laut.de-Kritik

Bring back the baggy pants!

Review von

"All I need is a bass line, feedback from a guitar." Recht hat er, dieser Sonny Sandoval, im Bass/Rap/Feedback-Intro zu "Rockin' With The Best". Zwei Sekunden später kracht der Refrain rein und katapultiert dich zurück zur Jahrtausendwende. In ihren besten Momenten liefern P.O.D. auf "Circles" den Soundtrack für Baggy-Pants-Nostalgiker und zeigen, warum man Nu Metal einst cool finden durfte: Das groovt, Mann! Allerdings zeigen sie auch, wie es Schmetterlinge und Sonnenuntergangsstimmung aufs Cover geschafft haben, und kredenzen manchen Filler.

Nach dem textlich zwar etwas juvenilen, aber vielleicht gerade deshalb so spaßigen Einstieg lahmt der Motor schon in "Always Southern California" ziemlich. So ideen- und ausdruckslos, wie Sandoval im Refrain die Silben langzieht, entsteht eher der Eindruck von Langeweile als Relaxing im besungenen ewigen Sommer. Ähnlich müde bleibts im auf einem Gitarrenübungsbuch-Arpeggio aufgebauten Titeltrack und im Heile-Welt-Reggae-Rocker "Fly Away": "So take me away / Where everything is okay ..."

Hin und wieder liebäugeln P.O.D. auch mit aktuellem Poprock. Um zeitgemäß zu klingen, arbeiteten sie für "Circles" übrigens mit dem Co-Songwriter-Duo Heavy aus Los Angeles zusammen. Stellenweise, etwa im Titeltrack und "Dreaming", integrieren P.O.D. auch moderne Sounds und orientieren sich gesanglich an Radiorockbands (obwohl sie in "On The Radio" noch stolz dagegen ansingen). Statt zeitgemäß klingt die Band in solchen Momenten leider einfach wie alte Herren, die zeitgemäß klingen wollen. Dann doch lieber den Crossover-Stiefel, den die Kalifornier noch immer mit ordentlich Punch durchtreten.

In "Soundboy Killa" knarrt der Bass, die Hände wippen von ganz allein und die Vocals switchen stilsicher zwischen Dicke-Eier-Raprocker, Hardcore-Anheizer und Ragga-Speech. Genau so werden P.O.D. auch 2018 noch einen Club in Menschenhackfleisch verwandeln. Ähnlich tight schallt es in "On The Radio", wo Sandoval seine Rhymes mal etwas schneller raushaut und sich als nettes Gimmick für den Pre-Chorus einen Gast-Shaggy anheuert. Nur das "Wä-o-ä-o-a-o-a-o" im Refrain hätte er sich besser gespart.

Trotz einiger arg zahnloser Ausfälle retten sich P.O.D. auf "Circles" noch knapp über die Durchschnittslinie. Um "The Awakening" von vor drei Jahren zu toppen, fehlt es quantitativ an Bangern, doch die Tendenz stimmt weiterhin. Wenn es nämlich will und alte Hummeln im Arsch wiederbelebt, zappelt das Quartett noch genauso frisch wie zu seiner Hochzeit in den 90ern und frühen 2000ern.

Trackliste

  1. 1. Rockin' With The Best
  2. 2. Always Southern California
  3. 3. Circles
  4. 4. Panic Attack
  5. 5. On The Radio
  6. 6. Fly Away
  7. 7. Listening For The Silence
  8. 8. Dreaming
  9. 9. Domino
  10. 10. Soundboy Killa
  11. 11. Home

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