laut.de-Kritik

Gut geprobte Rockstar-Posen von der singenden Dauerwelle Chad Kroeger.

Review von

Schon komisch diese Band. Weder sonderlich aufregend oder innovativ, geschweige denn hübsch anzusehen, haben die Kanadier es geschafft, Kometen gleich am Rock-Firmament aufzusteigen. Die Roadrunner-Cash Cow um die singende Dauerwelle Chad Kroeger hat in der Tat eine lange Wegstrecke zurück gelegt, um in den Kreis der Top-Verdiener vorzudringen. Nur, wo führt die Straße hin, die die Mannen von Schnitzelweck mit ihrem vierten Album entlang gurken? Dem provinziellen Mief kleiner Clubs und billiger Absteigen sind sie mit einem bodenständigen Rezept entkommen. Aus biederem Geriffe zimmerten sie sich ihre Definition des Stadion-Rocks. Und genau dort gehört ihre Musik auch hin.

Durchsetzt von jahrzehntelang erprobten Rockstar-Posen, garniert mit einigen Tupfern Emotionen und dezent aufgefahrener Rüpelhaftigkeit zollen Nickelback auch Anno 2003 dem analogen Klampfen-Machismo Respekt. Von der handwerklichen Seite betrachtet, sind die Angriffspunkte dementsprechend gering. Ein ordentliches Brett an den zweifachen sechs Saiten, tadelloses Schlagwerken und munter brummelnde Bässe vereinen all das, was ein Rock-Album ausmachen sollten. Chad shoutet auf konstant hohem Level, die Gitarre lässig um die Schulter baumelnd darf er - wie live gerne dargeboten - sein Gehänge ruhig breitbeinig zur Schau stellen, das gehört einfach dazu.

Die Songpalette gestaltet sich den Erwartungen gemäß unspektakulär. Mittlerweile sitzt der Maßanzug des soliden Songs, gespickt mit eingängigen Hooks und wildem "Yeahs" und "Ahaaas". "Someday" z.B. rumpelt nett im Schatten eines "How You Remind Me" als eine der typischen Halb-Balladen der Kanadier auf staubtrockenen Pfaden des melancholischen Geschichtenerzählens dahin. Die Texte bewegen sich recht souverän auf der fiktiven Ebene, ohne großartige Neuigkeiten des Zwischenmenschlichen zu verbreiten. Tribute an ihre Fans ("See You At The Show") driften jedoch in peinliche, anbiedernd anmutende Irrwege ab. Die einzige rettende Ausfahrt führt über die Navigationshilfe der Skip-Taste. Über die Brücke, die das Cover stilisiert, gehen Anhänger breitwillig mit. Wer mehr möchte als Selbstzitate eines musizierenden Quartetts, schaut sich anderweitig um.

So fährt der aufgemotzte Nickelback-Bock auf der immer noch intakten, wie auch etwas eintöniger gewordenen Straße des Rocks im Kreis. Etliche Song-Käffer sind mit "been there, done that" abgetan und bedürfen keines erneuten Besuches.

Trackliste

  1. 1. Flat On The Floor
  2. 2. Do This Anymore
  3. 3. Someday
  4. 4. Believe It Or Not
  5. 5. Feelin' Way Too Damn Good
  6. 6. Because Of You
  7. 7. Figured You Out
  8. 8. Should've Listened
  9. 9. Throw Yourself Away
  10. 10. Another Hole In The Head
  11. 11. See You At The Show

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