"There is something happening in America," sagte der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama in seiner Ansprache am 8. Januar, nachdem er die Vorwahlen um die Kandidatenschaft gegen seine Widersacherin und Parteikollegin Hillary Clinton knapp verloren hatte. Und in der Tat passiert etwas …

Zurück zur News
  • Vor 16 Jahren

    @wtd (« @dein_boeser_Anwalt («
    zur unabhängigkeit der justiz (staatsanwälte und richter werden gewählt!!!!!was für urteile beantragt/fällt man wohl, wenn man auf volkes stimme angewiesen ist?); »):

    Bei den USA muss man immer bedenken, dass das gesamte System nunmal schon sehr alt ist. Und genauso könnte man in Deutschland bemängeln, dass dieses System der Ernennung absolut undurchschaubar ist.
    @dein_boeser_Anwalt («
    ein veraltetes wahl- u. faktisches 2 (!) parteiensystem, welches nun wirklich nichts mit ernsthaftem politischen pluralismus gemein hat.
    was ist das? semifaschismus? »):

    Großbritannien ist semifaschistisch? Frankreich auch? Die USA sind vielleicht keine pluralistische Demokratie, aber das liegt wohl eher an der geschichtlichen Entwicklung als an mangelnden demokratischen Standards.
    @dein_boeser_Anwalt («
    das sind nur 4 beispiele von mangel an demokratischen Mindeststandards, welche in europa m.e. nach undenkbar wären. da ist man demokratisch schon weiter. sogar ein derart schwer neurotisiertes land wie israel bekommt das unter echten survivalbedingungen besser hin. »):

    Ja, in Europa größtenteils undenkbar, aber sind wir der Maßstab der Welt?
    @dein_boeser_Anwalt («
    da darf man gerade als kritischer fan dieses landes schon mal erfreut sein, wenn plötzlich ein obama um die ecke kommt und sich auch noch der unterstützung der celebs sicher sein kann.

    lg dba »):

    Was ist an Obama eigentlich so besonders? Was würde er denn so anders machen? »):

    1. die tatsache, dass das system sehr alt ist, rechtfertigt es nicht, sondern begründet ja gerade dir rückständigkei und reformbedürftigkeit.

    2. der vergleich mit uk und france hinkt. die bedenklichkeit ergibt sich aus der addition von a) 2parteiensystem und b) todesstrafe
    (stichwort: einschränkung der politischen einflussmöglichkeit jenseits der beiden starren volksparteien)

    3. jeder ort der welt ist der maßstab, welcher solche mängel überwunden hat. europa ist da nur ein beispiel. ausserdem habe ich israel als zusätzliches bsp genannt.

    4. was obama anders machen wird als bush, weiss ich nicht, da ich kein hellseher bin (...noch nicht....). die wahrscheinlichkeit der veränderung ergibt sich m.e. aus seiner biographie:
    bislang hatte die demokratische partei (von den republikaner ganz zu schweigen) auch noch nie einen auf BÜRGERRECHTE spezialisierten anwalt als kandidaten genommen, der sich im vorfeld (immerhin) erfolgreich für mehr prozessuale rechte von angeklagten eingesetzt hat, welchen die todesstrafe drohe.
    das ist nach us-politischen maßstäben ja fast schon subversiv.

    lg dba

  • Vor 16 Jahren

    @dein_boeser_Anwalt (« @matze (« @ratte40k (« Ich verstehe auch nicht, was an Kritik rassistisch ist. Sorry, aber ich kann es nicht leiden, wenn jemand bei Kritik an anderen Systemen (schließlich kritisieren wir unser System ja auch) immer gleich "Nazi" schreit. Sicher hier fallen auch nen paar Vorurtile, aber ich finde nicht, dass man in diesem Fall von Rassismus sprechen kannn. Die Leute haben aufgrund der letzten Jahre nen Klischee-Ami im Kopf. Wie weit die Amerikaner wirklich auf dieses Klischee reduzieren kann, dass weiß ich nicht, aber nen Teil wird wohl stimmen, denn ich hab Kumpels da Drüben (Sind nach Amerika ausgewandert)und selbst die können sagen, dass nen Teil dieser "Vorurteile" eben nicht nur Vorurteile sind (Was nicht heißen soll, dass jeder so ist). Von daher wird da schon nen bissl was dran sein.
    Beim politischen System hat der Böse Anwalt zumindest recht. »):

    erstmal: ich habe nicht "nazi" geschrien, sondern lediglich gesagt, dass die pauschalisierte stigmatisierung eines volkes nichts weiter als rassismus ist. und das kind beim namen zu nennen lasse ich mir mit meiner "politischen erfahrung" nicht nehmen. genau die tatsache, dass die leute einen klischee-ami im kopf haben, ist doch das problem! keiner der amerikaner, die ich kenne, erfüllt diese klischees, die ein w. oder wer auch immer den leuten angeblich in den kopf gesetzt hat. wer solchen klischees aufsitzt verfolgt entweder die falschen medien oder ist gefährlich ignorant. auf jeden fall ist er zu faul, kritisch zu denken.

    @dba: du brauchst mir das politische system der usa nicht erklären, danke. ich bin mir durchaus bewusst, dass es hier und da probleme gibt, und gerade deswegen setze ich selbst auch große hoffnungen in den kandidaten obama. was ich hier gefährlich finde, sind die dümmlichen verallgemeinerungen. wer die usa nicht kennt, sollte einfach nicht mitreden (und damit meine ich nicht dich!). »):

    dann sind wir uns heute schon zum 2. mal einig? (1. die blixa-text-kiste)

    ....das wird langsam beängstigend..... :) »):

    keine angst, wir haben weniger gemeinsam, als du offensichtlich denkst. :)

  • Vor 16 Jahren

    @The|SquaLL (« Er ist schwarz! »):

    Naja. Imho eher Milchkaffee.
    Vor allem ist er jung.
    Jung = cool.
    :D

  • Vor 16 Jahren

    @Amalia (« @The|SquaLL (« Er ist schwarz! »):

    Naja. Imho eher Milchkaffee.
    Vor allem ist er jung.
    Jung = cool.
    :D »):

    Einigen wir uns einfach darauf, dass er cool ist.

  • Vor 16 Jahren

    ist man mit 46 noch jung? puh, dann hab ich ja noch ne weile ...

  • Vor 16 Jahren

    Ne aber ihm sieht man das Alter kaum an.
    Ich finde er sieht eher wie mitte 30 aus.

  • Vor 16 Jahren

    @Anonymous (« blabla fucking' bla..
    was soll der ganze gekreische um den?
    mit ner weißen hautfarbe würd der typ nie für soviel gejuble sorgen.
    und werden wird er's letzt endlich eh nicht, weil die armis für nen farbigen noch viel zu engstirning sind. »):

    depp!

  • Vor 16 Jahren

    Mit wem muss man schlafen um Punk Rock Warlord zu sein? :wusrtham:

  • Vor 16 Jahren

    @RockLinebacker (« Mit wem muss man schlafen um Punk Rock Warlord zu sein? :wusrtham: »):

    Mir :)

  • Vor 16 Jahren

    @matze (« ist man mit 46 noch jung? puh, dann hab ich ja noch ne weile ... »):

    Rauchen aufhören, keine Drogen mehr, weniger Alkohol, eine ausgewogene Ernährung, wöchentliches Training und früh schlafengehen, dann wird das schon (http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Li…).
    Obwohl, das ist irgendwie nicht mehr cool.@Amalia (« Gute Frage. Die Antwort kennt vielleicht noch nicht einmal Obama selbst. Was auch immer er sich unter change vorstellt, und was man davon wirklich umsetzen kann, das steht nicht auf demselben Blatt Papier. Oft genung nötigen die berühmten Sachzwänge auch den hoffnungsvollsten Optimisten, einige Abstriche zu machen. Sollte Obama der nächste Präsident werden, kommt es zuallererst darauf an, wieviel Durchsetzungsvermögen ihn auszeichnet.
    Persönlich wünsche ich den Amerikanern, dass sie endlich den Genuss sozialer Mindeststandards erfahren. Dafür würde sich natürlich ein Demokrat eignen.
    Der Rest der Welt sollte sich keine falschen Hoffnungen machen. Ohne den Kalten Krieg war es in den letzten Jahren stets beliebt, mit dem Finger auf die einzig verbliebene Supermacht zu zeigen. Ich frage, welches Land würde sich in solch einer Position anders verhalten? Welches Land würde seine Hegemonie einfach so aufgeben? Kein einziges Land verzichtet freiwillig auf Macht. Die USA müssen Antworten auf Fragen finden, die sich keinem anderen Land stellen. Und deshalb werden sie auch in Zukunft unter Umständen Kriege führen, unter einem republikanischen wie einem demokratischen Präsidenten. Immer dann, wenn sie Macht zu verlieren drohen.
    Allerdings kann man hoffen, dass der neue Amtsinhaber in den Krisen unserer Zeit ein wenig mehr diplomatisches Fingerspitzengefühl an den Tag legt, um einer militärischen Lösung zuvorzukommen. »):

    Und nun schaut mal hier (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,15…).
    Unverschämtheit, die haben mich nicht mal gefragt! Wobei ich keine zwei Seiten brauche, um zum Wesentlichen zu kommen. :D

  • Vor 16 Jahren

    Ach so, du schreibst gar nicht für den Spiegel?
    Haben die schon angefragt?
    Was bist du beruflich?Hausfrau?

  • Vor 16 Jahren

    @Amalia («
    Ich frage, welches Land würde sich in solch einer Position anders verhalten? Welches Land würde seine Hegemonie einfach so aufgeben? Kein einziges Land verzichtet freiwillig auf Macht. Die USA müssen Antworten auf Fragen finden, die sich keinem anderen Land stellen. Und deshalb werden sie auch in Zukunft unter Umständen Kriege führen, unter einem republikanischen wie einem demokratischen Präsidenten. Immer dann, wenn sie Macht zu verlieren drohen.
    Allerdings kann man hoffen, dass der neue Amtsinhaber in den Krisen unserer Zeit ein wenig mehr diplomatisches Fingerspitzengefühl an den Tag legt, um einer militärischen Lösung zuvorzukommen. »):

    Es gibt doch gewisse Parallelen zur Situation 1963. Die USA unterstützten aktiv und militärisch das (süd)vietnamesische Diem-Regime. Es gab, als Folge der Selbstverbrennung eines buddhistischen Mönchs Aufstände, Unterdrückung, Chaos. Obwohl auch Kennedy vorher weder vor dem Einsatz von Napalm gegen Zivilisten noch vor Sabotageakten zurückschreckte, beschloss er dennoch, sich Hals über Kopf aus der Region zurückzuziehen. Zehn Tage später wurde er selbst erschossen, Johnson kam an die Macht, es wurde - im Gegenteil - massiv militärisch aufgerüstet und das Unheil nahm seinen traurigen Lauf. Ich vermute bzw. hoffe, dass die ungefähre Hälfte der US-Amerikaner, die jetzt für Clinton oder Obama eine Wiederholung dieses Alptraums - Hegemonie hin oder her - unter allen Umständen verhindern wollen. Auch wenn soziale und innenpolitische Themen wahrscheinlich eine viel größere Rolle spielen, als es von hier aus vielleicht scheint.

  • Vor 16 Jahren

    Ein mannigfaltiges und fast schon ein wenig leidiges Thema. Eine eindeutige Parallele zu dem in diesem Kontext viel zitierten Vietnam-Konflikt ist meiner Ansicht nach ein Kampf der Ideologien. Die Amerikaner haben doch nicht in Vietnam interveniert, weil sie das Land im imperialistischen Sinn an Rohstoffen erleichtern wollten, im Kalten Krieg, da offenbare ich sicherlich niemandem eine Neuigkeit, ging es lediglich um die Deutungshoheit, wer die Spielregeln in unserer Welt festlegen darf.
    Dem Anschein nach möchte man auch heute nicht von solch einem bewährten Prinzip ablassen. Kapitalismus/Individualismus und Kommunismus/Sozialismus wurden als Teilnehmer von Säkularismus/Laizismus und Klerikalismus/Theokratie abgelöst. Ansonsten hat sich nicht viel getan - Geschichte wiederholt sich, weil die Menschen lernresistent sind.
    Nun ist Vietnam, zumal noch nicht so lange her, der Mehrheit der US-Amerikaner vermutlich nicht unbekannt, allerdings kann man fragen, wie mit diesem kollektiven Trauma bis zum heutigen Zeitpunkt verfahren wurde.
    Gehen wir einfach mal von einem US-Amerikaner aus, der dieses Trauma klugerweise nicht verdrängt und dem, wie der restlichen Welt, eine gewisse Analogie zum aktuellen Konflikt nicht verborgen bleibt. Doch ist es wirklich klug, Vietnam als Präzedenzfall zu betrachten und für die gegenwärtige Situation denselben Ausgang zu folgern? Und was kann oder sollte man dann wiederum aus diesem Schluss als endgültige Konsequenz ableiten? Wenn man zu so einem Sachverhalt spekuliert, werden verschiedene Personen auch stets zu verschiedenen Ergebnissen gelangen. Wenn man also den Ausgang des Vietnam-Krieges als den wahrscheinlichen Ausgang für die gegenwärtigen militärischen Auseinandersetzungen postuliert, kann man daraus entweder folgern, dass es für die Situation keine militärische Lösung gibt, und ein militärisches Engagement demnach unnötig ist, oder dass ein stärkeres militärisches Engagement nötig ist, weil die Schlagkraft in Vietnam einfach nicht ausreichend war, und nur deshalb nicht zu einem Erfolg führte.
    Ich glaube, dass es in den USA eine Mehrheit gibt, die, aus unterschiedlichen Gründen, ein Zurückweichen, wenn nicht militärischer, dann doch politischer Natur, als völlig ausgeschlossen erachtet. Der schöne Begriff freedom wurde von der Bush-Administration zwar arg überstrapaziert, dennoch halte ich ihn in diesem Zusammenhang nicht für fehlplatziert.
    Konzentrieren wir uns zur näheren Erläuterung auf den Iran, der gewichtigsten politischen und ideologischen Macht, die den USA in dieser Region Kopfzerbrechen bereitet.
    Der Iran ist alles andere als ein Hort von Menschen-und Bürgerrechten, nicht weil dort lauter barbarische, unzivilisierte Fanatiker leben, sondern weil dort mehrheitlich Schiiten (http://www1.t-online.ch/c/87/98/08/8798080…) leben, nämlich satte 90 %. Damit ist das Land eines von insgesamt vier, in denen eine schiitische Mehrheit (http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Is…) existiert. Davon sind die Meisten Imamiten, die ganze zwölf Imame verehren, die alle unmittelbar von Mohammed persönlich abstammen. Diese Verehrung ist dafür verantwortlich, dass al-Mahdi, der zwölfte, sogenannte Verborgene Imam, das eigentliche iranische Staatsoberhaupt ist. Das erscheint einem Angehörigen der abendländischen Kultur auf den ersten Blick dezent lächerlich. Man hat schon gehört, dass Jesus in manchen Gegenden stärker verehrt wird als Gott selbst, aber dass er per Verfassung namentlich als Oberhaupt eines Staates deklariert wird? :???:
    Die Iraner erwarten also, dass der Verborgene Imam bald aus der Versenkung auftaucht, um die Staatsgeschäfte zu übernehmen und den Schiiten eine Welt mit Gerechtigkeit und Frieden (http://www.stern.de/politik/ausland/:Iran-…) zu bescheren.
    Wow.
    Klingt toll, wenn man daran glaubt. Doch was, wenn man nicht daran glauben mag?
    Klar, dann gibt es auch keine Gerechtigkeit und erst recht keinen Frieden (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/…).
    Nein, selbstverständlich sind Iraner nicht automatisch barbarische, unzivilisierte Fanatiker. Aber solche, die bedingungslos, ohne ein Element der Aufklärung, an diese Vorhersage glauben, folgen einer gefährlichen Kausalitätskette, die nur wenig Raum für Toleranz lässt. Mit dem Unfehlbarkeitsanspruch des Mahdi behaupten die Schiiten, die Lösung für alle Probleme gefunden zu haben. Es zeigt sich einmal mehr, dass die Menschen sich oft gar nicht über das Was?, sondern das Wie? streiten, denn Gerechtigkeit und Frieden wünschen sich natürlich nicht nur die Schiiten.
    Irgendwie kommt einem das alles sehr vertraut vor, nicht wahr? Die Christen haben sich vor nicht allzu entfernter Zeit mit ganz ähnlichen Problemen herumgeärgert. Meines Wissens gründet heute keine der verbliebenen europäischen Monarchien ihre Herrschaft länger auf Gottes Gnadentum? Nicht einmal die CSU in Bayern. :D
    Man kann kaum übersehen, dass diese Auslegung des Islam eine Tendenz zur Expansion aufweist, allerdings gibt es eine Reihe von Dingen, die bezüglich dieser Thematik sehr gerne übersehen wird. Wie beispielsweise der Umstand, dass die Schiiten, selbst nach optimistischer Schätzung, höchstens 25 % aller Muslime ausmachen, und dass die Sunniten in den meisten Ländern die überwältigende Mehrheit stellen.
    Und es gibt eine Reihe von Dingen, die bislang falsch angegangen wurde. Anstatt das Bewusstsein für diese Problematik zu schärfen, bediente man sich grob irreführender Polemik, warf Afghanistan und Iran in einen Topf mit dem völlig andersartig geeichten Nordkorea, fingierte lachhaft fadenscheinige Vorwände, um den strategisch wichtigen Irak unter Kontrolle zu bringen, vermutlich mit dem Ziel, von dort in den Iran weiterzumarschieren. Dabei setzte man auf schwache Verbündete und verlor zunehmend an Glaubwürdigkeit, indem man bei Saudis und Pakistanern gutmütig über Unzulänglichkeiten hinwegsah, die sich dort genauso finden wie bei Saddam, der meiner Meinung nach ebenso als Verbündeter getaugt hätte. Völlig zu Recht entstand bald der Eindruck, es gehe mehr um Rohstoffe als um freedom. Und plötzlich sucht man fieberhaft einen Ausweg aus der selbstverschuldeten Manövrierunfähigkeit, und langsam treten böse Erinnerungen an die Oberfläche.
    Der beschriebenen, fragwürdigen Interpretation des Islam muss ohne Zweifel begegnet werden, weil sie langfristig und zwangsläufig eine Bedrohung des in unserem Kulturkreis weitläufig etablierten Freiheitsideals bedeutet, und nicht zuletzt weil sie bereits heute dem Islam und islamisch geprägten Kulturen unerhörten Schaden zufügt. Es besteht demnach eine Notwendigkeit zu handeln, dieses Gefühl hat Bush seinen Landsleuten erfolgreich vermittelt, leider mit einer völlig absurden Begründung, manchmal sogar religiös anmutender Natur, wobei das Image der Kreuzzüge bei den meisten Christen eben nicht mehr so gut ankommt, wie das vielleicht früher mal der Fall war. Es lebe die Aufklärung.
    Ach, ich habe vorhin von schwachen Verbündeten gesprochen – Regime, die alle Mühe haben, ihren eigenen Laden in Ordnung zu halten – wohlgesonnene und starke Verbündete hat man erfolgreich vergrault, indem man mit billigen Kartenspielertricks sie mutwillig zu täuschen versuchte. Erinnern wir uns an Schröder und wie er den USA uneingeschränkte Solidarität zusicherte, ein Blankoscheck, den hatten wir zuletzt vor 87 Jahren ausgestellt, mit den bekannten, katastrophalen Folgen. Hoppla, irgendwann sind die Deutschen nicht mehr convinced, also bedient man sich in den USA erneut grobschlächtiger Polemik und erklärt, man komme genauso gut ohne Old Europe aus, und wer braucht überhaupt ein UNO-Mandat?
    Vielleicht überschätze ich die Bush-Administration. Falls sie sich der eigentlichen Problematik, nämlich der ideologischen, bewusst war, wurden dafür erstaunlich viele Fehler begangen, wenn es nicht schon einen Irrtum darstellt, eine Ideologie mit Waffengewalt bekämpfen zu wollen.
    Der nächste Präsident wird eine wahre Sisyphosaufgabe zu meistern haben, obwohl das Problem, man möge hier dringend zwischen Ursache und Auslöser unterscheiden, uns alle betrifft. Wobei ich nicht zwingend meine, Deutschland müsse militärisch am Hindukusch verteidigt werden.
    Die Bewerber versprechen alle einen Neuanfang – eine Entschuldigung wäre nicht der Schlechteste.

  • Vor 16 Jahren

    @Amalia («
    Nun ist Vietnam, zumal noch nicht so lange her, der Mehrheit der US-Amerikaner vermutlich nicht unbekannt, allerdings kann man fragen, wie mit diesem kollektiven Trauma bis zum heutigen Zeitpunkt verfahren wurde.
    Gehen wir einfach mal von einem US-Amerikaner aus, der dieses Trauma klugerweise nicht verdrängt und dem, wie der restlichen Welt, eine gewisse Analogie zum aktuellen Konflikt nicht verborgen bleibt. Doch ist es wirklich klug, Vietnam als Präzedenzfall zu betrachten und für die gegenwärtige Situation denselben Ausgang zu folgern? »):

    Mir ging es zunächst mal nur um die konkrete, völlig chaotische Situation 1963 zum Zeitpunkt des Buddhistenaufstands, Kennedy's plötzlichem Umschwenk in Richtung Truppenabzug und seiner späteren Ermordung. Soviel ich darüber gelesen habe, war es zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich unerheblich, dass die USA fast zehn Jahre vorher das Diem-Marionettenregime militärisch unterstützt hatten, um dem sich ausbreitenden Kommunismus in Ostasien Einhalt zu gebieten und um überhaupt eine Machtposition in der Region zu behalten. Es hat auch nichts mit Moral und Ideologien zu tun, wenn man erkennt dass ein völlig aus dem Gleichgewicht geratenes System nicht mehr steuerbar ist. Und in dieser Hinsicht könnte man einen Vergleich zur Situation heute herstellen, bei dem auch die patriotischsten Amerikaner sich womöglich sagen: Finger weg.

    Den Rest Deines Beitrags muss ich nochmal lesen. Ich bin ja schon manchmal etwas weitschweifig :D

  • Vor 16 Jahren

    nein, es ist nicht religionsnah, es ist definitiv schwierig, weil beim thema usa die emotionen halt schnell hochkochen. und grundsätzlich ist es nahezu unmöglich, politik in online-foren zu diskutieren. wenn dann noch dazu kommt, dass man politikwissenschaft studiert hat und der gegenüber vielleicht nicht den gleichen wissensstand mitbringt - das mag das arrogant klingen - aber dann hat man keine gemeinsame diskussionsgrundlage.

  • Vor 16 Jahren

    @Kukuruz (« Mir ging es zunächst mal nur um die konkrete, völlig chaotische Situation 1963 zum Zeitpunkt des Buddhistenaufstands, Kennedy's plötzlichem Umschwenk in Richtung Truppenabzug und seiner späteren Ermordung. »):

    Interpretiere ich das falsch, oder verbindest du Kennedys Ermordung mit Vietnam?
    Zitat (« Und in dieser Hinsicht könnte man einen Vergleich zur Situation heute herstellen, bei dem auch die patriotischsten Amerikaner sich womöglich sagen: Finger weg. »):

    In dieser Situation gelangen die USA gerade zu der Erkenntnis, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, ein wenig Hilfe zu akzeptieren. Gleichzeitig gelangen die Staaten, die zumindest den Angriff auf Irak verurteilt haben, zu der Erkenntnis, dass in dieser Region ein ernsthaftes Problem existiert, und ich habe versucht, die Wurzel dieses Konflikts zu ergründen. Ich erhebe keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, doch die beschriebene, dogmatische Auslegung des Islam ist zwangsläufig ein Entzündungsherd.
    Eine weitere Ursache ist vielleicht eine Art Minderwertigkeitskomplex der islamischen Kultur gegenüber dem Westen. Dieses Phänomen begründe sich mit dem Verlust der lange Zeit federführenden Position in Gesellschaft, Wissenschaften, Kunst und so weiter. Leider kann ich mich nicht erinnern, wo ich das gelesen habe, doch scheint es mir mit meinem historischen Wissen kompatibel. Die Überlegenheit der islamischen Welt führte bekanntlich dazu, dass die Türken im späten Mittelalter zweimal vor Wien standen.
    Um eine Lösung zu finden, die vermutlich keine militärische sein kann, ist es auf jeden Fall erforderlich, nicht nur vordergründig zu denken. Wäre die iranische Führung etwas amerikanophiler, bräuchten sich die USA auch nicht um iranische Atomprogramme zu sorgen.
    Und wie ich bereits erwähnte, die USA möchten verständlicherweise ihre Stellung als Supermacht wahren. Denn entweder man befolgt Regeln, die von Anderen festgelegt werden, oder man legt die Regel selbst fest, und, naja, befolgt sie, wenn man dazu lustig ist.

    Matze, hast du Politikwissenschaften studiert? :jealous:

    Übrigens habe ich nichts dagegen, falls die zukünftige amerikanische Regierung meine Analyse zur Konzeption einer neuen Strategie verwendet. :D

  • Vor 16 Jahren

    @Amalia («
    Interpretiere ich das falsch, oder verbindest du Kennedys Ermordung mit Vietnam? »):

    Nur insofern, als dass seine Rückzugsstrategie leider nicht mehr realisiert werden konnte.

    Zitat (« In dieser Situation gelangen die USA gerade zu der Erkenntnis, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, ein wenig Hilfe zu akzeptieren. Gleichzeitig gelangen die Staaten, die zumindest den Angriff auf Irak verurteilt haben, zu der Erkenntnis, dass in dieser Region ein ernsthaftes Problem existiert, und ich habe versucht, die Wurzel dieses Konflikts zu ergründen. Ich erhebe keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, doch die beschriebene, dogmatische Auslegung des Islam ist zwangsläufig ein Entzündungsherd... »):

    Das ist alles zweifellos interessant. Aber der Vietnamkrieg hatte ja noch eine weitere wichtige Zäsur. Die Nixon-Präsidentschaft bis zum Watergate-Skandal und die Umstände der Beendigung des Krieges. Es gab damals zweifellos eine Mehrheit in den USA, die für einen sofortigen Rückzug plädierte. Es ist also kein "Naturgesetz", dass "den" US-Amerikanern etwas anderes als der "vollständige Sieg" nicht zuzumuten ist.

    Was mich misstrauisch macht, ist die Tatsache, dass die schrittweise Veröffentlichung der Nixon-Tapes in den Neunzigern und zuletzt glaube ich 2003, die ein wirklich bestürzendes Bild von den Zuständen im Weißen Haus damals liefern (Stichwort Atomabwurfplan in Vietnam), vergleichsweise wenig Empörung ausgelöst haben.

    Derselbe Billy Graham, der auf den Tapes mit der Bemerkung zu hören ist, die USA befänden sich "im Würgegriff der Juden" ist auch engster Freund, Seelsorger und Berater Bushs. Gerade was diese Person Graham und ihren verheerenden Einfluss auf die Weltpolitik angeht, ist es doch wirklich kein Wunder, dass im Kontext USA/Religion die "Emotionen schnell hochkochen".

  • Vor 16 Jahren

    @Amalia (« Matze, hast du Politikwissenschaften studiert? »):

    yo.