Original Soundtrack - " Der Herr Der Ringe - Die Zwei Türme"

J.R.R. Tolkien hat ein großartiges Buch geschrieben, das bis heute Leser auf der ganzen Welt begeistert. Nach dem starken Auftakt mit "Die Gefährten" fiebern die Fanclubs vieler Länder mit gutem Grund dem zweiten Teil von Peter Jacksons Verfilmung entgegen. Für die echten Jünger, die ohnehin ein gut Teil ihrer mentalen Existenz in Mittelerde leben, erscheint nun schon der zweite Soundtrack zur Weltflucht.

Die Tracks heißen "Foundations Of Stone", "The Black Gate Is Closed" oder "The Passage Of The Marshes" und so klingen sie auch. Um die düstere Atmosphäre von "Die Zwei Türme" klanglich einzufangen, setzen die Produzenten auf jene wagnergeschwängerte und mit gregorianischen Elementen verwässerte Harmonik, wie sie seit jeher in schlechten Fantasy-Filmen üblich ist. Allein "Gollum's Song" fällt dank Emiliana Torrinis rauhem Klagegesang aus dem ansonsten durchweg düsteren Rahmen.

Negativ bemerkbar macht sich für den Hörer vor allem, dass die Musik in keinem Augenblick einer inneren Logik, sondern ausschließlich der der Handlung folgt. Wer sich in der Handlung des märchenhaften Epos traumhaft sicher bewegen kann, vermag sich vielleicht die entsprechenden Bilder vor Augen zu rufen, alle anderen werden vor dem unentwirrbaren Geflecht von Spannungszunahmen und -abfällen bald ratlos kapitulieren.

Die Romanvorlage von "Der Herr Der Ringe" ist trotzdem nebensächlich, weder vom Höhenflug der Phantasie in der Handlung, noch vom Farbenreichtum der Schilderung ist etwas wiederzufinden. Die wenigen choralartigen Texte bleiben, Ork-Sprache oder nicht, durchweg völlig unverständlich. Tolkien hat ein großartiges Buch geschrieben, in den Credits dieser Scheibe ist er kaum zu finden. Ganz klein irgendwo: "Choral Text by J.R.R. Tolkien, Philippa Boyens and Fran Walsh". Wahrscheinlich wär ihm auch das noch peinlich.

Cineasten, die den zweiten Teil von Peter Jacksons bildgewaltiger Verfilmung kaum erwarten können, seien gewarnt: der "Original Soundtrack" wird ihnen alle Vorfreude gründlich verderben. Mag sein, dass diese Zweitverwertung die Phantasie derer, die dem Ring hörig sind, beflügelt. In unserer schnöden Welt aber ist sie etwa so hilfreich wie der Harry Potter-Zauberbesen von Mattel.