laut.de-Kritik
Wo haben Dexter und Co. bloß ihr self esteem verloren?
Review von Matthias MantheDie Fragen, die diese Platte aufwirft, sind eher grundsätzlicher Natur. Schließlich klingeln wohl bei jedem noch so genrefremden Halbtauben schrille Glöckchen unter der Schädeldecke, wenn der Name der vier kalifornischen Poppunker fällt. Der Leser sei hier also verschont von Sätzen wie "'Self Esteem' und 'Pretty Fly' haben seit Mitte der 90er nichts an Elan verloren und sorgen bis heute auf jeder Betriebsfeier für Remmidemmi". Stattdessen der Versuch einer Antwort auf die Frage, die bei solchen Veröffentlichungen stets im Raum steht: Haben Greatest Hits, Best Ofs und Singlekollektionen überhaupt eine Existenzberechtigung?
Natürlich macht es für Bands jenseits des Zeniths Sinn, auf der Nostalgie-Schiene fahrend schnell noch mal Kohle abzugreifen. The Offspring machen sich da durchaus verdächtig. Für viele Acts stellt eine Best Of auch die willkommene Gelegenheit dar, den plattenvertraglich zugesicherten CD-Output zu erfüllen und danach das Label zu wechseln. Dexter und Co. fühlen sich dagegen wohl beim Major Sony.
Ein Hauptargument für die Anschaffung von Songsammlungen ist aus Hörersicht, mit nur einem Album Zugang zum Gesamtwerk einer Band zu erhalten. Beim Durchforsten der eigenen Plattensammlung findet sich nur eine Greatest Hits, "The Story Of The Clash Vol. 1". Als die Gruppe mein Interesse weckte, erschienen keine regulären Alben mehr; außerdem entwickelte sich der Clash-Sound im Laufe der Jahre deutlich weiter. Klare Argumente für die Retrospektive. Rhetorische Frage: Haben The Offspring eine Entwicklung vollzogen, die ein Abbild des ganzen Soundspektrums rechtfertigen würde?
Was könnte noch für die CD sprechen? Wenigstens für Fans besitzen derartige Zusammenstellungen wegen etlicher Extrabeigaben meist einen gewissen Wert. Und in der Tat ist die Offspring-Best Of auch im Paket mit einer Bonus-DVD erhältlich. Mit Kommentaren zu den einzelnen Stücken, der 5.1-Surround-Ausgabe des Albums und einer Akustikversion eines alten Stücks. Sehr mäßig, aber wenigstens ein zusätzlicher Kaufanreiz.
Und was bekommt der Käufer der regulären Platte? Genau einen Bonustrack. Wobei "Can't Repeat" wie der Rest der Scheibe unangenehme Déjà-vu-Erlebnisse auslöst. Offenbar besitzen die Poppunks im Jahr 2005, wenn schon keine Kreativität, so doch wenigstens eine ordentliche Portion Selbstironie. Denn dem Songtitel zum Trotz handelt es sich tatsächlich um eine Wiederholung. Von "The Kids Aren't Alright" nämlich, dem Stück, das es ohnehin bereits in zwei Versionen auf die Scheibe geschafft hat.
Die lieblose Songzusammenstellung, frei von Überraschungen genau wie die Musik, ein erbärmliches Artwork und ein Booklet, das außer den Lyrics null Informations- oder gar Unterhaltungswert bietet - das macht auch im Fall Offspring aus einer faden Suppe geschmackfreien Brei. Nur dank unbestrittener früherer Qualitäten keine Tiefstwertung.
1 Kommentar
Schlechte Rezension. Erstmal ist es für jede Band, die einige Jahre aufm Buckel hat eine willkommene Geschichte ein Best Of Album zu veröffentlichen, vor allem, um auch immer noch neue Hörer für sich zu finden. Deswegen sollte man nie die Frage erst stellen, ob "Best Of's" Sinn machen oder nicht. Außerdem ist die Zusammenstellung Klasse. Die großen Knaller sind alle drauf - auch wenn ich mir zumindest noch ein "Dirty Magic" gewünscht hätte. Weiterhin gibt es noch einen Bonus Track auf der Platte "All I Want Is To Be Next To You". Was auch nicht jede Band macht: Sogar ein Lied, dass eigentlich ein Soundtrack zu einem Film war, wurde auf die Platte gepackt ("Defy You"). Obwohl ich mittlerweile fast sämtliche Alben von The Offspring habe, steht auch diese Platte in meinem CD Schrank.