laut.de-Kritik
Die Rückkehr als Duo gerät zum Nostalgietrip.
Review von Deborah KatonaDas Ausrufezeichen ist zurück! Ausrufezeichen! Und mit dem Ausrufezeichen auch ein Stück weit die alten Panic! (Ausrufezeichen) At The Disco, deren Debüt "A Fever You Can't Sweat Out" vor fünf Jahren so unglaublich viele Hörer mitriss. Dass der Ausstieg zweier Bandmitglieder mit dem mäßig erfolgreichen Nachfolger "Pretty. Odd." zu tun hat, ist wohl offensichtlich.
Nach jenen Ausflügen in etwas folkige, country-, aber auch beatle-eske Sphären schlägt das verbliebene Duo nun wieder ursprünglichere Wege ein. Auch vom Look her kehrt man ganz in Debütmanier zu eher düsterer Kostümierung zurück (betrachtet man den Clip zu "The Ballad Of Mona Lisa"). "Vices & Virtues" bietet einen Wechsel zwischen fröhlicher Popmusik, Rockanleihen und teils geheimnisvollen Klängen – meist unterlegt von Beats aus dem Computer.
Gleich mit dem Einstiegstrack "The Ballad Of Mona Lisa" rufen Panic! At The Disco alte Erinnerungen hervor. Auch Songs wie "Hurricane" kommen (trotz abgedroschener "Hey Hey"-Rufe) von Aufbau und Struktur nahe ans erste Album heran. Nahe, aber leider nicht ganz! Ausrufezeichen!
Alles ist sehr sauber produziert und glattgebügelt, wodurch die wunderbare Stimme von Brandon Urie jedoch teilweise an Stärke und Präsenz verliert. Eine schöne Ausnahme ist "Always", eine balladeske Nummer mit Akustikgitarrenbeginn. "The Calendar" besticht ebenfalls durch Uries einwandfreiem Gesang. Der Song selbst driftet im Refrain jedoch allzu sehr in die Schmalzpoprichtung ab, bevor er in ein entspanntes und leicht mystisches Finale mündet.
"Sarah Smiles" fängt den Hörer sofort mit seinem locker-leichten Mundharmonika-Einstieg und den spanisch-anmutenden Trompeten-Einspielern. Das zaubert nicht nur besagter Sarah ein Lächeln ins Gesicht. Auch "Nearly Withes (Ever Since We Met)" entzückt durch intelligenten Instrumenteneinsatz und spannende Stimmungswechsel. Das Fragezeichen – und nicht Ausrufezeichen – jedoch davor: Waren die abgenutzten Kinderchor-Einlagen wirklich nötig?
Unterm Strich haben die um zwei Mitglieder gestutzten Panic! At The Disco ein ordentliches, wenn auch streckenweise zu kantenloses Popalbum aufgenommen.
Noch keine Kommentare