laut.de-Kritik

Des Modfathers Ruf nach einer freundlichen Revolution.

Review von

Keine Experimente! Nach zuletzt drei konzeptionell klar sounddefinierten Alben kehrt Paul Weller mit "A Kind Revolution" zurück zum gediegenen, Soul-unterfütterten Modpoprock klassischster Prägung. Kein Jam-Update wie auf "Wake Up The Nation" (2010), kaum Krautiges à la "Sonik Kicks" (2012), auch die Ambient-Ambitionen im Stile von "Saturn's Pattern" (2015) haben ihre Schuldigkeit getan. Für den Moment, jedenfalls.

Eine thematische Klammer, wenn man so will, gibt es dennoch. Hinein in die Ära von Trump, Brexit und allem anderen Nonsens ergeht des Modfathers Ruf nach einer netten, einer freundlichen Revolution. All You Need Is Love? Ginge es nach dem Workaholic aus Woking, müsste das eigentlich reichen. Hört man seine neuen Songs, man möchte es ihm für die Spieldauer des Albums zumindest nur allzu gern glauben.

Mit "Woo Sé Mama" eröffnet Weller sein 13. Solo-Album mit massig Verve, hat PP Arnold und Madeline Bell an den Backing Vocals und nutzt den Schwung, um gleich anschließend mit "Nova" einen spooky Hammondorgel-Track mit Bleeps und Blops im Gebälk hinterherzujagen, funky Bläser und Swinging-London-Gitarren von Josh McClorey (The Strypes) inklusive.

"Long Long Road" versetzt McCartneys Seite der Beatles nach Memphis, und nickt mit seinen kurzen Breaks anerkennend Richtung Wings. "She Moves With The Fayre" kocht das alte Funk-Riff aus dem Hause James Brown noch einmal auf und dickt es mit geklöppelten Drum-Figuren, Blue-Note-Gebläse und Streichern an, nicht ohne Robert Wyatt Platz für ein paar Gast-Vocals zu lassen.

Unter den vielen Gästen, die sich zum familiären Stelldichein in Wellers Black Barn Studios über das vergangene Jahr eingefunden haben, zählt auch ein alter Bekannter aus den 80er Jahren: Boy George. Zu Zeiten von Style Council und Culture Club zierten die beiden die Titelblätter von "Smash Hits" und anderen Gazetten, liefen sich bei "Top of the Pops" über den Weg, Bromance galore im Zeitalter von Zauberwürfel, Live Aid und Aerobic.

Von einer Zusammenarbeit hatte Weller über die Jahre immer wieder gesprochen, jetzt hat es geklappt und klingt in der Tat ganz vorzüglich. Mit Piano-Kaskaden und punktgenauem Bass eingeleitet, entwickelt sich "One Tear" zum softhousigen Four-to-the-Floor-Groover, der das Beste aus den Welten von ABC, Working Week und Style Council miteinander verquickt.

"The Cranes Are Back" mit seiner Aufbruchstimmung gönnt sich einen optimistischen Ausblick auf eine bessere Welt, da die Aasgeier das Weite gesucht haben, "Satellite Kid" gemahnt an "Heavy Soul"-Zeiten, und "The Impossible Idea" erntet akustischen Morgentau von Surreys satten Wiesen.

Weller anno 2017: auf der Höhe der Zeit, gleichzeitig eine Verneigung vor den erdigsten Sounds der letzten fünf Dekaden, vor Funk, Soul, Jazz und einem klitzekleinen bisschen Rock. Auf dem nächsten Album, und das ist das Schöne bei Weller, mag das alles schon wieder ganz anders klingen. Für den Moment heißt es "Viva La Revolucion".

Trackliste

  1. 1. Woo Sé Mama
  2. 2. Nova
  3. 3. Long Long Road
  4. 4. She Moves With The Fayre
  5. 5. The Cranes Are Back
  6. 6. Hopper
  7. 7. New York
  8. 8. One Tear
  9. 9. Satellite Kid
  10. 10. The Impossible Idea

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