laut.de-Kritik
Na toll: Die Preluders-Besieger casten Bro'Sis.
Review von Michael SchuhAls hätte man es als Overground-Rezensent nicht schon schwer genug, heißt das Album auch noch "It's Done". Dabei darf man das erst nach 44 Minuten sagen. Mehrmaliges Hören, dies vorweg, ist für eine Beurteilung der Siegerband aus der dritten Popstars-Staffel wirklich nicht nötig.
Per Publikumsentscheid siegten Overground mit 51,8% gegen die Luder der Preluders. Warum das so ist, fragt man wohl am besten die kaufkräftige Zielgruppe der 9-14-Jährigen. Die Enkel der No Angels heißen Akay, Ken, Marc und Meiko, sind zusammen 79 Jahre alt, und bringen die Attribute mit, die die Jury, die Plattenfirma und sonstige Hype-Mitverdiener unter dem Begriff Talent verstehen: gutes Aussehen, rhythmische Tanzeinlagen und mehrstimmigen Gesang (Akuter Disziplin-Verlust ist am Karriere-Anfang zum Glück noch nicht zu befürchten).
Da bereits eineinhalb Millionen Zuschauer am Telefon für die Boys voteten, scheint der Erfolg quasi vorprogrammiert, und was gibt es in diesen unruhigen Zeiten schöneres als die gesicherte Rendite? Mit seinen austauschbaren und glatt produzierten R'n'B-Standards bestätigt "It's Done" die alte Marketingregel, dass sich Casting-Produkte am besten über das Image verkaufen.
Statt es allen Kritikern zu zeigen, die glaubten, nach Bro'Sis habe sich das Popstars-Konzept endgültig abgenutzt, liefern Overground nur ranzige Boygroup-Kost ab, die - Überraschung - trotz bilingualen Ansatzes einfach nur eine Bro'Sis-Kopie darstellt.
Shaham und Co. sangen einst "We're going V.I.P.", Overground juchzen "I Wanna Sex You Up". Der beste Song des Albums ist bezeichnenderweise diese Single-Coverversion von Color Me Badd, die mit reichlich Streichern angereichert einen Kontrapunkt zum Original setzt. Das eigene Songmaterial stellt den Mädchen, Ladies, Babys und Senoritas in ähnlich hartnäckiger Weise nach.
Liebeserklärungen ("Nur Du", "Sieben Tage") wechseln sich ab mit Popstar-Träumen von weiblichem Telefonterror ("Hello?!"); Handy-Terror versteht sich. Wenn Overground schließlich Ladies auf Bailey's reimen und behaupten, sie brechen die Herzen stolzer Frauen, denkt man nicht nur wehmütig an Heinz Rühmann, sondern fragt sich vor allem, ob Sabrina Setlur und Kollegen denn wirklich nichts Besseres zu tun haben.
Jury-Mitglied Uwe Fahrenkrog-Petersen bringt es wohl auf den Punkt: "Die Jungs sind eben richtige Heartbreaker". Alles andere ist nämlich gänzlich unwichtig, und dass ihre Single in der Fast Food-Kette McDonalds verkauft wurde, ist das ehrlichste Statement, das man in Verbindung mit diesem Produkt machen konnte.
2 Kommentare
Raab, der Depp... das Ding heißt ja 'Schick mir 'nen Engel' - wie kann er nur?!!
...und ich dachte schon, diese Adoros hätten sich an Rammsteins 'Engel' vergriffen
Das sind ja alles quasi Kerle..