laut.de-Kritik

Beatles-Cover nah an den Originalen.

Review von

Beatles-Revivals und Beatles-Musicals wie "Love", das im Sommer in Las Vegas Premiere feierte, gibt es unzählige. Nun kam die Regisseurin Julie Taymor auf die Idee, einen Musical-Film basierend auf Beatles-Songs unter dem Titel "Across The Universe" zu drehen.

Der mir vorliegende Soundtrack wagt sich an 16 Hits der Fab Four heran und interpretiert diese neu. Keine leichte Aufgabe, bedenkt man dabei, dass die halbe Welt mindestens zehn Hits der Pilzköpfe im Kopf hat und die Produzenten sich außerdem für den zugehörigen Film nicht allzu weit von den Originalen entfernen durften. Ganz im Stil von anderen Musicals wie "Moulin Rouge" oder "Chicago" singen die Schauspieler dabei einen Großteil der Songs selbst.

Zunächst klappt das auch ganz gut. "All My Loving" klingt zwar einstimmig ungewohnt, vor allem weil man zunächst nur Jim Sturgess hört, bevor die Begleitung einsetzt. Zwar merkt man auch schnell, warum der gute Mann Schauspieler und nicht Sänger als Beruf wählte, doch die stimmliche Schwäche gleicht er mit seinem charmanten britischen Akzent wieder aus.

Wesentlich besser macht sich seine Kollegin Evan Rachel Wood. "I Want To Hold Your Hand" interpretiert sie als langsame Soulversion, während sie sich bei "It Won't Be Long" nahe am Original hält. Hier wirkt nur der Background-Chor auf Dauer etwas zu aufdringlich.

Schade also, dass Sturgess den Hauptteil der Songs singt. Leider glückt nicht jede Interpretation so gut, wie man nach den ersten Stücken zu hoffen wagt.

Bei "Let It Be" ersetzt eine Orgel das Klavier, was noch erträglich wäre, aber Carol Woods und Timothy T. Mitchum singen und heulen den Text derart übertrieben, dass es man unwillkürlich schmerzhaft das Gesicht verzieht. Ganz zu schweigen vom dem überaufdringlichen Chor. Ein weiteres Verbrechen: "Lucy In The Sky With Diamonds".

Hier steht Bono am Mikro und versucht über eine Länge von 4:23 Minuten, das Beatles-Lied zu einer U2-Version zu machen. Das geht nicht nur kolossal schief, sondern löst mit Sicherheit bei jedem echten Beatles-Fan Aggressionen aus. Dabei macht Bono seine Sache bei "I'm The Walrus" wirklich gut, trotz der ungewohnten Stimme, orientiert er sich doch stark an John Lennons Version des Songs.

Bei dem Versuch, sich ebenfalls an Lennon zu orientieren, bricht dafür Jim Sturgess auf "Across The Universe" völlig ein. Zum einen, weil er nicht gegen das geballte Soundgerüst aus Streichern und Popmelodie ankommt, und zum anderen wegen seiner stimmlichen Defizite. Positiv fällt dagegen wieder Joe Cocker mit seiner Interpretation von "Come Together" auf. Eigentlich nicht verwunderlich, feierte er doch in jungen Jahren beim Woodstock-Festival ebenfalls riesige Erfolge mit einem Beatles-Cover.

Sehr beeindruckend auch Dana Fuchs, die bei "Helter Skelter" wirklich als zweite Janis Joplin durchgehen könnte. Das Hauptproblem des Soundtracks bleibt aber das Gefälle zwischen 'richtig gut' und 'kaum zu ertragen'. Etwa zehn der 16 Songs fallen in erste Kategorie, den Rest vergisst man am besten gleich wieder.

Ich hoffe, der Film gleicht mit seiner Story solche musikalischen Patzer wieder aus. Bei allen Revivals, Musicals etc. stellt man wieder einmal fest: Die Original-Songs der Beatles bleiben in den meisten Fällen doch die besten.

Trackliste

  1. 1. All My Loving
  2. 2. I Want To Hold Your Hand
  3. 3. It Won't Be Long
  4. 4. I've Just Seen A Face
  5. 5. Let It Be
  6. 6. Come Together
  7. 7. I Am The Walrus
  8. 8. Something
  9. 9. Oh! Darling
  10. 10. Strawberry Fields Forever
  11. 11. Across The Universe
  12. 12. Helter Skelter
  13. 13. Happiness Is A Warm Gun
  14. 14. Blackbird
  15. 15. Hey Jude
  16. 16. Lucy In The Sky With Diamonds

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