laut.de-Kritik

Neues vom spitzbübischen Berner.

Review von

Ende 2001 schart Büne Huber ein paar alte und ein paar neue Musiker um sich, so kehren im folgenden Jahr Patent Ochsner auf die Schweizer Bühnen zurück. U.a. beim Gurtenfestival in Bern zeigt sich, dass die Band immer noch ihre Fans hat, folgerichtig erscheint Anfang 2003 mit "Trybguet" auch ein neues Album.

Während Bünes minder erfolgreiches Soloprojekt "Honigmelonemond" reichlich Samples und Elektronik einsetzte, kommt "Trybguet" akustisch und vergleichsweise rockig daher. Einer der stärksten Songs ist der Opener, hier zeigt sich gleich, dass Bandleader Huber noch immer ein toller Texter ist: die meist recht vieldeutigen Lyrics leben von eindrücklichen und anschaulichen Bildern, die man so schnell nicht vergisst. Außerdem hat es der Berner immer noch faustdick hinter den Ohren, seiner spitzbübischen Gelassenheit kann man sich nur schwer entziehen.

"S chunnt äbe so wie s chunnt u so wie s chunnt, chunnts äbe guet" heißt es bei Patent Ochsner, aber musikalisch chunnts leider nit immer guet. Im Interview behauptet Büne zwar, die neuen Bandmitglieder hätten der Band neues Leben eingehaucht. Allerdings vermisst man doch mitunter den anarchischen Schwung früherer Tage. Es kann kaum am früheren Gotthard-Produzenten Chris von Rohr allein liegen, dass Stücke wie "Brandstifter" doch recht glatt gebügelt daher kommen. Auch beißende gesellschaftskritische Töne gehören wohl der Vergangenheit an.

Ihre besten Momenten hat die neue Scheibe eindeutig da, wo sie an Hits von früher erinnert. Die schneidigen Synkopen von "Zimmer", die exotischen Bläser-Klänge von "Weischwinimeine?" oder der schaukelnde Rhythmus lassen die oft überraschenden folkloristischen Elemente von "Schlachtplatte" oder "Gmues" wieder aufleben. Auch "Novämber" klingt eingangs stark nach "Seemann's Wärmuet" von "Stella Nera". Nur die singende Säge fehlt halt.

Trackliste

  1. 1. Trybguet
  2. 2. Schlangenäscht
  3. 3. Brandschtifter
  4. 4. Pimpermezzo
  5. 5. Zimmer
  6. 6. Novämber
  7. 7. Umloufbahn
  8. 8. Ke Schtärn
  9. 9. Weischwinimeine?
  10. 10. Paranoïd
  11. 11. Compañero
  12. 12. Schnuppe

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1 Kommentar

  • Vor 9 Jahren

    Leider findet das wahrscheinlich schwächste Album der Schweizer Mundartpoprocker seinen Weg in die laut.de Rezensionensparte. Vollkommen richtig, daß der Elan vergangener Alben hier merklich fehlt. Als Meilenstein der Band sei "Gmües" erwähnt, ein Albun, welches von Kraft, Leid, Stimmungen nur so strotzt !