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Ethel Cain - "Preacher's Daughter"

Es gibt Alben, die betteln förmlich darum, dass man sie verfilmt. "Preacher's Daughter" liefert dafür dieses Jahr vielleicht das beste Beispiel. Den Leidensweg des Charakters der Ethel Cain spinnt die Sängerin mit solch evokativen Worten, eingebettet in zutiefst intime Klangbilder, dass man am Ende der LP wirklich das Gefühl bekommt, diese fiktive Person gekannt zu haben.

Aus dem vom Hass der Südstaaten zerfressenen Herzen Floridas treibt es sie von einem Paar falsche Hände ins nächste, bis sie schlussendlich dem amerikanischen Traum verfällt und die Flucht gen Westen antritt, wo sie ihr qualvolles Ende findet. Die Erzählung, die durchaus auch in den biographischen Erlebnissen fußt, die Cain als queere Tochter eines Diakons in ihrer Adoleszenz erfuhr, kommt einem Exorzismus gleich. Sie endet im Tod, doch dieser Tod bedeutet Heilung, Lossagung von den Traumata ihrer Jugend, von den amerikanischen Idealen ihrer Herkunft.

"Preacher's Daughter" ist ein im Stillen vorgetragener Schrei der Befreiung, ein Einblick in das vergilbte Tagebuch einer Tragödie, an deren Ende eine gleichermaßen schmerzende wie wohltuende Katharsis steht. Kaum ein Debüt der jüngeren Vergangenheit klang so rund, so formvollendet, so ehrlich.

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Ethel Cain - "Preacher's Daughter"*

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