laut.de-Kritik
Den meisten Songs fehlt der zündende Funke.
Review von Michael EdeleMit dem Vierjahresrhythmus in Sachen Veröffentlichungen scheinen sich Orphan Hate mittlerweile recht gut arrangiert zu haben. Daran ist prinzipiell nichts falsch, allerdings läuft man damit auch Gefahr, schnell wieder in Vergessenheit zu geraten und bei nicht konstanter Livepräsenz auch bereits gewonnen Boden wieder zu verlieren.
Mit dieser Problematik dürften sich auch Orphan Hate konfrontiert sehen, denn zumindest ich hatte die Berliner eigentlich schon gar nicht mehr auf dem Plan. Und irgendwie will sich auch die Euphorie, die das letzte Album "Blinded By Illusion" bei mir auslöste, dieses Mal nicht so recht einstellen. Zwar lässt sich kaum verleugnen, dass das Dutzend Songs von Christian Kohlmannslehner in dessen Kohlekeller Studio bestens in Szene gesetzt wurde. Den meisten Songs selber fehlt jedoch der zündende Funke.
"Bring Me Down" und "Under The Sun" zielen im Refrain auf eine poppigere Richtung ab. Sinas Gesang, der auch in den klaren Lagen durchaus rau und charismatisch ist, will aber nicht so recht an mich. Es mag daran liegen, dass die Gesangslinien nur selten das Gelbe vom Ei sind. Keine Frage, die Dame klingt wie eine Mischung aus Sandra Nasic und Masha, aber auch nach wiederholtem Durchlauf bleibt kaum eine Melodie im Kopf.
Gleiches gilt leider auch für die vom technischen Standpunkt aus gesehen absolut solide Arbeit an den Instrumenten. Ausnahmen sind die erwähnten Songs und auch "Tired Eyes" oder das balladeske "All That I Am". Das ist ganz nett, aber leider lange nicht so packend wie auf dem Vorgänger. Songs wie "Hidden Faces" oder "Science" rauschen leider weitgehend ohne erkennbaren Höhepunkt an einem vorbei.
Ich vermute mal, dass es Orphan Hate extrem schwer haben werden, sich mit ihrem Sound, der irgendwo zwischen In Flames, Killswitch Engage und Exilia liegt, dauerhaft zu etablieren. Vor allem, wenn zwischen "Attitude & Consequences" und dem nächsten Album wieder vier Jahre liegen.
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