laut.de-Kritik

GI Osborne fühlt Tech-House mit Seele.

Review von

Mit Todd Osborn liefert ein altgedienter Veteran der universitären Musikszene von Ann Arbor sein Debüt auf Spectral Sound ab. Als Schwesterlabel von Ghostly International hat sich Spectral Sound den dezent experimentellen Abwandlungen von House und Techno verschrieben. Und genau auf diesem Feld tobt sich Osborne, so der abgewandelte Künstlername, auch aus.

Obenstehende militärische Wortwahl macht bei Osborn ausnahmsweise Sinn: Als GI hat er Flugzeuge repariert, eine Leidenschaft, der der technikbegeisterte Tüftler auch heute noch nachgeht. Klar, dass er sein neues Album nicht auf irgendeiner x-beliebigen Software produziert hat. Ein eigenes Produkt musste dafür her. Also hat er sich eine eigene Software geschrieben und dann vorliegende 15 Tracks aufgenommen.

Die wiederum klingen aber ganz und gar nicht vertechnisiert. Der Opener "16th Stage" ist eine wunderschöne Tech-House-Nummer mit warmen Klangfarben, unaufgeregtem Drive und ein bisschen Schmalzfaktor - ein Auftakt nach Maß. Vor allen Dingen deshalb, weil mit "Downtown" eine der besten Nummern des ganzen Albums gleich im Anschluss kommt. Hier wird klassisches House-Feeling auf überaus charmante Weise noch einmal zum Leben erweckt.

Thematisch knüpft "Ruling" genau hier an. Kein Wunder, dass die Tracks mit dem stärksten House-Appeal vorab schon als Maxi veröffentlicht worden sind. Dazwischen zeigt Todd Osborn aber auch weitere Facetten seiner Produzentenpersönlichkeit. "L8" ist mit seinen klassischen Roland-Sounds und den Flächen im Hintergrund eine deutliche Hommage an Detroit. Die dortigen Produzenten sind ohnehin bei vielen Tracks präsent, auch wenn sie nicht deart explizit im Raum stehen wie bei "L8".

Seine Vergangenheit als Drum & Bass-Produzent blendet Todd Osborn hingegen gänzlich aus. Mit "Osborne" unterwirft er sich ganz der Labelphilosophie von Spectral Sound. Und die hat mit gebrochenen Beats bei aller Experimentierfreude nunmal nicht so viel am Hut. Dennoch ist "Osborne" ein Album, das Stimmungen erzeugt. Eine Eigenschaft, die viel zu wenigen Techno-Produktionen zuzurechnen ist.

Trackliste

  1. 1. 16th Stage
  2. 2. Downtown
  3. 3. Evenmore
  4. 4. L8
  5. 5. Suffer
  6. 6. Our Definition Of A Breakdown
  7. 7. Ruling
  8. 8. Afrika
  9. 9. Air Pistol
  10. 10. Detune
  11. 11. Outta Sight
  12. 12. Junk Food
  13. 13. Fresh
  14. 14. There
  15. 15. 5th Stage

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