laut.de-Kritik

Stutenbissigkeit bis zum Gipfel der Gefühlsduselei.

Review von

Ok, den Tod wünscht man seinem schlimmsten Erzfeind nicht, aber was uns unser Paradiespunk Alicia Moore aka Pink hier auf ihrem neuen Album "I'm Not Dead" größtenteils zumutet, ist schon ziemlich nervtötend. Alles beginnt mit der vielversprechenden Single "Stupid Girls", die von Bratzen, Tussis, Schlampen und sonstigen Schabracken handelt.

Hier zieht die Rockerbraut in ihrer gewohnt rotzigen Coolness unterhaltsam und mit hitverdächtiger Dance-Popmelodie über ihre weiblichen Artgenossen her. Egal ob Schönheits-Zangengeburten, verwöhnte Spatzenhirne (Paris Hilton) oder berühmte Gesangskolleginnen (Jessica Simpson): Hauptsache, sich so gut es geht von der Frauenbewegung distanzieren, um sich frivol-dämlich und naiv der Männerwelt zu präsentieren. Die Reinkarnation des Retro-Punk-Girlies weiß sich zu artikulieren und in Szene zu setzen, wie auch das Video zur Single beweist. Manchmal vielleicht etwas zu plump, aber die Message ist verständlich und die Stutenbissigkeit nimmt ihren Lauf.

Doch dann kommt plötzlich alles ganz anders. Die folgenden Songs lassen die Mundwinkel länger und die Haut trockener werden. Mit den typischen Rockballaden-Verzweiflungs-Akkorden lässt uns Pink leider ein zu heißes Fußbad ein. Nach der pubertierenden Hitsingle "Get The Party Started" des Erfolgsalbums "Missundaztood" stampft sie auch vier Jahre später pseudoerwachsen im großen Dschungel der Ungerechtigkeit herum. Philosophiert bittersüß im Befindlichkeitswahn der vollkommenden Liebe und sucht dabei auch noch nach dem Sinn des Lebens.

Mit verzweifelnden Streichern ("Who Knew"), Stadionrock-Gitarren ("Long Way To Happy") und sentimentaler Pianomelancholie ("Conversations With My 13 Year Old Self") kriecht Madame zum Gipfel der Gefühlsduselei. "Nobody Knows" klingt eher nach einer Schnulzballade ihrer anfangs verdonnerten Stupid Girls. Das liegt wohl daran, dass die Grammy-Preisträgerin die selben Songschreiber bzw. Produzenten benutzt. Na, das nenne ich mal konsequent.

Hauptsache bombastisch. Pink nutzt jede Gelegenheit, aufzufallen. Sei es rein optisch mit schrillem Outfit, burschikoser Provokation oder weiblichen Gefühlswallungen. Neben all dem Kummer, Klamauk, Männerwahn und Gedisse darf natürlich die Politik nicht fehlen. Die amerikanische Regierung bekommt in "Dear Mr. President" ihr Fett weg, allerdings für meinen Geschmack zu gefühlsträchtig. Ihre Pöbelei gegen Bush und seine Politik könnte doch mehr in die Weichteile treffen. Aber hey, wir haben es hier schließlich nicht mit der weiblichen Form eines Henry Rollins zu tun. Das Stück hat sie übrigens zusammen mit ihrem Songwriter und Produzenten Billy Mann geschrieben, der auch für die schrecklichen Werke von Celine Dion, Ricky Martin und Anastacia verantwortlich ist.

Zur Mitte des Albums dreht die Rotzgöre dann noch mal so richtig auf. Rapeinflüsse, Soul, R'n'B und ganz viele Rockerposen wechseln sich wie gewohnt mit ordentlichen Dance-Rhythmen ab ("Cuz I Can"), bevor "The One That Got Away" sich in den Spuren von Brokeback Mountain verläuft. Ein ganz hübscher Fernwehgalopp im schwülen Wüsten-Motel. Am Ende gibt es dann noch elektronische Beats auf die Ohren ("Fingers"), und damit wären sämtliche Musikgenres auf diesem Album abgedeckt. Neben dem Opener allerdings der einzig wahre Lichtblick auf dem mittlerweile vierten Album. Kylie Minogue würde hierzu bestimmt auch gerne ihre dünnen Beinchen schwingen.

Pink selbst sagt natürlich, dass es sich bei "I'm Not Dead" um ihr bestes Album handelt. Na klar, am Layout der CD darf man auch nicht meckern. Zusätzlich bekommt Fan sogar noch eine DVD mit Interview, einem Making Of zur aktuellen Single und sonstigen Gimmicks dazu gepackt. Und Achtung, ein weiterer Gefühlsbrecher versteckt sich zu Recht als Hidden Track. Auch wenn mir die Dame, zumindest vor der Kamera, am liebsten sofort eins in die Fresse hauen würde, hält sich meine Begeisterung in Grenzen. Die Songs sollten mehr den Arsch treten, die Stuten noch bissiger und die Thematik doch ein wenig abwechslungsreicher sein. Aber das ist dann wahrscheinlich zu viel des Guten und nicht mehr so massentauglich. Na ja.

Trackliste

  1. 1. Stupid Girls
  2. 2. Who Knew
  3. 3. Long Way To Happy
  4. 4. Nobody Knows
  5. 5. Dear Mr. President
  6. 6. I'm Not Dead
  7. 7. 'Cuz I Can
  8. 8. Leave Me Alone (I'm Lonely)
  9. 9. U + Ur Hand
  10. 10. Runaway
  11. 11. The One That Got Away
  12. 12. I Got Money Now
  13. 13. Conversations With My 13 Year Old Self
  14. 14. Fingers
  15. 15. I Have Seen The Rain

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158 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    alles totale scheiße! was willst du eigentlich von pink? auch sie is "nur" ein mensch mit gefühlen!

    wenn sie jetzt nur songs draufhätte die sich in schlimmsten beschimpfungen gegen andere überschlagen, würdest su sie als pseudo abstempeln und das ganze als übertrieben darstellen.

    also denk vorher selber mal NACH, falls das geht, so ohne hirn.

    das muss man nämlich sein, wenn einem diese grandiose CD nicht gefällt. klar gibts den einen oder anderen song, der leicht as dem ruder läuft, aber sind wir doch mal ehrlich: die gibts auf JEDEM album. im übrigen: soll dieser "artikel" nicht eine cd-kritik sein? was hat bitte dann die abwertung von anastacia, ricky martin etc. darin zu suchen?

    ich würde mir ernsthaft überlegen, den beruf zu wechseln, denn cd-kritiker scheint nicht wirklich zu passen...

  • Vor 17 Jahren

    wenn du den mist da oben verfasst hast, JA!