laut.de-Kritik

Auf-die-Fresse klappt es immer noch am besten.

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Deutsche Rapper bezeichnen sich gerne als "Straße". Diese oft genutzte Metapher für die soziale Herkunft treibt Olexesh mit seinem neuen Album auf die Spitze: "Makadam ist 'ne andere Art von Straßenbau", erklärt er auf dem Opener "64 Kammern". "Makadam", so verrät eine kurze Recherche, bezeichnet eine Bauweise von Straßen in mehreren Schichten. Ein vielschichtiges Album von und für die Straße also, das Olexesh verspricht: "Die Substanz ist die Tracklist, ganz genau!"

Wer hinter dieser 'Substanz' allerdings irgendeine tiefgreifende Message vermutet, liegt weit daneben. Stattdessen rührt das 385ideal-Mitglied für das Fundament von "Makadam" eine harte Betonmischung aus brutalen Bangern an. Das Highlight steht dabei direkt am Anfang: "64 Kammern" ist so etwas wie die Blaupause für die gesamte Platte. Untermalt von scheppernden Drums packt der Rapper hier unersättlich neue Reime und Flows aus. Der variationsreiche Beat und OLs Raptechnik greifen dabei derart geschmeidig ineinander, dass die rastlose Atmosphäre des Tracks einen komplett einnimmt.

Die Energie, mit der sich Olexesh geradezu in den Takt stürzt, ist seine große Stärke. Er weiß fast immer genau, wie er sich auf den jeweiligen Instrumentals zu präsentieren hat. Rasant und voller flowlicher Abwechslung rattert er die Lyrics herunter. Mit seiner rauen Stimme und eigenwilliger Wortbetonung zelebriert Olexesh seinen Lebensstil: "Und ja ich bin ein Asylant, ich trag' Sportschuhe, Lackschuhe!" Stimmig und überzeugend bringt er sein Milieu näher, allerdings ohne das Thema 'Straßenrap' großartig neu zu denken.

Wirklich frische Motive oder Bilder finden sich auf "Makadam" selten. Deshalb fällt die Platte thematisch etwas monoton aus. Zwar schlägt Olexesh zwischen all dem brutalen Russki-Getue auch nachdenklichere Töne an. Doch reißt er mit Tracks, wie "Geboren in der Großstadt" aufgrund des floskelhaften Inhalts kaum mit: "Hier fliegt das Glück an dir vorbei und jeder Schritt hat seinen Preis". Derartige Kalenderblattweisheiten verhindern das Aufkommen einer emotionalen Stimmung. Auf-die-Fresse klappt es bei Olexesh eben immer noch am besten.

Kein Wunder also, dass der selbsternannte "Russki Kanak" für die Featureliste von "Makadam" eine regelrechte Hau-drauf-Truppe versammelt hat. Das Coup-Duo Haftbefehl und Xatar darf ebenso ran, wie der 187er Gzuz und Olexeshs Labelkollegen Nimo, Celo und Abdi. Besonders der Song "Moonwalk" mit den beiden Letzteren ist dabei ein Volltreffer: Klatschende Drums und ein beinahe ohrenbetäubender Synthesizer animieren zum Kopfnicken, während ein Abdi in Bestform prophezeit, dass sein Gesicht bald, wie das von Lincoln, auf Geldscheinen "chillt".

Dagegen wirkt "Bugs & Bunnies" mit Hafti und Xatar fast wie gewohnte Kost. Ein Eindruck, der zwischen den einzelnen Highlights der Platte immer wieder aufblitzt. Weil Olexesh in einer derartig hohen Frequenz den Markt mit seinen Alben flutet, wiederholt sich immer öfter, was er erzählt. Songs wie "Ich Mach Das" oder "Mutprobe", die nicht durch besonders fulminante Produktionen oder verrückte Flowexperimente mitreißen, erscheinen im Gesamtkontext von "Makadam" beinahe nichtssagend. Wo OL seine Faustschlag-Stimme zurücknimmt und den Beat verschont, gibt er den inhaltlichen Unzulänglichkeiten Raum, die dann den durchaus facettenreichen Rap überscheinen.

Der hohen Releasedichte und den Ermüdungserscheinungen zum Trotz ist "Makadam" insgesamt eine unterhaltsame Platte geworden. Olexesh spielt seine Stärken, nämlich die Energie, Raptechnik und das richtige Händchen für atmosphärische Beats oft genug aus und kreiert so Straßenrapbanger, die modern und eigen klingen. Besonders vielschichtig ist dieses "Makadam" freilich nicht. Doch eine kurzweilige und stimmige Repräsentation der Straße gelingt OL mit seinem eigenen Rezept: "Meine Art ist Betonspritze!"

Trackliste

  1. 1. 64 Kammern
  2. 2. Weyauu
  3. 3. Russki Kanak
  4. 4. Krakadil
  5. 5. Mutprobe
  6. 6. Buyaka
  7. 7. Makadam
  8. 8. Moonwalk
  9. 9. Drunken Masta
  10. 10. Bugs & Bunnies
  11. 11. Alles Für Dich
  12. 12. Ich Mach Das
  13. 13. Hundeblick
  14. 14. Walkman
  15. 15. Schwarzfahr'n
  16. 16. Geboren In Der Großstadt

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7 Kommentare mit 5 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Ist gutes Albung, Ausfaelle wie 'Hundeblick' oder 'Walkman' aber auch normal fuer diesen Ukrainer. Dafuer die ersten 8-9 Stuecke umso dicker.

    Vor 2 Jahren gab es fuer Olexesh noch mehr als 100 Kommentare, heuer noch nix. Deutschrapblase geplatzt?

    Kommt noch eine Rezi zu Silla? Das ist naemlich besser als 'VIBE', locker, sowieso, sollte klar sein.

    • Vor 7 Jahren

      OL ist ein naiser Typ und guter Rapper. Vor 2 Jahren ca. war ich anfangs sehr begeistert von ihm, er hatte mich auf Albumlänge aber nicht überzeugt und genrell stehe ich mittlerweile mit deutschem Street/Gangster-Rap ein wenig auf Kriegsfuß, bzw. habe das aktuell immernoch ein wenig über.

      Werde aber gerne mal durchskippen, die Single fand ich sehr geil.

      Außerdem Baude.. Du weißt.. Du weißt.. Douwaist, Junge! ;)

    • Vor 7 Jahren

      Man kann das Album gut hoeren, da macht man nix falsch. Wenn man sich halt auch wirklich den Prototyp Deutschrusse vorstellt mit Jogginghose, Lackschuhen und Lederjacken aus dem dunklen Teil der Achtziger. :rofl:

      Es hat die letzte Zeit wieder gebrannt bei mir, langsam geht's. Mail kommt dann noch, keine Sorge.

    • Vor 7 Jahren

      eigentlich war bisher jedes release relativ gut hörbar...problem, er kommt immer in übersättigungsphasen ums eck. bin da momentan beim lautuser d.h. kann mir deutsch zur zeit echt nicht so geben...muss mir sogar kalim am freitag schönreden...btw warum is makadam noch nich auf spoti oben?

  • Vor 7 Jahren

    Mir würden auch 12-13 Songs reichen, wenn er sich so einen Quatsch wie "Hundeblick" oder "Walkman" kneifen würde. Mit Auf-die-Fresse-Rap und düsteren Beats klappts bei ihm tatsächlich am besten.

  • Vor 7 Jahren

    Nach dem Straßencocktail wars ne ziemliche Übersättigung bei mir. Hab mir vorher keine Singles hiervon angehört, aber gefällt mir gut soweit. Wirkt wieder viel frischer.

  • Vor 7 Jahren

    Bekommt von mir ungefähr so viel Beachtung wie seine Landsmänner in der Fußgängerzone.

    • Vor 7 Jahren

      Er ist Ukrainer, kein Indio mit Panflöte!

    • Vor 7 Jahren

      Bei uns gibt es nur Muslime, Osteuropäer und Schwarze, die betteln. Über so 'ne Panflöte würde ich mich da zur Abwechslung durchaus freuen!

      Wobei ich sagen muss, dass die Schwarzen quasi alle Zeitungen verkaufen, so mit Behinderung vortäuschen oder Hand auf vor die Nase strecken, das sind vor allem Rumänen und andere Balkanesen.

  • Vor 7 Jahren

    Olex. Hmm, sehr talentierter hungriger Rapper. Hat auch n paar starke Banger am Start. Aber Album im ganzen halt ich nicht aus. irgendwie fand ich diesen arge track immernoch am besten. hab gar kein bock die sachen zu hören. Schon bei masta nicht. grundsympathischer mensch aber mucke eher mau.

  • Vor 7 Jahren

    Kann ich nicht ernst nehmen.
    "Dazu ein paar Zahlen, die Erde ist hohl
    Rothschild-Theorie, man ich kenn' da paar Codes
    Verballer' die Black Notes, blutiger Jackpot
    Es steht kein Prosseco, sie leiten, sie lenken
    Die Taxis, die Leute, die schuften für Bares
    Der Illu', der Hurensohn kommt und verpackt es
    Der nimmt sich dann alles, ich hinder' sein Ziel
    Fick USA, halt' mein Ghetto stabil
    Ich hab' vieles gehört, ob so alles auch wahr ist, Reptil
    Obama Security, hat was
    Geh auf YouTube und verfolge den Scheiß
    Ich will dir was zeigen, was du noch nicht weißt
    Vielleicht, vielleicht, vielleicht wollen sie zeigen, was auf uns zukommt
    Wunder' dich nicht, wenn eines Tages ein UFO vor deiner Tür steht und dann alles zerbombt"