laut.de-Kritik

Hartes und Zartes unter einem Hut.

Review von

Nachdem es bei den letzten beiden Alben "Deliverance" und "Damnation" die harten und die zarten Elemente von Opeth schön getrennt gab, bringt der neueste Opus der Schweden alle Facetten dieser außergewöhnlichen Band wieder unter einen Hut. Das ist prinzipiell auch nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Hälfte der Songs auf dem Album die zehn Minutenmarke sprengt.

Mit "Ghost Reveries" hat sich Mikael Akerfeld scheinbar so langsam freigeschwommen. Freund und Mentor Steve Wilson hat auf das achte Album von Opeth keine Einfluss mehr, dafür schlüpfte Akerfeld aus seiner Diktator-Rolle etwas heraus und ließ den Rest seiner Band am Songwriting teilhaben. Zur Band gehört seit der letzten Tour auch Spiritual Beggars-Keyboarder Per Wiberg, dessen Keys sich perfekt in den Sound der Skandinavier einfügen.

Auch wenn es nach den ersten Durchläufen vielleicht noch nicht den Anschein haben mag, aber Opeth präsentieren sich auf "Ghost Reveries" wesentlich eingängiger als auf ihren früheren Alben. Das geht natürlich zu keiner Zeit auf Kosten des Anspruchs, dafür stecken nach wie vor viel zu viele Details in den einzelnen Tracks. Weisen die beiden Mammutsongs "Ghost Of Perdition" und "The Baying Of The Hounds" noch einige heftige Passagen auf, so kommen zum Ende des Albums hin verstärkt die sanften Töne zum Tragen.

Vor allem was seinen Cleangesang angeht, hat Mikael enorm an sich gearbeitet und Selbstvertrauen getankt. "Beneath The Mire" wartet tatsächlich mit Melodien auf, die schon beim ersten Hören hängen bleiben, was bei den Schweden alles andere als die Regel ist. Der Einfluss diverse Bands der 70er ist "Atonement" wohl nur unschwer anzuhören, verbreitet der Song doch schon beinahe Kifferatmosphäre mit seinen Endlosjams.

"Reverie/Harlequin Forest" gerät wieder etwas treibender, verströmt aber eine unvergleichliche Melancholie, die nur von ein paar Death Grunts unterbrochen wird. Erneut deutlich ruhiger und nahezu schon minimalistisch gehen die Skandinavier dafür in "Hours Of Wealth" vor, bei dem Mikael stellenweise nur von einzelnen Klavierakkorden begleitet wird. Gänsehaut pur! "The Grand Conjuration" hat irgendwie etwas Lauerndes, man rechnet jeden Moment damit, dass der Song förmlich explodiert. Entsprechende Stellen sind natürlich immer wieder vorhanden.

"Isolation Years" lässt das Album sehr ruhig und nachdenklich ausklingen, wobei Mikael erneut mit seinem Cleangesang brilliert. Die Übergänge zwischen den einzelnen Songs sind fließend, und so hat man einmal mehr den Eindruck, einem endlosen Klaggebilde zu lauschen, wie es nur Opeth erschaffen können. Wo soll diese Reise noch hinführen?

Trackliste

  1. 1. Ghost Of Perdition
  2. 2. The Baying Of The Hounds
  3. 3. Beneath The Mire
  4. 4. Atonement
  5. 5. Reverie / Harlequin Forest
  6. 6. Hours Of Wealth
  7. 7. The Grand Conjuration
  8. 8. Isolation Years

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