laut.de-Kritik
Fantasie-Serbokroatischer Trash ohne Augenzwinkern.
Review von Andreas Bättig"What the fuck?!" Sind wohl die zutreffendsten Worte zum Erstling von Ostkreutz. Irgendwie wandelnd zwischen tatsächlich funktionierendem Blödsinn und totalem Wahnsinns-Trash, schmettern die Berliner harten Punk mit Elektro-Wasweißichnichtwas hin. Zusätzlich rotzen die beiden Protagonisten Medium und Maximum Texte in einer Fantasiesprache, die irgendwie nach Serbokroatisch mit weißrussischen Wurzeln klingt. Zwischen diese "Borawotschajse, butta butta oh natsjenschse"- Texte pflanzen die Berliner Worte, die irgendwie jeder versteht: Gang Bang, Vibrator, Motor, Tanzen, Wurst und Bier, U-Bahn, Blumenmädchen, Treppenhaus.
Brachial laden Ostkreutz zum "Gang Bang". Schnelle Drumschläge, dunkle, schnurrende Gitarren und ein Gesang, der an Sin Dios erinnert. Natürlich passend dazu der Refrain zum Mitschreien: Gang Bang! Mit schnellem Punkrock geht es gleich mit "Highspeed Bua" weiter. Die Stimme krächzt heiser, die Russendisko tobt, der Fuß stampft mit. Verworren lassen die Berliner ihr "Elektro Baby" tanzen, schnipseln heulendes Gefiepe zu den monotonen Gitarren und den gelangweilt beschwörenden "Jajajajaj"-Background-Stimmen.
Auch "Motor" funktioniert nach dem Ostkreutz-Schema: Die Klampfen schrummeln und Maximum bzw. Medium rotzen Fantasie-Serbokroatisch, bevor gegen Ende Frauengestöhne im Hintergrund einsetzt. Passend dazu das nächste Lied (haha): "Vibrator". Diesmal deutlich osteuropäisch orientierter hüpfen die Saiten, der Kopf wippt mit.
Auch die wesentliche Dinge im Leben dürfen auf der Platte nicht fehlen: "Tanzen, Wurst, Bier" und Mädchen. Und spätestens hier ist man versucht, das Gehirn abzuschalten, ein breites Grinsen aufzusetzen und den Refrain "Tanzen, Wurst und Bier, Mädchen gibt's nicht mehr" mitsingen zu wollen. Zum Schluss mischt sich mit "Deutsche Asphalt" nochmal vermeintlich russische Folklore mit schnellen Punkrock-Riffs und setzt dem ganzen die Absurditätskrone auf.
Diese Platte ist so dreistdämlich, dass sie irgendwie funktioniert. Die Melodien sind so konzipiert, dass sie irgendwann das Hirn einnehmen. Dann ertappt man sich plötzlich dabei, wie man die Refrains mitsingt. Natürlich ganz still und nur für sich. Das Problem bei "Motor" ist jedoch, dass die Platte nur am Anfang ein wenig verwundert und den Hörer zum Schmunzeln bringt. Doch nach ein paar Durchläufen nutzt sich das Spaßprinzip schnell ab.
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