laut.de-Kritik
Zweiter Frühling für Technohaudegen Luke Slater.
Review von Daniel StraubLuke Slater ist ein alter Haudegen in der Technoszene. Seit Ende der 80er Jahre veröffentlicht er regelmäßig und hat in seinen Tracks so ziemlich jede Spielart elektronischer Musik schon mal gestreift. Zu weltweiter Bekanntheit bringt es Slater ab 1993 unter seinem Pseudonym Planetary Assault Systems.
Roh, dunkel und immer mit einem futuristischen Touch versehen entwickelt Slater sein Pseudonym zum Markenzeichen. Dennoch lässt er es um die Jahrtausendwende ruhen und wendet sich poppigeren Gefilden zu: mit geringem Erfolg. Und so erlebt Planetary Assault Systems seit kurzem einen zweiten Frühling.
Großen Anteil an der Wiedergeburt haben die Residents des Berliner Clubs Berghain. Sie gaben dem Briten immer wieder eine Bühne für seine Auftritte. Zu Recht, denn trotz der seichten und belanglosen Popproduktionen, ließ Slater nie einen Zweifel daran aufkommen, dass ihm an den Plattenspielern so schnell niemand was vormacht.
Technisch herausragend und in der Regel auch geschmacklich über jeden Zweifel erhaben, gehören seine Sets mit zum Besten, was es in den Clubs zu hören gibt. Einen guten Eindruck davon vermitteln die beiden Mix-CDs "Fear & Loathing 1" und Fear & Loathing 2".
Mit "Temporary Suspension" versucht er nun auch wieder Maßstäbe zu setzen. Gleichzeitig will er den schalen Beigeschmack, den sein 2002er Album "Alright On Top" hinterlassen hat, ein für alle Mal vergessen. Denkbar stark fällt der Kontrast zum letzten Album-Release aus: "Temporary Suspension" ist eine kompromissloses Technoalbum, das in seiner plastischen Intensität an die frühen Planetary Assault Systems-Releases aus den 90er Jahren anzuknüpfen versucht.
Dumpf dröhnende Bassgeräusche und giftig zischelnde Höhen verdichten sich zu einem Schleier, durch den sich die zehn Tracks erst mal durchkämpfen müssen. Zum Homelistening "Temporary Suspension" deshalb auch nur bedingt geeignet. Die Stücke wollen mit der nötigen Lautstärke genossen werden, nur dann entfalten sie ihre Kraft, nur dann können sie überzeugen.
Slater neuestes Album punktet vor allem dank seiner unmittelbaren körperlichen Wirkung. Ein akustischer Leckerbissen ist "Temporary Suspension" deswegen nicht unbedingt.
Slater hat seinen Maschinen 2009 den schmalzigen Electropop vergangener Tage erfolgreich ausgetrieben - um den Preis ins andere Extrem umzukippen. So wirkt "Temporary Suspension" mitunter allzu einfallslos monoton und reicht nicht an die Klasse der Planetary Assault System-Releases der 90er Jahre heran.
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