laut.de-Kritik
Ein bisschen zu viel Morning-Show.
Review von Andrea TopinkaUnvergessen bleibt die gepfiffene Hook von "Young Folks" - der Hauptgrund, weshalb sich eine Dekade später viele noch an Peter, Bjorn And John erinnern. Weder das elektropoppige "Living Thing" noch der geradlinige Pop-Rock auf "Gimme Some" bescherten einen vergleichbaren Hit - das Trio hatte auch bewusst darauf verzichtet, einfach "Writer's Block" zu reproduzieren. Nun nahmen sie sich für "Breakin' Point" fünf Jahre Zeit.
Neben den Arbeiten an der neuen Platte beanspruchte auch die Mitbegründung des Künstlerkollektivs INGRID einen Großteil dieser Zeit. Mit der Gruppe schwedischer Künstler (u.a. Lykke Li, Miike Snow) richteten sie u.a. ein eigenes Studio in Stockholm ein, in Räumlichkeiten, die einst ABBA für ihre Aufnahmen nutzten. Und nach ersten Treffen mit dem befreundeten Produzenten Patrick Berger (Icona Pop, Robyn) war klar: großer, funkelnder Pop sollte es werden.
Dafür tankten Peter, Bjorn And John geballte Starpower: Außer Berger veredeln Paul Epworth (U2, Paul McCartney), Emile Haynie (Lana Del Rey), Greg Kurstin (Sia) und Pontus Winnberg (Miike Snow) die 12 Songs der neuen Platte. Auf Radiotauglichkeit gedrillt bewirbt sich fast jeder Track mit modernen Keys und einem Hauch 70er-Disco als nächste Singleauskopplung: eingängig, immer unter vier Minuten lang und schick arrangiert.
Auf Albumlänge kristallisiert sich so auch schnell die Schwäche heraus: Die Grenzen verschwimmen so weit, dass man sich nicht mehr sicher ist, welches Lied gerade dran ist, geschweige denn, wie der Refrain des vorherigen geklungen hat. Isoliert gehört, zünden die einzelnen Tracks besser.
Der Opener "Dominos" schlägt mit Claps, Bongos, tosendem Keyboard und Falsett-Chorus auf der Tanzfläche ein. Nostalgisch schwärmt Peter Morén in "Do-Si-Do" von Drinks mit Freunden, durchfeierten Nächten und anschließender Ernüchterung - mit süßer an ABBA erinnerndem Dancepop. Die Gelegenheit zum Mitpfeifen bietet dieses Mal das behäbige "Breakin' Point", das sich mit dem Elternwerden beschäftigt.
Im schillernden "In This Town" kreiert die Band einen überschwänglich schunkelnden Refrain für Nachtschwärmer: "I don't wanna go home / I wanna go back to when it started / In the lost I found / I'm nobody now". Wenn in "Between The Lines" dann leicht betrübte Lyrics auf warme Instrumentierung treffen, ist das eine willkommene Abwechslung.
Um sich ein bisschen bedüdeln zu lassen und Spaß zu haben, dafür taugt "Breakin' Point" auf jeden Fall. Das ambitionierte Popalbum, das Peter, Bjorn And John vorschwebte, ist ihnen aber nicht geglückt. Trotz der vielen Akteure klingt "Breakin' Point" im Ganzen leider ein wenig zu oft nach Morning-Show im TV.
2 Kommentare
Es stimmt schon, einzeln zünden die Songs, auf Albumlänge wirds etwas monoton. Aber so ist es bei allen PB&J Platten. Es ist aber doch ein recht tolles Sommeralbum geworden, das Spaß macht.
Ich kann leider nicht anders als mit diesen Artworks pure langeweile zu assoziieren.