laut.de-Kritik
Ravi Shankars Tochter glänzt mit Country, Rhythm and Blues.
Review von Kai KoppDieser Stimme würde ich überall hin folgen. Kurz nach der Veröffentlichung von Cassandra Wilsons Ode an den Mississippi, "Belly Of The Sun", debutiert die Newcomerin Norah Jones ebenfalls mit einem atmosphärischen Country'n'Blues-Album. Obwohl die Eckdaten (sie veröffentlicht auf einem ausgesprochenen Jazzlabel) und das Hörensagen (sie wird im Zusammenhang mit dem Phänomen "Fräulein-Wunder im Jazz" genannt, das durch Diana Krall und Jane Monheit ausgelöst wurde) improvisatorische Erwartungen wecken, lasse ich mich gern eines Besseren belehren und folge Norah in ihre Welt aus Country, Rhythm and Blues.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich solch ein Album zustande bringen würde. Ich hätte eher erwartet, erst in fünf Jahren auf diesem Niveau zu sein." Zu verdanken hat sie das vor allem ihrer unwiderstehlich rauchigen Stimme und der Erfahrung ihrer Produzenten. Craig Street (Cassandra Wilson, Holly Cole) und Arif Mardin (Aretha Franklin, Roberta "Killing Me Softly" Flack, Dusty Springfield, Willie Nelson ... ) teilen sich die Arbeit hinter der Scheibe. Im Aufnahmeraum agieren Norah, ihre Bandkollegen und die verschiedensten Gastmusiker, u.a. Bill Frisell.
Die Auswahl der Songs ist eine bunte Palette aus Eigenkompositionen ("Come Away With Me", "Nightingale"), Jazzstandards und Coverversionen. Allen gemeinsam ist die eigenständige Interpretation, in der Norahs stimmliche Ausdruckskraft eine zentrale Position in der ansonsten übersichtlichen Instrumentierung einnimmt. Da sie zudem alle Tasteninstrumente selbst spielt, wage ich den Vergleich mit Alicia Keys, die in der Disziplin "singende Klavierspielerin" ebenfalls durch Individualität und Professionalität glänzt. Wer also Lust auf eine kleine Entführung nach Steelguitarhausen oder Bluenotecity hat, trifft mich in Texas. Ich bin der mit dem verklärten Blick, der ziellos Norahs Rufen folgt, egal wohin sie mich führt.
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