laut.de-Kritik
Die Post-Rocker bauen die Gitarren-Wand auf und wieder ab.
Review von Philipp SchiedelDa hat aber jemand reichlich Godspeed You Black Emperor gehört, denkt man unweigerlich bei den ersten Tönen von "Majestic", dem ersten Song auf Ostinatos Debüt-Album. Die drei jungen Herren von der amerikanischen Ostküste lassen nicht nur einmal die Gitarren so schwingen wie die Herren aus Montreal. Auch diese berühmten Sprünge zwischen den Emotionen haben sie genauso gut drauf.
Ostinato machen auf ihrem Debüt eben das, was Post-Rocker so machen: sie bauen die Gitarren-Wand auf und wieder ab. Machen dabei Lärm und sind dann urplötzlich wieder ganz leise. Das alte Spiel wird neu gespielt. Und macht immer noch Spaß.
Dass Ostinato bei diesen alten Spielregeln nicht völlig durchfallen, verdanken sie ihrer Vielschichtigkeit. Während andere Bands dieser Kategorie sich in einer Ebene ausruhen und entweder nur Krach machen (und den eben laut und leise drehen) oder nur auf späherische Psychadelic-Klänge aus sind (und diese eben laut und leiste drehen) tollen Ostinato zwischen den Stilen umher. In "Convolution" wird herbe herum geschrieen, während hinter ihnen wohl fast die Hausmauer durch die Klangstärke zusammenbricht.
Genau wie die damals, als jugendlichen, ungestümen Mogwai lustvoll drauflos prügelten. Auch im brachialen "The Stranger" kommen einige Post-Core-Einflüsse wieder herauf. Und wenn Ostinato beim letzten Track "Jagganath" auf ihren Live-Konzerten zu dem schnellen Verzerrer-Gehämmer nicht ihre Instrumente zerstören, dann verzichten sie komplett auf diese abgelutschte Einlage. Was natürlich am besten wäre.
Im wunderschönen und stärksten Song "Hey You Up The Tower" beweisen Ostinato, dass sich auch die andere Seite der Medaille drauf haben. In den Weiten des achtminütigen Songs muss man sich verlieren. Wer gerne mal seinen langsamen Kopfnick-Apparat anschaltet und alles um sich herum vergessen möchte, der ist mit Songs wie diesem oder "Let Me Start With The Weather" bestens bedient. Nach und nach wird die Musik völlig weg sein. Und alles andere ist durch den Sound dann auch schon hinfort getragen.
Orchestral, Monumental, Choral – es ist scheißegal. Wir kennen das alles. Selbst die üblichen Tonband-Sprachfetzen werden auf "Left Too Far Behind" nicht ausgelassen. Auch wenn Ostinato nichts Weltbewegendes machen – mit diesem Debüt haben sie sich definitiv ihr Plätzchen im Post-Rock-Himmel erlärmt
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