laut.de-Kritik

Auch als Mama nimmt Pink kein Blatt vor den Mund.

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Keine wilden Partys mehr, keine Zigaretten und nur noch wenig Alkohol: Für Pink hat sich das Leben seit der Geburt ihrer Tochter Willow im vergangenen Sommer grundlegend verändert. "Seit sie da ist, ist mein Leben leichter, lockerer geworden", berichtete das Riot-Girl aus Pennsylvania. Das größte Glück einer Frau und die grenzenlose Macht der Liebe haben Einzug gehalten im Leben der ewig unangepassten High Voltage-Version von Madonna, Kylie, Rihanna und Co. Und so verwundert es nicht, dass sich auf ihrem sechsten Album "The Truth About Love" alles um die Liebe dreht.

Doch von zartem Gutenacht-Geplänkel fürs Töchterchen sind die insgesamt 17 (!) Songs der Deluxe-Version meilenweit entfernt. Auch als frischgebackene Mom nimmt die exzentrische Dame kein Blatt vor den Mund. "Fuck" hier, "Fuck" da, wie man es kennt. Business as usual. Musikalisch präsentiert sich die Bardin allerdings alles andere als gewöhnlich, auch wenn Standard-Pop-Drops à la "Where Did The Beat Go?", "True Love" oder "Is This Thing On?" gut und gerne ins "Funhouse" gepasst hätten.

Der Großteil des Materials überrascht hingegen mit einer Vielschichtigkeit, die man so ausgewogen und detailverliebt selbst bei der ungekrönten Mainstream-Crossover-Queen Pink nicht unbedingt erwartet hätte. Der Song "Try" birgt eine hymnenhafte Tiefe, von der die meisten ihrer Konkurrentinnen nur träumen können. Auf "Just Give Me A Reason" dreht sich Pink so oft mit Fun.-Frontmann Nate Ruess im kunterbunten Bubblegum-Karussell, dass man am Ende um eine Mitfahrgelegenheit geradezu bettelt.

Zwischendurch drückt sie immer mal wieder kräftig auf die Distortion-Tube ("How Come You're Not Here", "Slut Like You"). Schade nur, dass der Druck hier vermehrt aus der Retorte kommt. Ein echtes Drumset und die eine oder andere von Menschenhand bediente Les Paul hätten den rockigen Auswüchsen sicherlich gut zu Gesicht gestanden. Umso handgemachter kommen dafür die melancholischen Momente des Albums daher, wenn der "Walk Of Shame" lediglich von einer Akustischen begleitet wird oder sich das Piano wie ein schützender Wall vor zittrigen Kummer-Zeilen aufbaut ("The Great Escape").

Da nickt auch Eminem anerkennend mit dem Kopf, der sich zwischen den zartbesaiteten Ergüssen als rappender Wochenend-Buddy empfehlen darf ("Here Comes The Weekend"). Abschließend lässt der Hanclap-Vierminüter "Good All Days" nochmals alte Erinnerungen hochleben. Doch von Wehmut kann keine Rede sein, denn auch als Mama hat Pink noch weitaus mehr Feuer im Hintern als so manch andere Branchen-Kollegin ohne familiäre Verpflichtungen.

Trackliste

  1. 1. Are We All We Are
  2. 2. Blow Me (One Last Kiss)
  3. 3. Try
  4. 4. Just Give Me A Reason
  5. 5. True Love
  6. 6. How Come You're Not Here
  7. 7. Slut Like You
  8. 8. The Truth About Love
  9. 9. Beam Me Up
  10. 10. Walk Of Shame
  11. 11. Here Comes The Weekend
  12. 12. Where Did The Beat Go?
  13. 13. The Great Escape
  14. 14. My Signature Move
  15. 15. Is This Thing On?
  16. 16. Run
  17. 17. Good Old Days

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41 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    @Yocker (« Ich verstehe die ganze Diskussion nicht ob sie jetzt "Fisch, Fleisch oder beides" ist. An die ganzen Leute die hier meinen dass Pink eine Heuchlerin ist weil sie sich nicht als Pop zu erkennen gibt: Schon mal was von Crossover oder Indie gehört? Richtig, das sind die Musikrichtungen die ihr für das geilste der Welt haltet, so lange die Bands nicht zu erfolgreich sind und ihr euch noch als Insider fühlen könnt weil ihr sie kennt. »):

    Wen genau adressierst du damit? Die Redaktion? Die Community? Ich distanziere mich von der Menge, die Crossover für die geilste Musikrichtung der Welt hält. Und was genau hat der Indiebegriff hier verloren? Steht eigentlich weniger für eine Musikrichtung, als für einen Vertrieb durch von Majorlabels unabhängigen Plattenfirmen. Kann also bei Pink keine Rede von sein.
    Zudem kenne ich hier niemanden, der nicht zumindest einige kommerziell erfolgreiche und sehr bekannte Bands/Interpreten zu seinen Lieblingen zählt.

  • Vor 10 Jahren

    Die Ina Müller des poppyrocky-Genres. :)

  • Vor 9 Jahren

    Finde ich super, loose my husband