laut.de-Kritik
Heidnische Metalklänge in einer dunklen Welt.
Review von Michael EdeleNachdem Quorthon vor einigen Monaten recht unerwartet Schwert, Trinkhorn und Gitarre geschnappt hat, um sich mit Odin und den anderen Asen in Valhalla gegenseitig das Met wegzusaufen, liegt es wohl an Primordial, die Nische zu besetzen, die Bathory lange für sich beansprucht haben. Und genau da scheinen sich die Iren auch recht wohl zu fühlen.
Die musikalische Entwicklung ist in etwa vergleichbar und die epischen Stücke, die Primordial schon seit einiger Zeit komponieren, stehen bei Anhängern heidnischer Metalklänge schon lange hoch im Kurs. Das dürfte mit "The Gathering Wilderness" kaum anders sein, denn an ihrem Stil haben Primordial auch nach dem Labelwechsel nicht viel verändert.
Offene, verzerrte Akkorde halten sich die Waage mit klassischen Akustikgitarren, und über allem thront Alain A. Nemtheangas klagender Gesang. An dem scheiden sich wohl nach wie vor die Geister. Während die wahren Fans die spröde Stimme des Iren vergöttern, sprechen andere von einem dünnen Stimmvolumen, das den Kampf mit den Gitarren nur selten für sich entscheiden kann.
Auch auf "The Gathering Wilderness" findet sich für beide Ansichten genügend Anhaltspunkte. Scheint Alains Sangeskunst beim etwas schnelleren "The Song Of The Tomb" etwas dünn und kraftlos, so passt sie beim Opener "The Golden Spiral", dem Titeltrack oder dem zehnminütigen "The Coffin Ships" bestens ins Bild.
Es ist ja nicht so, als müsse er gegen gigantische Gitarrenwände ansingen, denn Produzent Billy Anderson (u.a. Neurosis, Melvins, Fantômas) hat dem Album einen recht fragilen, rauen Sound verpasst, der dem Genre angemessen ist. Anfangs habe ich mich etwas an den verzerrten Gitarren und am Klang der Drums gestört, doch verstärkt dieser Effekt die melancholische Dunkelheit der Kompositionen.
Zusammen mit dem spartanischen, depressiven Covermotiv und den eigentlich nie zu pathetisch wirkenden Texten, verbindet sich die Musik zu einem bemerkenswerten Album, das man einige Zeit auf sich wirken lassen muss, ehe man in die dunkle Welt von Primordial eindringen kann.
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