laut.de-Kritik

Sanfter als früher, immer noch untauglich fürs Formatradio.

Review von

An Erfolgen mangelt es der Frau nicht, höchstens an kommerziellen. Bereits nach ihrem ersten Album "Dry" kürte sie die amerikanische Ausgabe des Rolling Stone 1992 zum "Best Songwriter" und "Best New Female Singer", mit ihrer letzten Scheibe "Stories From The City, Stories From The Sea" errang sie als erste weibliche Künstlerin den Mercury Music Prize 2001.

Dazwischen liegen Nominierungen für Brit-Award und Grammy (für "Is This Desire", 1998) und Artist, bzw. Album Of The Year-Auszeichnungen (für "To Bring You My Love", 1995). Zu ihren erklärten Bewunderern zählen so unterschiedliche Musiker wie Dave Wyndorf oder Thom Yorke. Nur beim großen Publikum konnte PJ noch nicht landen, beeindruckende Charterfolge blieben ihr bislang verwehrt.

Wird sich das mit ihrem siebten Studioalbum "Uh Huh Her" ändern? Wohl eher nicht, zumindest auf den ersten Blick kommt ihr Gitarre/Bass/Drums-Rock doch wieder viel zu spröde daher, absolut untauglich fürs Formatradio. Gleich der Opener "The Life And Death Of Mr. Badmouth" bollert eher bösartig aus den Boxen, dem sollte man mal gründlich den Mund auswaschen, disharmonische Background-Melodien illustrieren den Giftgeschmack von Mr. Badmouths Lippen.

"Shame is the shadow of love" und "you changed my life", heißt es im folgenden Song, und vielleicht ist wirklich etwas passiert in PJs Leben. Jedenfalls wirkt ihr Seelenexhibitionismus in diesem zweiten Song sanfter und versöhnlicher als früher. Bevor allerdings der Hörer sich im Wohlklang zu gemütlich einrichtet, kommt gleich wieder ein böser, schmutziger und roher Rocker wie "Who The Fuck" und trampelt alles nieder.

Im Verlauf der Scheibe hat man mitunter das Gefühl als entstammten die verschiedenen Stücke tatsächlich sehr verschiedenen Lebensphasen. Mit dem genannten "Who The Fuck", "The Letter" oder "Cat On The Wall" sind wieder einige gitarren-krachige Rocker dabei. In "The Pocket Knife" verlässt sich Miss Harvey ganz auf ihre fragile Stimme, die mit der sparsam geschlagenen Elektrischen und einer Rassel (?) tatsächlich eine ganz betörende Wirkung entfaltet und an einen ihrer schönsten Songs erinnert, an "Rid Of Me".

Ganz ungewohnt sind dagegen die Mundharmonika-Klänge in "Shame", die Keyboards in "The Slow Drug" oder das Xylophon in "You Come Through", vom friedlich dahin plätschernden Instrumental "The End" mal ganz abgesehen. Etwas affig finde ich persönlich das über eine Minute währende "Seagulls"-Sample mit Möwengeschrei. Soll das Sympathie für's Meer illustrieren? Dann kann ich hier mal ebenso gut erzählen, dass ich am See wohne, und wie putzig da die Enten schnattern, wie schwachbrüstig die Bellchen piepsen, oder wie eindringlich die Haubentaucher-Kinder pfeifen.

Es ist also wieder ein ebenso tolles wie irritierendes Album geworden. Da ist es gut zu wissen, dass PJ Harvey diesmal außer den Drums alle Instrumente selbst eingespielt hat. So braucht sie die wahrscheinlich wieder nicht allzu üppigen Einnahmen wenigstens nicht zu teilen ...

Trackliste

  1. 1. The Life And Death Of Mr. Badmouth
  2. 2. Shame
  3. 3. Who The Fuck?
  4. 4. The Pocket Knife
  5. 5. The Letter
  6. 6. The Slow Drug
  7. 7. No Child Of Mine
  8. 8. Cat On The Wall
  9. 9. You Come Through
  10. 10. It's You
  11. 11. The End
  12. 12. The Desperate Kingdom Of Love
  13. 13. Seagulls
  14. 14. The Darker Days Of Me & Him

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LAUT.DE-PORTRÄT PJ Harvey

Wenn PJ Harvey mit roten Pumps, dem knappsten denkbaren Kleid und einer E-Gitarre an der Hüfte auf der Bühne steht, hält das Publikum den Atem an.

15 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    PJ Harvey eigentlich meiner Meinung nach einer der besten Sängerinen unserer Zeit. Ich stehe sehr auf ihrer Musik und sie hat schon natürlich jede menge erreicht... Ich denke wohl auch sehr verdient. Sie zählt auf jeden Fall zu meinen Favoriten und deshalb habe ich mir um so mehr auf ihr neues Album gefreut. Ich konnte es kaum erwarten es endlich anzuhören... Heute war es dann endlich soweit. Voller Begeisterung und Hoffnung nun was wirklich geniales zu hören, schob ich ihre Platte in meinen CD-Player. Das erste Stück machte mich richtig schön heiß... ein cooler Opener auf jeden Fall... danach ging es dann aber recht sanft weiter eigentlich. Ich hätte gedacht, das es dann richtig laut wird. Etwas entäuschend aber nach den ersten Sekunden von It´s You habe ich die ganze Entäuschung vergessen, da dieser Track durchaus auch seine Qualitäten hat. Schließlich folgt The End. Mit diesem Track konnte ich dann nicht mehr so recht viel anfangen... sowas weiter am Ende oki aber jetzt schon so ein komischer Track neee danke. Darauf folgen sehr ruhige melancholische Midtempo Songs die eher durchschnittlich als gut sind. In Shame kommt wieder etwas Rhytmus rein und schließlich mit Who the Fuck ein endlich lauterer Track, sonst wäre ich noch eingeschlafen. Danach wirds zwar wieder eher ruhiger aber die Platte wird interesanter und kann dieses eigentlich auch bis zum ende durch halten. Im allgemeinen ein zwar recht interesantes Album aber eigentlich auch nichts groß außergewöhnliches oder beeindruckendes. Mich hat es nicht vom Hocker gehauen und ich fande es zieht sich ziemlich...
    Ganz ehrlich, ich hätte von PJ Harvey mehr erwartet. Mehr als etwas besserer Durchschnitt ist das Album auf keinen Fall.
    Fazit: 8/10 Punkte

  • Vor 20 Jahren

    neues pj album. hab ich total verpasst. muss angehört werden, stories from the city war ein meisterwerk.

  • Vor 20 Jahren

    Mein fav von PJ is noch immer "dry"...

  • Vor 20 Jahren

    "Stories from the..." ist mir etwas zu seicht. Ich mag dieses Album zwar auch total, aber ich finde, es ist nicht unbedingt PJs bestes Werk. Ist halt Geschmackssache. Ich mag eher die "duesteren" Seiten von PJ.

  • Vor 13 Jahren

    ein absolut unterbewertetes album. war damals mein erstes von ihr udn hat mir die lust definitiv nciht genommen. im gesamtwerk betrachtet typisch pj harvey: glanzlichter ohne ende. nie langweilig und textlich überzeugend. man höre sich nur mal the letter an. wo einem der text nicht zusagt (anfäglich who the fuck) stimmt dann einfach die gesamtumsetzung mittels der musik und gesang.

  • Vor 13 Jahren

    ein absolut unterbewertetes album. war damals mein erstes von ihr udn hat mir die lust definitiv nciht genommen. im gesamtwerk betrachtet typisch pj harvey: glanzlichter ohne ende. nie langweilig und textlich überzeugend. man höre sich nur mal the letter an. wo einem der text nicht zusagt (anfäglich who the fuck) stimmt dann einfach die gesamtumsetzung mittels musik und gesang.