laut.de-Kritik
Ariana Grande liefert die einzigen Highlights.
Review von Mirco Leier"Aladin", "Ziemlich Beste Freunde", "Dumbo": In der amerikanischen Remake-Maschinerie herrscht dieses Jahr mal wieder Hochkonjunktur. Selbst "Honig im Kopf", Till Schweigers cineastischer Hirnfurz, den nicht mal Didis Hallervordens Charisma retten konnte, fand irgendwie seinen Weg auf die Schreibtische der Zelluloid-Vampire Hollywoods. Unter dem Vorwand angestaubten Filmrollen einen zeitgemäßen, oftmals fälschlich als progressiv bezeichneten, Anstrich zu verleihen, wird die Neuauflagen-Cash-Cow gemolken, bis die Euter platzen. Kein Wunder also, dass es auch die Serien-Verfilmung "Charlie's Angels", einer der populärsten Frauen-Power Filme der 2000er, erwischt hat. Einziger Lichtblick: Kristen Stewart. Achso, einen Soundtrack gibt’s natürlich auch.
Ähnlich wie Kendrick Lamar durch seinen (wohlgemerkt inoffiziellen) Black Panther-Soundtrack führte, fungiert auch hier Ariana Grande als eine Art Kuratorin. Auf fünf der elf Tracks ist sie vertreten, für das Marketing hielt sie als Poster-Girl her. Die Kollaborateure reichen von ambitionierten Newcomern (Kiana Ledé, Danielle Bradberry, Kim Petras) über etablierte Megastars (Miley Cyrus, Nicki Minaj) bis hin zu legendären Stimmen des Soul und Disco (Chaka Khan, Donna Summer). Eine bunte Mischung, die für eine ebenso bunte Bandbreite an Klängen sorgt, sowohl zum Guten wie zum Schlechten.
Ähnlich wie Bill Contis legendärer Rocky-Score öffnet auch "How It's Done" mit triumphalen Fanfaren. Was danach folgt, lässt sich jedoch wohl am besten als die Blaupause dessen beschreiben, was sich Hollywood Executives unter einer "coolen" Empowerment-Hymne vorstellen. Das hat etwas von solariumgebräunten Animateuren auf Mallorca oder der Kolibri Demenz-Laola "Hände zum Himmel", klingt nur eben wesentlich nüchterner. Es ist das wohl beste Beispiel der Platte, was geschieht, wenn Musik lediglich entsteht, um ein Produkt zu verkaufen, was, für alle Beteiligten, allen voran Kim Petras, enorm bedauerlich ist. Schließlich tragen sie mit ihren Solo-Projekten doch alle maßgeblich dazu bei, dass auch Pop, der keine allzu großen Risiken eingeht, wieder kritische Anerkennung findet.
Glücklicherweise ist das Schlimmste nach diesen drei Minuten überstanden. "Eyes Off You", "Pantera" und "Blackout" gehören zwar ebenfalls in die oben erwähnte Kategorie, kommen aber musikalisch etwas kompetenter daher und gleichen zumindest teilweise mangelnde Kreativität mit gelungener Produktion wieder aus.
Der Quasi-Titeltrack "Don't Call Me Angel" steht stellvertretend für ein weiteres Problem des Soundtracks. Ebenso wenig wie die einzelnen Strophen von Ariana, Miley und Lana, harmonieren die restlichen Tracks untereinander. Es ist ein ständiges Auf und Ab zwischen verspielter Nostalgie und zeitgemäßer Pop-Musik, das zwar gerade inoffensiv genug bleibt, um sich darüber nicht grün und blau zu ärgern, aber eben auch nur ganz selten den Gehörgang in außerordentlichem Maße tangiert.
Man mag sich nicht vorstellen, was mit den elf Songs geschehen wäre, hätte sich Ariana Grande nicht als Executive Producer hergegeben. Ihre Auftritte hinter dem Mikrofon sind nämlich, mit einzelnen Abstrichen ("Nobody"), die unanfechtbaren Highlights der Platte und der einzige Grund sie überhaupt aufzulegen.
"Bad To You" begeistert durch seine hymnische Hook und ein ballerndes Nicki Minaj-Feature am Back-End, während "How I Look On You" wie ein zu Unrecht auf dem Schneidraumboden gebliebenes "Thank U, Next"-Überbleibsel klingt. Auch das ätherische Victoria Monét- Duett "Got Her Own" hätte ohne Probleme auf Grandes letztem Album landen können. Es wäre ein versöhnliches Ende für einen durchwachsenen Soundtrack gewesen. Doch der grausam unambitionierte Black Caviar-Remix des originalen Themes, mit dem die LP schließt, hätte nicht schlechter gewählt sein können.
Weckt er doch nur Erinnerungen an die deutlich gelungenere Compilation, die die Drew Barrymore-Version von "Charlie's Angels" musikalisch untermalte. Blickt man auf diese zurück, stolpert man über Namen wie Destiny's Child, Fatboy Slim, Deee-Lite und Marvin Gaye. Dagegen wirken selbst die Lichtblicke der Neuauflage wie die cineastischen Ergüsse eines Uwe Boll.
2 Kommentare mit 4 Antworten
Ungehört und ungesehen Schmutz. 1/5
Hört wenn schon den Soundtrack vom Original aus 2000.
"Original aus 2000"
Aldens......
Dabei müsste lauti doch eigentlich auch das wirkliche Original aus seiner frühsten Kindheit kennen.
Verzeiht, es war der Film mit der unvergleichlichen Cameron Diaz gemeint, nebst zugehörigen Soundtrack.
Ist eigentlich irgendwann auch mal wieder Schluss mit diesem Genderwahnsinn? Erst Ghostbusters, dann Ocean's Eleven und jetzt auch noch Drei Bengel für Charlie. Wo soll das denn alles noch hinführen?
Hunde und Katzen leben mieinander! Massenhysterie!!