laut.de-Kritik
Eine geile Mischung aus Rammstein und Ministry.
Review von Michael EdeleAls Hobbymusikant mag man sich schon ein wenig in den Arsch beißen, dass ständig irgendwelche Mucker bereits etablierter Bands sich zu - meist kurzlebigen - Projekten zusammen schließen, ein paar Songs einspielen und dann auch noch so nebenbei einen anständigen Deal bei einem renommierten Label abgreifen. Genau so sieht es nämlich bei One Way Mirror aus, spielen da doch Mnemic-Sänger Guillaume Bideau, Soilwork-Drummer Dirk Verbeuren und Basser Loïc Colin (die sich alle von Scarve her kennen) und die beiden Lyzanxia-Gitarristen David und Franck Potvin.
Deutlich weniger ärgerlich gestaltet sich die Sachen dann aber, wenn die elf Songs des Albums allesamt bärenstark sind und einfach nur ordentlich nach vorne weg ballern. Dabei geht es dem Quintett gar nicht um Geschwindigkeit oder technische Finesse. Viel mehr stehen hier die Songs selbst im Mittelpunkt und die grooven wie Hölle, haben ein paar verdammt eingängige Hooks parat und bereiten von vorne bis hinten Spaß.
Auf dem Album befindet sich echt kein schlechter Track und wenn man sich immer mal wieder an Bands wie ältere Soilwork, In Flames oder eingängigere Mnemic erinnert, dann ist das weiß Gott kein Beinbruch. Im Gegensatz zu den Schweden hat die Franzosenbande nämlich zu jeder Zeit einen Satz funktionierender Klöten in der Hose und wirkt trotz sanfterer Klänge wie in "Empty Spaces" nie cheesy oder flach.
Dazu trägt neben der exzellenten Gitarrenarbeit natürlich vor allem Shouter Guillaume bei, der weder bei Scarve, noch bei Mnemic seine Stimme so wandelbar und gelungen einsetzt, wie hier bei One Way Mirror. Selbst bei den mitunter sehr melodischen Passagen besitzt er immer noch einen rauen Unterton und sorgt dafür, dass es stets rockig bleibt.
Allein in Sachen Geschwindigkeit hätten One Way Mirror ein wenig flexibler zur Sache gehen können. Bis auf "Danger Calling", bei dem das Tempo in den Strophen ein wenig rasanter ausfällt, sind fast alle Songs im Midtempo gehalten. Ein paar schnellere Nummern mehr hätten für noch mehr Feuer gesorgt, aber die massiven Grooves entschädigen für vieles.
Zum Ende der Scheibe gibt es noch die Frankie Goes To Hollywood-Coverversion von "Relax", die aber nicht ganz an die Version von Atrocity auf "Werk 80 II" heran kommt. Dafür setzen sie aber mit "Liberation" einen astreinen Schlusspunkt, der wie eine richtig geile Mischung aus Rammstein und Ministry klingt.
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