Ab sofort finden auch Downloads bei Chartsplatzierungen Berücksichtigung. Seltsam nur, dass in Zukunft nicht mehr die Stückzahl, sondern der Umsatz für die Ermittlung der Charts ausschlaggebend ist. Damit haben es kleine Bands genauso schwer wie zuvor.

Baden-Baden (sk) - Media Control nennt es großspurig einen "Meilenstein in der Geschichte der deutschen Musik-Charts". Ab sofort findet nämlich nicht nur die Musik Berücksichtigung, die auf physischen Tonträgern erscheint, sondern auch sogenannte Download-Only-Titel. Damit ist Musik gemeint, die "ausschließlich über das Internet vertrieben wird und von der keine Version auf CD erhältlich ist".

Das dürfte eigentlich kleine Bands freuen, denn damit haben sie theoretisch eine bessere Chance auf eine Chartplatzierung; auch ohne große Labels oder Musiksender im Hintergund. Deshalb wagten die Schwäbisch Haller Stone The Crow einen Angriff, indem sie eine große Download-Aktion starteten. Für nur 99 Cent boten sie ihre Single "Edge" bei allen führenden Download-Plattformen an.

Gegenüber der Plattform mp3.de erklärte Florian Pätzold von FreshStyleMusic: "Wir versprechen uns von der Aktion, dass die Konsumenten endlich mal das Zepter in die Hand bekommen. Durch Downloads können sie bestimmen, was sie hören wollen. Jetzt haben auch kleinere Labels endlich die Chance, in die Charts zu kommen, ohne sich für ihre Künstler teuer bei den Medienanstalten einkaufen zu müssen."

Doch das ist leider nur graue Theorie. Übersehen wurde nämlich eine weitere Regelung. Das System wurde so umgestellt, dass nun nicht länger die verkauften Stückzahlen für die jeweilige Position in den Bestsellerlisten verantwortlich ist, sondern der erzielte Umsatz. Das bedeutet, dass teure CDs weiter oben platziert sind als billige. Logisch, oder.. ähm?!?

Welche Auswirkungen diese neue Regel hat, zeigt spiegel.de am Beispiel Nelly Furtado. Ihr Album "Loose" kam im Juni 2006 heraus und ist nach wie vor beliebt. Der Sprung von Platz zwölf auf Platz drei lässt sich mit dem Release der limitierten Summer Edition inklusive vier Bonus-Tracks erklären, die stolze vier Euro mehr kostet als die 'normale' Version.

"Mit dem geänderten Reglement wird man den aktuellen Entwicklungen im Musikbusiness gerecht", erklärt Media Control Geschäftsführerin Ulrike Altig in einer Mitteilung auf der Homepage des Unternehmens. Die Ermittlung nach Verkaufserlösen sei einzigartig, heißt es dort. Dadurch solle die Bedeutung von hochwertigen Musikprodukten im Markt unterstrichen werden.

Dass Downloads meistens kostengünstiger sind als Singles oder Alben auf physischen Tonträgern, wurde bei der Umgestaltung des Reglements nicht bedacht. Daher wundert man sich nicht wirklich über diesen kleinen Satz in der Mitteilung auf der Homepage von Media Control: "Zum Start gelingt noch keinem Download-Only der Einzug in die Charts." Viva la revolucion!

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Nelly Furtado

Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Nelly Furtado,  | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst)

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20 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    dank MEdia-Control weis ich nun endlich, dass teure Musik auch die hochwertige ist. Die erkenntnis werd ich gleich mal in der volksmusikabteilung meines media-markts nutzen. Mal schaun was es da für hochwertige musikalben für 18 euro gibt ;)

  • Vor 16 Jahren

    @Reeno (« Also muss die Plattenindustrie jetzt die Preise erhöhen, damit ihre Künstler weiter oben in den Charts stehen? Ist das logisch? »):

    Natürlich ist es das - es ist nur schade, dass wir Normalsterblichen da nicht mit der Logik der Plattenindustrie mithalten können.

  • Vor 16 Jahren

    ich hoffe nur, dass, wenn sie die Preise anheben, noch mehr Geld durch Raubkopien und Onlinetauschbörsen verloren geht!
    Denn das wird doch durch die Presierhöhung gerade zu herausgefordert.

  • Vor 16 Jahren

    Weltfremd. Die großen 4 Majors sind einfach nur weltfremd. Sicher muss Musik verkauft werden, ein Künstler muss schließlich davon leben und wenn genug Leute das Zeug kaufen, lebt ein Künstler ja auch nicht schlecht davon. Aber die Charts aufgrund von Umsätzen zu gestalten ist mehr als bedenklich...

    Zumal ich die Charts nicht als Grundlage für gute Musik werten kann. Egal ob Knorkator, Ferry Corsten, JBO, Massiv in Mensch oder "Cologne Posse" - diese Musik wird immer und überall in Clubs oder auf speziellen Events gespielt.

    Ich höre hauptsächlich elektronisches Zeugs und nix davon ist in den MediacontrolCharts. Ich finde aber eben auch JBO oder Blumentopf gut, bin damit auch nicht allein aber in den Charts hab ich die Jungs nie gesehen...

    Weltfremd sind die Majors, weil sie meinen, daß der Schwachsinn, den die uns verticken wollen, KUNST wäre.

  • Vor 16 Jahren

    @Anonymous (« Für uns zählt doch, dass wir die Musik mögen. Und nicht, wie oft sie vertickt bzw. wie viel Kohle damit gescheffelt wurde.

    Ergo: Scheiß auf die Charts. Zumindest auf die von Media Control. »):

    Auf was für Charts schaust du denn?
    @Dr.Wasserkopf (« dank MEdia-Control weis ich nun endlich, dass teure Musik auch die hochwertige ist. Die erkenntnis werd ich gleich mal in der volksmusikabteilung meines media-markts nutzen. Mal schaun was es da für hochwertige musikalben für 18 euro gibt ;) »):

    Ich komm mit :D

  • Vor 16 Jahren

    @Earl Mobileh (« Vielleicht meinen die das gar nicht. Die Leute die da oben arbeiten, könnten auch Schweinehälften verkaufen. Hauptsache Profit, Performance und Revenue. Was ja auch marktwirtschaftlich vollkommen korrekt ist. Solange es Nachfrage nach unqualitativer Musik gibt (wobei nicht alles populäre gleich schlecht ist) - wird sie produziert. »):

    Sehr gut ausgedrückt!

    Und genau wie bei Schweinefleisch lässt sich durch geschickte Medienarbeit diese Nachfrage in ökonomisch relevanten, aber indifferenten Käuferkreisen auch wunderbar züchten und steuern.