laut.de-Kritik
Kurzes Ende ohne Schrecken.
Review von Kai ButterweckZehn Songs, 27 Minuten Spielzeit und der dazu passende Titel "Double Album": Schon mit den Eckdaten ihres 14. Studioalbums beweisen NoFX, dass ihnen humortechnisch auch auf der Zielgeraden ihrer Laufbahn kaum eine Band das Wasser reichen kann. Sicher, Musikpolizistin erklären sofort, dass sich "Double Album" natürlich lediglich auf den Titel des Vorgängers bezieht ("Single Album"). Wissen wir alle. Lustig ist es aber doch trotzdem – irgendwie.
Anyway ... schauen wir lieber hinter die Kulissen und lauschen den (wahrscheinlich) finalen Studioklängen einer Band, die den Melodic-Hardcore-Pop-Punkrock geprägt hat wie kaum eine andere. Auch im Zuge des finalen Aufgalopps feuern Fat Mike und Co. in bewährter Manier aus allen Rohren. Neben irrwitzigen Drum-Passagen beeindrucken wieder einmal pfeilschnelle Mini-Riffs, spontane Geschwindigkeitswechsel und einprägsame Refrains.
Das großartige "Punk Rock Cliche", das eigentlich für die Herren von Blink 182 geschrieben wurde, läuft schon seit einigen Wochen in den Untergrund-Radiostationen rauf und runter. Mindestens genauso viel Spaß macht das abwechslungsreiche "My Favorite Enemy". Hier wagt Fat Mike einen ungefilterten Blick in den Spiegel: "If you really need someone to count on / to bring you stress, to extinguish happiness / and anxiety and duress / you can always count on me", verspricht der Sänger mit zwinkerndem Blick.
Die persönliche Note kommt auf "Double Album" nicht zu kurz. Allerdings geht es an anderer Stelle ein paar Stockwerke tiefer zur Sache ("Gone With The Heroined", "Fuck Day Six"). Fat Mike nimmt kein Blatt vor den Mund, egal ob es in den Texten um ihn selbst geht oder um den langjährigen Booking-Agenten der Band ("Alcopollack"), Physiker-Ikone Stephen Hawking ("Is It Too Soon If Time Is Relative") oder eine Domina mit der der Frontmann einige Zeit unter einem Dach verbracht hat ("Johanna Constant Teen").
Musikalisch bekommt der Fan, was er von seinen Helden erwartet: Flotten Punkrock mit einem Schuss Reggae und einer gehörigen Portion Crazyness. Vielleicht reicht es am Ende nicht ganz für die Geschichtsbücher. Dafür stehen Alben wie "Punk In Drublic", "White Trash, Two Heebs And A Bean" und "Heavy Petting Zoo" einfach zu hoch im Regal. Aber für einen satten und nachhaltigen Strich unter dem 30-jährigen Band-Kapitel reicht es allemal.
6 Kommentare mit einer Antwort
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
Nach dem ersten Hören ist leider kaum etwas so richtig hängen geblieben. Bester Song: Johanna Constant Teen. Leider nur 1:19 lang.
Ich fand die Platte auch nach mehrmaligem Hören ziemlich mau.
"Anyway ... schauen wir lieber hinter die Kulissen und lauschen den (wahrscheinlich) finalen Studioklängen einer Band"
Fat Mike hat in mehreren Interviews gesagt, dass es noch 2 Alben und eine EP geben wird. Da er aber in dne letzten Jahren im Grunde jeden Zeitplan nie eingehalten hat, wer weiß wann die rauskommen.
Schönes Album. Vor allem "Darby Crashing Your Party" ist ein absoluter Ohrwurm. Das Zitat oben stammt übrigens nicht aus "My favorite enemy", sondern aus dem nächsten Track, "Don't count on me" - für mich ein weiteres Highlight. Einziger Kritikpunkt: Die meisten Songs kannte ich schon - überwiegend von den jüngsten 7 inches, "Three against me" vom "Home Street Home"-Punk Rock Musical.
"Dafür stehen Alben wie [...] einfach zu hoch im Regal." Da fällt mir auf, hätten die nicht auch mal nen Meilenstein verdient?
Ganz nice. Letztes aber deutlich besser. Vorschlag für den nächsten Albumnamen: Best of Genesis. Achja, 3/5.