laut.de-Kritik

Mit Abgeh-Rock und melodiösen Balladen gegen das Schlager-Karma

Review von

Ich oute mich gleich zu Beginn. Ich bin nicht wirklich ein Rockmusikjunkie. Meine echten Rockerfahrungen beschränken sich auf eine kurze Zeit der Identitätsfindung während der Pupertät. Ich entschied mich dann aber anders...

Mal vorausgesetzt, dass auch die Rockmusik modern klingen möchte, gefallen mir bei Peter Maffays "X" die Stücke am besten, in denen Komponenten der Jetztzeit enthalten sind. Dazu gehören definitiv der Opener "Bis ans Ende der Welt" (mit prima Video), das wunderschön shuffelnde "Rette mich" (könnte auch eine Singleauskopplung sein) und "Freier Fall".

Überhaupt hat mich "das erste echte Peter Maffay Album seit 4 Jahren" (Presseinfo) zu Beginn äußerst positiv überrascht. "Wenn du willst" kommt schnörkellos daher, genau wie "Bring mich nach Haus". Das ist pure Rockmusik, unverblümt, direkt und kraftvoll. Auch die Texte kommen mit guter Message. Leider verliert das Album in der Mitte, so um "Das hab ich nicht gewollt" etwas an Power. Die Nummer ist echt nicht zu gebrauchen. Egal, eine zum wegzippen. Und noch zwei, "Deine Chance" und "Sternenmeer". Jetzt wird's mir doch zu nett und harmoniestrebend. Aber vielleicht erfüllt Peter damit ja auch nur sein Schlager-Karma, das ihm wie ein böser Fluch anhaftet. Ändert sich leider erst wieder mit "Keiner kommt hier lebend raus". Dafür geht's jetzt aber auch wieder "bis ans Ende der Welt" richtig zur Sache.

Insgesamt ein gelungenes Album aus schnellem Abgeh-Rock und melodiösen Balladen, auch wenn die eine oder andere "X"-Akte einige Schwächen aufweist. Aber wer so lange auf der Bühne steht wie Peter Maffay und mit seinem letzten Album "Begegnungen" eine kreative Meisterleistung in Sachen deutscher Beteiligung am Weltmusikgeschehen ablieferte, der darf auch mal etwas sandeln.

Entstanden ist das Album übrigens auf Mallorca, in einer "entspannten Probensituation"! (Glaub´ ich gern). Aufgenommen wurden die Songs in Dublin von Maffays bewährten Team Carl Carlton und Bertram Engel als Produzenten. Zur Unterstützung für die vielen Regler holte Peter noch Siggi Bemm, der sich bisher durch zahlreiche Arbeiten im Heavy Rock-Bereich - etwa mit Kreator oder Grip Inc. - profiliert hat. Auf seine Kappe geht auch die Stimmverfremdung in "Freier Fall". Fette Nummer übrigens, mit einem Hauch von Big-Beat.

Trackliste

  1. 1. Bis Ans Ende Der Welt
  2. 2. Bring Mich nach Haus
  3. 3. Rette mich
  4. 4. Wenn Du Willst
  5. 5. Du Und ich Für Immer
  6. 6. Das Hab Ich Nicht Gewollt
  7. 7. Freier Fall
  8. 8. Das Leben Fliesst So Einfach
  9. 9. Deine Chance
  10. 10. Sternenmeer
  11. 11. Keiner Kommt Hier Lebend Raus
  12. 12. Fühlst Du Genauso
  13. 13. Bis Ans Ende Der Welt (Reprise)

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