laut.de-Kritik
Rap-Mosaik aus dem Bauch heraus.
Review von Anthony CerezoNach dem, was OG Keemo und Funkvater Frank vor zwei Jahren mit "Mann Beißt Hund" abgeliefert haben, fragt man sich, was noch folgen kann. Das Konzeptwerk gilt als eines der besten Rap-Alben in Deutschland - was kommt als nächstes?
"Genau das Gegenteil", heißt es im Gespräch mit Keemo und Funkvater Frank. Kein ineinander verwobenes Storytelling, kein Druck, eine Befreiung von der Verkopftheit, losgelöst vom Konzept. Es geht darum, alles aus dem Moment und dem Gefühl entstehen zu lassen. Das Ergebnis ist ein Mixtape, auf dem alles erlaubt ist und nichts ausgefeilt oder geplant wirkt - abgesehen von der wieder meisterhaften Produktion von Funkvater Frank, der die Dualität von jazzig-souligen Sample-Tricksereien, die an The Alchemist erinnern, und wuchtigen Trapbangern demonstriert.
Die ersten Tracks geben einen Vorgeschmack auf die Seele des Albums: Auf "Konsil Intro" ertönt ein harmonischer Sample-Loop, tiefer Bass und Soundfetzen eines klingelnden Telefons und einer hustenden Frau. Auf "Tasche" folgt ein dunkler, pulsierender Beat, und Keemo steigt mit Bars ein, die das ganze Album dominieren. Es geht um Geld in allen möglichen Formen und Ausprägungen, um Luxus, Frauen, Warnschüsse und Punchlines - also zurück zu den Grundwerkzeugen und Basics des Rap, oberflächlich und frech, aber mit Keemo-Twist, denn jede Zeile klingt durchdacht und verzwickt. Dazwischen immer wieder Realtalk und ernste Töne "Ich war überall drin, außer in 'nem Schutzprogramm / Meine Vorväter kamen mit Rucksack aus dem Mutterland / Und ihr Erbe riecht ein Fuffi und zieht schwarze Hoodies an".
Genauso gekonnt wie auf der Vorabsingle "Torshavn" flext Keemo auch auf der entspannten Boombap-Soul-Produktion "Fiesling", auf der auf die Prahlerei "Bitch ich mach fünf Hunnis zu fünf Tauis, geh raus und verhau die Summer wieder" eine Line für Basketball-Fans folgt "Plus ich mach mehr Riesen als die Mutter der Antetokounmpo Brüder". Jazz- und Souleinflüsse erklingen auch auf "Aus Dem Schneider Freestyle" mitsamt West-Coast Feeling. Im Kontrast zu den gelassenen, Sample-lastigen Tracks geht es auf dem Mixtape auch deutlich fieser und härter zu. Der Titeltrack "Fieber", die tief gepitchte Stimme über dem bedrohlichen Beat von "Galgen" oder der kurze, aber ohrenbetäubende Wutausbruch auf "Boiler". Auf dem Mixtape ist alles erlaubt.
Auffallend an dem Mixtape sind vor allem die vielen Features, die zwar für Überraschungen sorgen, aber nicht an das harmonische, alternative Flow-Duett zwischen Levin Liam und Keemo auf "Bee Gees" heranreichen. Die Features geben dem Mixtape Luft, lockern das Gewächs von Keemos dichten Punchlines auf, aber selbst die bekanntesten Namen stehen neben Keemos Delivery mit leeren Händen da.
Nachdem Keemo im scharfkantigen Track "99 Grad" regelrecht gewütet hat, liefert RIN den krönenden Abschluss eines nichtssagenden Parts. Ähnlich langweilig cruist Shindy auf "Pimpsport" herum, bei dem man das Gefühl hat, dass er doch wieder in seinem bekannten Metier unterwegs ist, nämlich pseudo-romantischer Golddigger-Musik: "Ja ich gebe Geld aus und das turnt sie an / Ich stand bei McDonalds, wusste irgendwann / Rock' ich Jesus-Pieces in der Größe von nem Burger-Bun". Dafür gibt es ein solides Solo von Cgoon auf dem hüpfenden Vocal-Loop-Track "Tiefschlaf" und eine unheimlich gute UK-Deutsch-Rap-Fusion auf "Guten Tag", bei der PS Hitsquad und Keemo trotz sprachlicher Unterschiede in ihrer Energie eins sind.
Auf "3 Ringe Outro" wird es zum Schluss noch mal einmal ernst und Keemo, der für seine reflektierenden Schlussworte bekannt ist, spricht recht ausführlich über seine aktuelle Position in seiner Karriere, seine Musik und das Mixtape: "Wieso ist das Tape nicht deep, das ist wie ein Reboot / Ich muss wieder lernen, wie man Musik liebt / Und obwohl ich nur von Tasche und Sloppys prahl' / Werden die sich in der Woche, wo ich droppe, trotzdem fragen, was es zu bedeuten hat / Ich hatte Fieber, 99 Grad, und wollte dasselbe fühlen, als es noch ein Hobby war".
Im Outro klingt es beinahe so, als rechtfertige sich Keemo für die Richtung, die das Mixtape einschlägt, doch fügt hinzu "Ich mach das lang genug, ich hab genug von Humbleness / Es nicht allen recht zu machen, ist der Preis, den ich doppelt zahl". "Fieber" verinnerlicht genau diese Einstellung. OG Keemo und Funkvater Frank klammern sich nicht an alte Erfolge oder bewährte Konzepte, man hört, dass alles aus dem Moment heraus entstanden ist, dass es um das Gefühl und den Spaß an der Musik geht. Und das überträgt sich auch auf das Hörerlebnis, auch wenn man sich an manchen Stellen wünscht, der Track würde länger als ein bis zwei Minuten dauern, oder die Parts der großen Features vergleichsweise schwach klingen.
27 Kommentare mit 58 Antworten
Er hätte das Album auch einfach "Geld" nennen können, geht original um nix anderes. Trotzdem natürlich starke Tracks, Bee Gees vorneweg.
Und das auf krank hohem Niveau. Ich glaube ja, dass das auch mit dem reddit-kendrick Vergleich zu tun hat.
Nicht artsy kulturell, einfach aufs Maul.
Bockt!
Fürs Albumcover hätte man mehr als 10 Minuten verwenden sollen, so nebenbei. Album hör ich mir jetzt trotzdem an.
Nicht so überragend wie der bisherige Output aber immer noch sehr gut, Highlights sind für mich "Tasche", das Outro und "Boiler" walzt alles platt aber teased mit seiner nicht mal eine Minute dauernden Länge dann doch schon fast zu sehr. Die Beats sind weltklasse, die meisten Features sind leider nicht immer so dolle aber insgesamt ist es wieder ziemlich hohes Niveau.
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Na, wie lange noch, bis bei dir die Sicherung komplett durchgeht?
Da war wohl das wöchentliche Treffen der ANTIFA-Brigade nicht anstrengend genug.
Er schafft 10 von uns.
Dieser Kommentar wurde vor 11 Monaten durch den Autor entfernt.
lasst den brudi in ruhe! hate is not a crime ♥
@ c4i
Von deiner Sorte halt wirklich, safe.
@Radioheadi
I am truly sorry.
@torqui
♥
Ich mache 120 Kg Kreuzheben. Sei dir da mal nicht so sicher.
Durchtrainiert und fit zu sein ist was ganz anderes als Gewalttäter zu sein.
^
Solche selbstgerechten Pumperopfer umzuklatschen ist eines meiner guilty pleasures, ma sagen.
Außerdem boxe ich halt auch, mit paar Unterbrechungen, seit ich 17 bin. Wer will, kommt ran.
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Hier wurde wild gedroht; das wurde gelöscht; ElMassivo, c4i und Konsorten: ihr wart gemeint, wenn ihr euch paar Ohrfeigen abholen wollt, ich chille in Mainz, fahre aber auch gerne bisschen länger, um so Kapaiken wie euch die Ohren langzuziehen, wenn es sein muss.
a bruder meine fäuste sind hart wie beton aber jetzt ich bin erwachsene mensch und kampfe nur mit mein scharfe intelekt
@Metooli: Schwamm drüber.
Aber 120Kg Kreuzheben ist schon beeindruckend, das sind umgerechnet 1,9 Cros oder wahlweise auch 0,75 Finches.
Und wieviele Courics?
1 Couric = ca. 2,5 Pfund = 1,13398 Kg (lassen wir das "ca." mal weg)
Also 105,8219721688213 Courics.
Habe das gerade nur schnell im Kopf gerechnet, könnte mich verrechnet haben aber ungefähr stimmts.
ah okay, danke!
Songs werden teilweise von den Features runtergezogen, vor allem Funkvater Frank hat hier aber mal wieder abgeliefert und carried einige Songs
plattentests
https://www.plattentests.de/rezi.php?show=…