laut.de-Kritik
Anspruchsvolle Musik kann etwas Wunderbares sein.
Review von Michael EdeleTechnisch anspruchsvolle und dennoch extreme Musik kann etwas Wunderbares sein: Vertrackte Riffs, komplizierte Breaks, Takte die sich jenseits des sonst üblichen 4/4-Bereichs bewegen. Bands wie Meshuggah, Mnemic, Scarve oder Cynic haben es vorgemacht, wie sich das anhören kann und hin und wieder tauchen tatsächlich ein paar ähnlich begnadete Bands auf. Obsidian aus Holland gehören leider nicht dazu.
Und das liegt mit Sicherheit nicht daran, dass die Jungs ihre Instrumente nicht gut genug beherrschen würden oder keine Riffs schreiben und Breaks konstruieren könnten, die den durchschnittlichen Musiker in den Wahnsinn treiben. Das muss man dem Quintett absolut attestieren. Allerdings treiben sie wahrscheinlich auch den durchschnittlichen Musikkonsumenten mit ihren Songs in den Wahnsinn, denn mit technischen Fertigkeiten allein ist man weiß der Deibel noch kein guter Songwriter.
Diese Erfahrung muss man auf "Emerging" schon beim Opener "Footprints machen. Die ersten Minuten klingen schon nach schwerer Kopfwehmusik und das monotone Gebrüll des neuen Fronters Robbe ist auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Besagter ist übrigens auch der Grund, warum "Emerging" sozusagen schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate aufgelegt wurde. Ursprünglich hat die Scheibe noch ein anderer Kerl eingeshoutet, der aber kurz darauf den Abgang macht.
Fraglich allerdings, ob der den Songs mehr Leben hätte einhauchen können. Man wird das komplette Album durch das Gefühl nicht los, dass bei den stellenweise wirklich geglückten Riffs vorne und hinten nichts zusammen passt. Auch nach mehreren Durchläufen bleibt der Zugang zu Nummern wie "Dogmatic" oder "Mirrored" weitgehend verschlossen. Wo bei den oben genannten Bands trotz aller Komplexität fast immer ein roter Faden in den Songs erkennbar ist, sucht man den bei Obsidian zu oft vergeblich.
Vereinzelte klare Vocals von einem der Gitarristen wie bei "Kobalt" sind zwar nicht zu verachten, doch gehen solche Ansätze weitgehend unter. Das ist verdammt ärgerlich, denn den Jungs ist durchaus zuzutrauen, dass sie mit dem nächsten Album einen ganz großen Wurf landen können. Bislang ist das aber noch nicht der Fall, und so müssen sie sich mit zwei Punkten fürs Songwriting und einem Zusatzpunkt für die ausgefeilte Technik zufrieden geben. Da knallt das Debüt von den Kollegen MagnaCult doch besser.
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