laut.de-Kritik

Ein radikalmusikalisches Event, das kaputt macht, was kaputt macht.

Review von

Apokalyptischer Noisepunk lässt Geräuschgewitter gegeneinander schreddern, bis jegliche Ordnung zermahlen ist. Nagende Soundwände führen einen sozialdarwinistischen Kampf aller gegen alle – im nachzeitlichen Soundterror ist kein Leben mehr möglich. Oval zeigt auf "Ovalcommers", wie die Welt klingt, wenn sie nicht mehr da ist. Wirklich.

Bei Autechre oder To Roccoco Rot sind Klänge von einander geschieden, stehen abstrakt und unverbunden im Raum – Herrschaft ist in einer differenzphilosophischen Vielheit überwunden, alles darf sein und muss sich nicht mehr in Verhältnis zu irgendetwas legitimieren. Bei Oval rennen verzerrte Noisewände gegeneinander an, zerhacken sich gegenseitig, bis sie über einen hereinbrechen - die sozialdarwinistische Variante.

Einzelne, von einander geschiedene Tracks sind im ovalschen Eskalationsmodell keine mehr zu erkennen. Auf der ersten Hälfte von "Ovalcommers" zuckt es dutzende Male – die experimentelle Knisterstalinorgel hat den CD-Spieler zerschossen, das Zählwerk zählt Tracks hoch, die gar nicht da sind. Auch das Bild des springenden Plattenspielers kreist ständig über dem Noise-Trash. Erst im zweiten Teil beruhigt sich das Szenario ein wenig. Nachdem alles zermahlen ist, plingt in der apokalyptischen Nachwelt etwas gegen etwas anderes, das nicht mehr zu erkennen ist.

Markus Popp zerstört auf "Ovalcommers" das, was er auf seinem Vorgänger-Experiment "Ovalprocess" noch übrig gelassen hat. Ein radikalmusikalisches Event, das kaputt macht, was kaputt macht – Ordnung, Harmonie, Subjekte, Referenzsysteme und den ganzen anderen Scheiß.

Trackliste

  1. 1. Keine Titelangaben

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