laut.de-Kritik

Auf dem Highway herrscht Gelassenheit.

Review von

Wie ich mich freue, endlich wieder ein Orango-Album, endlich wieder Southern Rock. Endlich wieder dieses Gefühl der Freiheit beim Zuhören. Stetson, Cowboy-Boots und Blues-Gitarren in Country-Bars. Danach in den Pick-Up steigen und ab auf den Highway Richtung Heimat, irgendwo zwischen Elverum und Nybergsund ... Moment, What? Wo? Ganz recht, dieses Album kommt nicht aus der Prärie um Nashville, sondern aus dem hohen Norden.

Helge Bredeli Kanck, Hallvard Gaardløs und Trond Slåke gründen Orango bereits 1999 in Oslo, dem Süden des Nordens quasi, also passt's ja. "Evergreens" ist bereits der siebte Longplayer des Trios und nach wie vor herrscht skandinavische Gelassenheit vor. Stress braucht hier keiner, in gemächlichem Tempo startet "Glow Out Of Time", trotzdem eindringlich mit einem bluesigen Riff und einem Refrain, der nach Freiheit klingt. Ein kleines Blues-Intermezzo dazwischen und am Ende noch mal aufdrehen. Hätten die Gebrüder Robinson kaum besser machen können.

Die Vorabsingle "Loco" dreht ein wenig an der Tempo-Schraube, selbstverständlich ohne in Hektik auszuarten. Die drei Norweger teilen sich gerne die Arbeit am Mikrofon, mehrstimmige Gesänge sind ganz natürlich Teil des Orango-Sounds, wie auch im Intro der neuen Single "Old Shores". Lässiger Groove, cooles Riff und eine wohltemperierte Hammond-Orgel dazwischen. Das Rezept ist klassisch und einfach, Orango verpassen ihm aber eine spezielle Würze und damit eine heute in diesem Genre selten gehörte Eigenständigkeit.

Dass hier drei erstklassige und seit vielen Jahren eingespielte Musiker am Werk sind, zeigt das verspieltere Songwriting in "Hillside Man". Gitarrist Kanck lässt hier mal den Elch von der Leine, und Gaardløs und Slåke scheinen sowieso nicht zu wissen, dass sowas wie "nicht on point" in der Musik auch existiert. "Blue Heart" nimmt die Fahrt anschließend zunächst mal raus, startet mit einer sanften Blues-Spielerei, schwingt sich dann aber doch noch zu einer ordentlichen Highway-Hymne auf.

Richtig tief in den whiskey-getränkten Southern-Blues greifen Orango anschließend auf "Sunny Bay". Geeignet als Soundtrack für jeden Tennessee-Schuppen improvisiert sich Kanck über einen lockeren Groove einmal durch die dichten Wälder der Heimat. Das ist großes Kino, das sich aber an dieser Stelle bereits dem Abspann entgegen bewegt. Denn mit dem Titelsong "Evergreens" folgt der letzte Eintrag auf der Trackliste, mit über 16 Minuten die letzte große Rundreise durch die Welt des Nordic Blues. Die zunächst sanften Klänge schwingen sich nach und nach zu einem großen Opus auf, das Grande Finale fällt für Orango-Verhältnisse erstaunlich theatralisch aus.

Urplötzlich, ergänzt mit ein paar Sekunden Ruhe zum Schluss, ist "Evergreens" nach 38 Minuten vorbei. Ein großes Stück Musik, ohne Zweifel, dennoch stellt sich die Frage, wo die wunderschönen Balladen der Vorgänger hin verschwunden sind. Ein oder zwei davon hätten dem Album sicher nicht geschadet. Angesichts von Orangos musikalischer Klasse wäre die Füllstoff-Gefahr sicher gering gewesen.

Trackliste

  1. 1. Glow Out Of Time
  2. 2. Loco
  3. 3. Old Shores
  4. 4. Hillside Man
  5. 5. Blue Heart
  6. 6. Sunny Bay
  7. 7. Evergreen

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