laut.de-Kritik
Der Chef mixt überraschend unambitioniert.
Review von Daniel StraubDer Ruf des Berliner Clubs Berghain ist legendär. Geschätzt für seinen kompromisslosen Techno und gefürchtet für seine undurchschaubaren Türsteher klingt besonders in der englischsprachigen Welt viel Ehrfurcht mit an, wenn das Gespräch aufs Berghain kommt. Etwas weniger bekannt, aber in Sachen Musik nicht weniger ambitioniert, ist die Panorama Bar. Der Club im Club hat sich den housigeren Spielarten elektronischer Tanzmusik verschrieben und veröffentlicht wie das Mutterschiff Berghain hin und wieder eine Mix-Compilation. Und diesmal mischt Label-Chef Nick Höppner höchst persönlich.
Er tritt mit "Panorama Bar 04" die Nachfolge von hochgeschätzten Resident-DJs wie Cassy, Tama Sumo und Prosumer an. Das Trio hatte sein Terrain überwiegend im deepen House abgesteckt. Ihnen kommt Höppner mit der Auswahl seiner insgesamt 20 Tracks allenfalls beiläufig ins Gehege. Zwar landet auch der ein oder andere deepe Track auf seiner Setlist. Diese Ausflüge können jedoch nicht für sich reklamieren, stimmungsprägend für "Panorama Bar 04" zu sein. Herz und Seele in Höppners Mix stammen von anderer Seite.
House, ohne das Abtauchen in Subgenres oder Moden, dominiert "Panorama Bar 04". Entsprechend breit gefächert sind die Produzenten, die sich wiederfinden. So spielt er mal klassischen Kölner-House von Whirlpool Productions, mal lässt er mit Scott Grooves die neue Generation von House-Produzenten aus der Techno-Geburtsstadt Detroit zu Ehren kommen. Beide Tracks sind in der zweiten Hälfte des Sets zu hören, die in Sachen Stimmigkeit bei der Trackauswahl und Flow weit mehr überzeugt als der etwas unmotivierte Beginn.
Zwar finden sind dort zwei exklusive Tracks, Matthew Styles "Liquid Sky" und The Moles "Hippy Speedball". Aber auch sie können dem Mix nicht die notwendige Qualität einhauchen. Es dauert bis zu Manoos "Abyss" bis Höppners Set richtig auf den Punkt kommt. Die ersten acht Stücke wirken dagegen wie ein Vorgeplänkel, das man im Club zu früher Stunden vielleicht so spielen kann. Auf einer Mix-CD mit ihrer stark begrenzten Spielzeit hat derlei aber nichts zu suchen.
Insgesamt gelingt es Höppner nicht an die überzeugenden Mixe seiner Vorgänger anzuschließen. "Panorama Bar 04" bleibt zwar ein nettes Set. Anlass zu Begeisterungsstürmen bietet die CD aber nicht. Dafür hätte es weit mehr Leidenschaft bedurft, als sie in den 20 Stückenn anklingt.
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