu Karneval, den Gaudiprinzen, kalauert sich durch seine An- und Abmoderationen und findet freundliche Worte für jeden "Superstar"-Aspiranten. Dieter Bohlen rügt und rüffelt, Nina Eichinger findet alles ganz, ganz toll, Volker Neumüller sitzt auch irgendwie dabei.

Dann darf angerufen werden. Wie man sich eine Stunde lang wach hält, ehe in einer quälend in die Länge gezogenen "Entscheidungsshow" die Resultate bekannt gegeben werden, bleibt dem Zuschauer zu Hause überlassen - mit miserabler Standup-Comedy bot RTL dabei keine große Hilfe.

Fleisch gewordene Pin-Up-Phantasie

So weit, so bekannt. Die Show startete dann auch gleich mit einem Déjà-vu-Erlebnis. Nein, auch wenn sie sich genau so verkauft: Es handelt sich bei der ersten Kandidatin, die in knapper Ledermontur auf einem Kraftrad herumrutschte, keineswegs um Annemarie Eilfeld, die einen neuerlichen Versuch wagt. Steffi Landerer präsentierte sich als Fleisch gewordene Pin-Up-Phantasie und versuchte sich eher kläglich an "I Love Rock'n'Roll" - von Britney Spears, behauptete die Ansage. So klang es auch.

Das alte Lied

Wie oft ich im Rahmen dieser Staffel bereits Milows "You Don't Know" hören musste - ich weiß es nicht mehr. Manuel Hoffmann setzte jedenfalls noch eins drauf. Irgendjemand muss wohl am Pitch-Regler herumgespielt haben. Dem Knaben, der wie angeleimt auf seinem Barhocker saß, genügten jedenfalls Bruchteile der diesem Song eigentlich zustehenden Zeit.

Während ich noch darüber sinnierte, welchen Bryan Adams-Titel Helmut Orosz wohl diesmal aus der Mottenkiste ziehen wird, trat er bereits an - wieder einmal mit "Summer Of '69" im Gepäck. Es folgten eine saftlose Fassung von "Let's Get Loud" (Maria Valencia) und Nelson Sagaré mit einer hochprofessionell vorgetragenen R'n'B-Schnulze aus dem Repertoire Marios.

Küken Naomi Marte zappelte hyperaktiv durch Nenas "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann". Noch nicht einmal Dirk Petry, der Mann mit dem Hut, wagte ein Experiment: Er ersäufte der Beatles' "Yesterday" in mehreren Litern Schleim.

Warum nicht einfach mal eine Nummer wählen, die einem noch nicht zu den Ohren rausquillt? Eine, die man in diesem Zusammenhang noch nicht rauf- und runter gehört hat? Den Verdacht, dass Mehrzad Marashi singen kann, hegte man nach dem Recall bereits. Musste es dann aber wirklich wieder "Und Wenn Ein Lied" sein?

Mehr Selbstvertrauen, Menowin!

Mein inneres Flehen nach einem Ausbruch aus Schema F erhörte Menowin Fröhlich. Sein "I'll Be There", im Original von den Jackson 5 - mein Schützenfest: tolle Wahl, wundervoll interpretiert. Er muss sich eigentlich nur noch abgewöhnen, sich mit dem Verklingen des letzten Tons von einem klasse Sänger in ein Stück Schlachtvieh zu verwandeln. Mit einer solchen Leistung im Rücken muss man doch nicht so unsicher kucken, Junge!

Marcel reitet den Bullen

Alan-Harper-Look-a-like Kevin Reichmann kann tanzen, Céline Denefleh kann nicht viel: wenig verblüffend. Dem niedlichen Marcel Pluschke allerdings hätte ich weder einen Ritt auf einem Kunstbullen noch die gewagte Wahl eines Lagerfeuerkrachers wie "Country Road" zugetraut. Yiiii-ha!

Zweiter Anlauf für Thomas

Nachdem er die Nummer im Recall ordentlich verkorkst hatte, nahm Thomas Karaoglan mit "My Girl" einen zweiten Anlauf. Na, also. Geht doch! Wenn auch nicht der große Gesangs-Wurf, so sorgte das kleine Großmaul im knallroten Anzug doch für beste Unterhaltung.

Erschütternde Klassenunterschiede

Am meisten erschüttert in der aktuellen Staffel der Klassenunterschied zwischen den männlichen und weiblichen Teilnehmern. Im Schnelldurchlauf wurde doppelt offenbar: Vielleicht hätte man die Mädels doch etwas weniger nach der Fassade aussuchen sollen.

So blieb selbst Kim Debkowski diesmal hinter ihren bisherigen Leistungen zurück. Die übrigen Hühner unterboten sich gegenseitig in den Längen ihrer Röckchen, gestatteten Kamerafahrten bis knapp vor den Uterus und schüttelten, was sie hatten. Stimme gehörte nicht dazu.

Einzig taugliches Mädel: Kim

Die abstimmende Zuschauerschaft quittierte all das erstaunlich geschmackssicher: Unter den sieben Teilnehmern, die die Anrufer direkt in die Mottoshows hievten, stand neben Mehrzad, Menowin, Helmut, Manuel, Nelson und Thomas einzig eine Lady - nämlich Kim, was Bohlen & Co. befriedigt zur Kenntnis nahmen. Statt drei weiteren Teilnehmern ein Jury-Ticket zuzuschieben, überließen die Kampfrichter die Entscheidung dem Volk.

Mit den acht-, neunt- und zehntmeisten Anrufen schafften es - neben Freizeit-Cowboy Marcel - dann doch noch zwei Grazien in die nächste Runde: Ines Redjeb darf noch einmal ran, ebenso Steffi Landerer. Wie weit dekorative Optik und Rückenwind von der Boulevard-Presse tragen? Die kommenden Wochen werden es zeigen.

Fotos

Dieter Bohlen

Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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28 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    @Malika60 (« Und verrate mir einer eine einigermaßen bekannte Musikseite, Forum, Zeitung etc., die sich DSDS tatsächlich entzieht. »):

    Visions xD Hab noch nie gelesen, dass die was davon berichten ;)

    Hab's mir auch nicht angeschaut, werde ich auch nicht mehr. Die Scheiße ist von Anfang bis Ende geplant, Talente sind da nicht mit bei (und ich glaube DOCH, dass die in der BILD ausgeschlachtet werden müssen). Der einzige Superstar ist und bleibt Dieter Bohlen, wie es auch schon öfter hier erwähnt wurde. Mir fällt zu diesem Format nichts mehr ein...

  • Vor 14 Jahren

    Einzig Mehrzad überzeugt mich richtig. Ist halt ein cooler, ruhiger, angenehmer Typ mit einer starken, leicht souligen Stimme, der nicht viel Effekthascherei braucht, um die Leute mitzureißen. Hauptsache, der bringt nicht schon wieder ´ne Söhne- Mannheims- Nummer. Der Rest ist aber auch austauschbar und blutleer.
    Da ist beim Raab halt auch ein besseres Niveau, weil Raab sicherlich mehr Ahnung von guter Musik hat, als Bohlen, und weil es auf die Qualität des Kandidaten ankommt und nicht auf Imagebildung und irgendwelche Schicksalsgeschichten. Das ist schon ein himmelsweiter Qualitätsunterschied.