Ein stichwortartiger Überblick über die Neuerscheinungen der kommenden Wochen.

Konstanz (mma) - Redaktionsvolontär Matze M. II wühlt sich wöchentlich durch den Neuveröffentlichungsstapel auf seinem Schreibtisch, um den stets geschäftigen laut.de-Autoren das eine oder andere Werk zur Rezension anzuempfehlen.

Seine sachdienlichen Hinweise an die Kollegen wollen wir Euch nicht vorenthalten.

R.P.I. – Accelerate (28.3.)
Lässt sich dank Wassermarke im PC nicht abspielen, find ich aber auch bei MySpace nicht? Komische Sache. Update: Ist die neue R.E.M. natürlich, in Camouflage. Matze hat was zu sagen: "R.E.M. wahren sich auch im 28. Jahr ihre Indie-Credibility, mit der sie seit "Automatic For The People" im Mainstream schwimmen. Spannend ist das nicht, aber für die Masse völlig ausreichend. Für den Rest gibts ja die I.R.S.-Years."

Kelis – The Hits (14.3.)
Zwei Jahre zu spät vielleicht. Popfeministisch bemerkenswert folgender Satz: "Vom Mädchen, das ihre Wut auf die Männerwelt hinausschreit, zur Frau, die selbige mit einem einzigen Wimpernschlag dauerhaft um den Finger wickelt, war es nicht weit."

Get Cape. Wear Cape. Fly – Searching For The How's And Why's (28.3.)
O.C.-Feature, Flaming Lips-Support, mehrfach Glastonbury gespielt, jetzt zweites Album und Kate Nash-Feature.

Kaizers Orchestra – Maskineri (28.3.)
Viertes Album der Omparocker, und immer noch kein Wort Englisch.

The Horror The Horror – Wired Boy Child (14.3.)
Zweites der schwedischen Indierocker. Nonchalanter Jarvis-Cockerism und blecherne Strokeszistitäten am Stück.

Die Radierer - Der Andalusische Bär (22.2.)
"Ich bin ein Sextourist / Ich bin ein Hedonist / Ich bin ein Sklave meiner Triebe / Eigentlich suche ich die wahre Liebe". Zickzack-typischer NDW, Spex findet's geil und fordert: "Hängt sie ans Bundesverdienstkreuz!"

Merz - Moi Et Mon Camion (14.3.)
"Many Weathers Apart" vom re-releasten Debüt war letztes Frühjahr eine DER Euphoria-Hymnen. Eigentlich ist der Ex-Bristoler aber ein Balladeer. Selling Points: Glastonbury, SXSW, Montreux Jazz Festival, Top Of The Pops. Tolle Stimme, toller melancholischer Pop, dem es nicht an Konterkarierung und Spannungskurve mangelt.

City And Colour – Bring Me Your Love (7.3.)
Solounterfangen des Alexisonfire-Zweitscreamers. Reduziert auf warme Stimme, Gitarre und Piano geht Dallas Green auch auf dem zweiten Folkalbum weit weg vom Bandsound. Introspektiv und skelettiert, intim bis sakral.

Computer... Give Me A Frame (29.2.)
Wundervoll postmodernes Bandname-Albumname-Konglomerat, wie ich finde. The Notwist, Finn., The Postal Service und überhaupt: melancholietrunken plätschernder Elektrosphärenpop. Stimme bedauerlicherweise etwas überambitioniert und deshalb klein bisschen Nickelback.

Two Banks Of Four – Junkyard Gods (23.3.)
Sonar Kollektiv pusht nach Christian Prommer seinen Neujazz weiter nach vorne. Geschmeidig-unaufgeregter Loungesound mit hohem Improvisationsanteil, Soulstimme und dezenten Breakbeat-Bleeps.

Newselfhigh - ...With Love And Scars (Februar)
Auch eine Kunst: Aus Orlando, Florida rübergrowlen, aber das Produkt herrlich auf Dorftrampel-Look und Gelsenkirchener Barock trimmen. NuMetal ist augen- wie ohrenkundig eine richtig lustige Angelegenheit geworden.

Burn The 8 Track – Fea Of Falling Skies (20.3.)
Die abgebildete Industrieanlage erinnert weniger an Fear Factory als an die Raffinerien in Köln-Godorf. Die haben aber noch mehr Style.

Peach ftl – Addiction (10.2.)
"Frankreichs neue Metal-Hoffnung" trägt T-Shirts, auf denen "lazy" steht und schaut aus wie nach drei Jahren Crystal.

Jim Lauderdale & The Dream Players – Honey Songs (7.3.)
Nashvilles Countryheroe hat den Elvis-Gitarristen und Emmylou Harris im Dreamteam.

Carlene Carter – Stronger (7.3.)
June Carters Tochter bringt ihr erstes Album in 13 Jahren. Heroin verändert halt das Zeitgefühl.

Chatham County Line – IV (7.3.)
Auch wenn Pitchfork den Vorgänger gereviewt hat, bleibt das ziemlich klassisch grassiger Country.

Schiller – Sehnsucht Do-CD+DVD (22.2.)
Mehr als 30 neue Tracks föterinck Xavier, Ben Becker, Klaus Schulze.

Kill The Young – Proud Sponsors Of Boredom (4.4.)
Am Grunge geschultes Manchester-Trio, spielten Nürburgring und Rio. Intro: "Everything Idlewild were and Muse tried to be."

Jason Collett – Here's To Being Here (28.3.)
Singer-Songwriter von Broken Social Scene bricht im Bandurlaub ganz schön mit dem Arts&Crafts-Rooster. Entspannte, reife, kaum popgeile, eher gesetzte Version von Kevin Drew mit gut Gitarrenblues drin.

Lapko – Young Desire (25.4.)
Finnischer Progrock/Emo fürs Traumtheater. Was Art-School-Dropouts außer Fjordezeichnen halt so in ihrer Freizeit machen.

Pilot – Mein Name Ist (28.3.)
Sehr ansprechend arrangierter und designter Selig-Klon im Popteigmantel. Waren neulich noch Edel und machen jetzt selber.

The Drift – Memory Drawings (8.4.)
Instrumental-atmosphärische Post-Jazz-Exkursionen, sehr ausführlich angelegt. Erinnert ein wenig an Ostinato. Konzerte mit Explosions In The Sky und Mono.

Boppin'B – Rock'n'Roll Radio (7.3.)
Produzententeam von Sasha bringt uns covernde Rockabillies, die unter der Fahne "Rock à la Scheißkapelle" durch die Äcker cruisen. Mit Interpretationen des Liedguts von Beatsteaks (wie offensichtlich), Mano Chao, Green Day (siehe vorgehende Klammer) und Ramones (s. v. K.).

Friendly Rich & The Lollipop People – We Need A New F-Word (15.2.)
Kandischer Musiker/Filmkomponist, musikalischer Leiter der Tom-Green-Show. Sehr bardig, viel Banjogezupfe, verspultes Akkordeon, kammermusikalisch, windschief, kabarettig, folkloristisch, Waitsistisch, kurz auch mal Joanna-Newsomig, irgendwie. Aber dann halt auch total anders.

Sväng – Jarruta (7.3.)
Die Finnen hören sich genau so an wie das aussieht: Vier Typen spielen sich an der Harmonetta, einer Kreuzung aus Mundharmonika und Akkordeon, die Lippen wund. Funky shit!

The True Symphonic Rockestra – Concerto In True Minor (28.3.)
Haha, wie witzig und nötig: Drei 'Weltklassesänger' (zwei Klassiktenöre und Dream Theater(!)-Sänger LaBrie) bieten das Beste aus dem Repertoire der originalen drei Tenöre dar.

Roedelius/Story - Inlandish (29.2.)
Wenn Ambient-Meister Hans-Joachim Roedelius und Ohios Neoklassiker Tim Story zusammenlegen, sieht man Brian Eno- und Boards Of Canada-Fründe in elegantester Stangenware in ihren Ohrensesseln Eier legen.

The Grand Opening – Beyond The Brightness (4.4.)
Popharmonienverständiger Singer-Songwriter mit wunderschön elegischem Herbstalbum. Passt aber bestimmt auch zu verregneten Apriltagen.

The Low Lows – Shining Violence (7.3.)
Psyche-Reverbgitarre, verwaschene Tapeten, Flaming Lips-Orgeln, gestrichene Träumereien. Covern "Modern Romance" von den YYYs und sind nicht verwandt mit den Hi-Lows oder Low Low Low La La La Love Love Love.

Lack – Saturate Every Atom (7.3.)
Was für eine Aufforderung. Physikstudenten gone hedonistisch oder was? Nee, Virgina Woolf-Zitat. "Behead them Screamo-Kids" als erster Song ist noch so ein nachdrückliches Statement. Oder "Indie Kids Wear The Keffiyeh But Can't Spell PLO". Postpunk, Post-Hardcore aus Denmark, dem man Bob Westons (Shellac) Masterjob in jeder Sekunde anhört.

Scott Matthew – dto. (7.3.)
Referenzen sind Antony And The Johnsons, Morrissey. Hat den Soundtrack zu Shortbus geschrieben und bezeichnet sich selbst als "quiet noise maker". Larmoyantes Singer-Songwritertum.

Zwieback – Mach Was Du Nicht Lassen Kannst (7.3.)
Das ist so eng, da herrscht Brandtgefahr, haha. Er rappt seit '93, jetzt isser soweit. All-Areas-HipHop.

16 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    selten so einen blödsinn zu einer REM platte gelesen!

    aber es ist eh klar: bands, die nach über 25 jahren besser klingen als so ziemlich jede neue indieband, muss von selbst ernannten kritikern eine verpasst bekommen!

    falscher job?

  • Vor 16 Jahren

    @Pflanze (« selten so einen blödsinn zu einer REM platte gelesen!

    aber es ist eh klar: bands, die nach über 25 jahren besser klingen als so ziemlich jede neue indieband, muss von selbst ernannten kritikern eine verpasst bekommen!

    falscher job? »):

    und du hast die platte schon gehört, ja? natürlich klingen r.e.m. zu jeder zeit besser als jede dieser neuen indiebands, trotzdem stagniert die band. und was spricht dagegen, die alten i.r.s.-sachen gut zu finden?