laut.de-Kritik
Vielschichtige Rap-Platte des Sympathieträgers aus Brooklyn.
Review von Alexander AustelEin sanfter Bass kitzelt warme Bläser. Live eingespielte Instrumente harmonieren miteinander. Wie von selbst scheint Oddisee ein wohliges Gefühl zu erschaffen, dass einen sonnigen Sonntag-Nachmittag im Park in Erinnerung ruft. Die Drums treiben im Hintergrund, der Protagonist fliegt über seine sommerliche Instrumentierung und kreiert so eine vielschichtige Rap-Platte: "That's Love".
Immer wieder betont der in Brooklyn lebende Washington-MC in Interviews, wie wichtig es ihm ist, alle Rap-affinen Zielgruppen anzusprechen: Er möchte den Techniker ebenso mitnehmen wie den Beat-Junkie, dabei aber auf keinen Fall einen auf Inhalt fixierten Head zurücklassen. So reißt einen sein Reimfluss ebenso mit wie seine mal luftigen, mal bodenständigen Beats und überrascht mit simplem Tiefgang: "Don't judge a book by it's cover if you don't even read".
Oberflächlich macht sich Amir Mohamed el Khalifa nicht viel aus Erfolg. Auch das möchte er immer wieder betont wissen. Doch bei näherem Hinhören käst es ihn schon an, dass er immer noch unter dem Radar fliegt. "And if you got a message in your records / You collecting dust." In "What They'll Say" knüpft er an diese Thematik an und ergänzt: "I know that my intentions go unnoticed / And part of me wants attention."
Doch das schadet weder dieser auf vielen Ebenen funktionierenden Platte, noch kratzt es am Status des Sympathieträgers. Und auch dem inneren Philosophen tut es keinen Abbruch: "And you don't need a bigger plate, just a smaller stomach." Dunkle Streicher übertönen beinahe ein freundliches Klingeln in dem zweischneidigen, komplexen Beat von "Belong To The World".
Sich umtänzelnde Gitarren-Klänge können ebenso als Grundlage für einen Beat dienen wie treibende Bläser, traurige Streicher oder unruhige Drums. Der Facetten-Reichtum, an dem sich Oddisee musikalisch bedient, ist beinahe so groß wie seine Themen-Vielfalt. Möchte man Oddisee als Charakter greifen, reicht es nicht, sich "The Good Fight" mal eben beim Spazierengehen durchzuhören. Will man dabei jedoch gedankenverloren tagträumen, dann funktioniert das schon beim ersten Hördurchgang.
3 Kommentare mit 3 Antworten
Sympathieträger ist der Kerl auf jeden Fall, aber inhaltlich ist mir das entweder zu langweilig oder zu rumjammernd. Seine Produktion reißt einiges raus, aber über ne 3/5 kommt das nicht drüber.
so ist das.
Ich würde sogar noch sagen, dass sein größtes Problem definitiv ist, dass er jeden ansprechen will. Da fliegt doch die Möglichkeit für wirkliche interessante Inhalte komplett aus dem Fenster. "Playing it safe" mag zwar manchmal für dezent überdurchschnittliche Alben sorgen, aber den großen Wurf wird er damit niemals schaffen können.
Ich finde es schade das die Funk und Sample Elemente von "people hear what they see" ein bisschen verloren gegangen sind. Textlich war tangible dream hingegen sehr stark. Irgendwie ist das neue Album von der Produktion her natürlich sehr hochklassik aber es fehlt ein bisschen die Identität..
was kein phonte-feature?
Starkes Sommer-Album auf jeden Fall, kommt leider wirklich nicht an PHWTS dran.