laut.de-Kritik

Die Tochter des King of Pop setzt auf Melancholie.

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Das musikalische Erbe der Eltern anzutreten ist immer schwierig. Aber wenn dein Vater dann auch noch Michael Jackson und damit der King of Pop höchstpersönlich war, dann dürfte der Druck und die Erwartungshaltung nochmal ein wenig größer sein. Immerhin hast du dadurch natürlich viele Kontakte in der Musikwelt und startest nicht bei Null. Produzenten und Labels schlagen sich um dich. Eigentlich ein Garant für große Ergebnisse.

Paris Jackson geht mit "Wilted" bewusst in eine andere Richtung und löst sich musikalisch gleich auf ihrem Debüt von ihrem berühmten Vater ab. Statt hochklassigem 80s-Pop balanciert die 22-Jährige zwischen Folk und Country. Auf dem etwas weihnachtlich klingendem "Collide" klingt sie wie Colbie Caillat, wenn sie hauchend und sanft fragt: "Babe, what you doing to me?" "Undone" gerät mit seinen Drums rockiger, Jackson singt jedoch weiterhin zart die eher traurige Zeile: "I know the world is falling down."

Viele andere Lieder wie "Repair", "Dead Sea", "Let Down" oder "Eyelids" sind ebenfalls sehr ruhig gehalten, erinnern an Herbsttage mit Nieselregen, die einen eher melancholisch stimmen, als aufbauen. Man will sich einen Tee machen, mit einem guten Buch und der Heizung voll aufgedreht ins Bett und bis zum Frühjahr durchschlafen. Auf ihrer Instagram Seite wird schnell klar, dass Paris sehr spirituell und esoterisch interessiert ist. Viele Memes über Sternzeichen, Tarotkarten, Seelenverwandtschaften und das Law of Attraction finden sich dort. Das sogenannte Gesetz der Anziehung besagt, dass man sich alles in sein Leben ziehen kann, was man will. Denn wenn du positiv denkst, dann kommt Positivität auch zu dir zurück.

In zwei Songs verarbeitet Paris diese Interessen und Glaubensansätze. Auf "Scorpio Rising" singt sie über eine Liebe, die sie mit dem Sternzeichen-Aszendenten Skorpion vergleicht: "You're my lost cause / You're my last thought / You're my stained gauze / You are all I've got / Scorpio rising / Like Scorpio rising". Häufig spricht sie auch von kosmischen Verbindungen, zum Beispiel Dualseelen, die schicksalhaft zueinander finden und widmet dieser Thematik die Nummer "Cosmic".

Auf der ganzen Platte findet sich nur ein etwas fröhlicherer Song: "Another Spring" verfügt über einen poppigen, schnelleren Rhythmus mit leichten Gitarrenanschlägen und erinnert an den Common Linnets-Song "Calm After The Storm", mit dem die Band 2014 auf den zweiten Platz beim ESC landete.

"Wilted" bedeutet übersetzt "verwelkt" und das ist wirklich ein passender Titel für dieses Album. Der Sound der einzelnen Songs unterscheidet sich nur in minimalen Sequenzen und bietet keinen richtigen Hit. Bei den ersten Liedern denkt man noch "Och schön" und irgendwann denkt man nur noch "Och nö", weil sich die Tracks einfach nur veränderungslos aneinanderreihen. Es wird nur noch langweiliger. Erinnern einzelne Passagen auch an Taylor Swift oder The Lumineers, deren Klasse erreichen sie nicht. Auch wenn ihr Vater Michael Jackson war und Paris sicherlich einen Newcomer-Vorsprung inne hat: Die Suppe wird hier ziemlich lau serviert.

Trackliste

  1. 1. Collide
  2. 2. Undone
  3. 3. Repair
  4. 4. Cosmic
  5. 5. Dead Sea
  6. 6. Let Down
  7. 7. Eyelids
  8. 8. Scorpio Rising
  9. 9. Freight Train
  10. 10. Wilted
  11. 11. Another Spring

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