laut.de-Kritik

"Fucking brilliant", die Live-Energie überträgt sich ins Wohnzimmer.

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Live-Alben zählen nur selten zu den Höhepunkten in einer Diskografie. Was Jimi Hendrix, Johnny Cash oder James Brown auf die Spitzen trieben, erreichen andere Musiker nicht einmal im Ansatz. Zu groß ist die Versuchung, mit Live-Platten und dazugehöriger DVD schnelles Geld zu machen.

Primal Scream veröffentlichen mit "Live At Levitation" nun bereits ihr drittes Konzert. "Live In Japan" von 2003 erschien ausschließlich im Land der aufgehenden Sonne. "Screamadelica Live" (2011) brachten die Schotten genau 20 Jahre nach Veröffentlichung ihres dritten Studioalbums "Screamadelica" heraus. Ein 'richtiges' Live-Album war also theoretisch noch drin.

Und das gleich vorweg: Das 45-minütige "Live At Levitation" funktioniert bestens. Der Sound brettert, die Stimmung steckt an, und der wortkarge Sänger Bobby Gillespie stinkt keineswegs gegen die Studioaufnahmen ab. Wer einen Zugang zu Primal Scream sucht, könnte sich mit "Live At Levitation" Appetit holen.

"Jailbird" vom 1994er "Give Out But Don't Give Up" eröffnet das Konzert und peitscht ordentlich nach vorne. "Accelerator" von "XTRMNTR" leitet dann in die 2000er-Phase der Band über. "Movin' Up" und "Loaded" von "Screamadelica" entführen noch einmal in die frühen 1990er. Von den beiden ersten Alben aus den 1980er schaffte es hingegen kein Song in die Setlist.

"Live At Levitation", die Schotten nahmen ihren Gig 2015 beim Levitation Festival im texanischen Austin auf, bietet einen sauber gespielten und sauber aufgenommenen Sound. Selbst Details sind zu hören. Die Veranstaltung, die früher Austin Psych Fest hieß, zog zudem dankbares Publikum an, das Lieder schon nach wenigen Tönen erkannte und bejubelte. Primal Scream und ihre Mischung aus Alternative, Electronic und Psychedelic Rock ernten hier, was sie nach fast 30 Jahren Karriere verdienen.

"Fucking brilliant", schreit ein Konzertbesucher nach dem ersten Song. Später hört man ihn noch ein zweites Mal. Die Energie, die Primal Scream an diesem Abend vor sieben Jahre versprühten, überträgt der Mitschnitt ins Wohnzimmer. Primal Scream stimulieren mit "Live At Levitation" einen Nerv, der nach zwei Jahren Pandemie eigentlich verkümmert schien.

Trackliste

  1. 1. Jailbird
  2. 2. Accelerator
  3. 3. Kill All Hippies
  4. 4. Burning Wheel
  5. 5. Shoot Speed/Kill Light
  6. 6. Higher Than The Sun
  7. 7. Country Girl
  8. 8. Loaded
  9. 9. Movin’ On Up

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