laut.de-Kritik

Die Maschinen gehorchen dem nordischen Fürsten immer noch.

Review von

Prins Thomas geriert sich auf seinem neuen Studioalbum als "Principe Del Norte", Fürst des Nordens. Diese Ansage hat schon fast etwas von einer Hip Hop-Attitüde, wo man die große Schnauze gerne Reden schwingen lässt. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht, der Norweger gilt nicht erst seit seiner Kollabo mit Lindstrom als Instanz kosmischer Disco-Musik.

Ganz sanft und unaufdringlich starten "A1" und "A2" in eine Welt, die Manuel Göttsching oder Jean Michel Jarre mit ihren dubbigen Produktionen mitbegründet haben. Der Sound hat durchaus krautrockige Anleihen, repetitiv und hypnotisch, aber ohne den ganz großen Krach.

Die Bassline war und ist immer noch eines der Herzstücke eines elektronischen Liedes. "C" ist als Ode an diesen "Generalbass" zu verstehen, alles dreht sich hier um den pumpenden Sound. Der Trackaufbau ist symphonisch, voller glitzernder Soundschnipsel und Effekte. Hier lässt sich auch ansatzweise erahnen, was man alles mit modulen Synthesizern anstellen kann, und dass ein Nachbau via moderner Software à la Ableton live kaum zu bewerkstelligen wäre.

Seine große Sammlung kruder Klangerzeuger macht sich jedenfalls aufs Neue für Thomas bezahlt. Bisher haben sich die Beats zwar noch zurückgehalten, mit dieser Haltung bricht der Prins aber auch gerne wieder. Es sind durchaus auch genügend Beispiele fortgeschrittener Dancefloortauglichkeit auf "Principe Del Norte" vorhanden. "H" ist ein erdrückender Beweis dafür, dass die Liebesbeziehung zwischen Reverb und Claps für immer halten muss. Dann der Shaker. Und die Bassdrum. Juhu! Nix hier skandinavische Unterkühltheit, es geht ab. Räubern mit dem Prinz!

Da geht aber noch mehr, "E" ist zwar wieder etwas cooler unterwegs, aber dennoch mit einem sehr schönen 80er Synthie ausgestattet, der mit einer pfundigen Gitarre konterkariert wird. Es könnte der Eindruck entstehen, dass solche Tracks bei einem spontanen Jam entstehen, sie wirken so ungeplant und anarchisch, trotzdem gerät nichts aus dem Ruder, hat gewissermaßen seinen "Sitz im Track" Die Maschinen gehorchen Thomas Moen Hermansen, dem kosmisch-nordischen Fürsten, also immer noch.

Trackliste

  1. 1. A1
  2. 2. A2
  3. 3. B
  4. 4. C
  5. 5. D
  6. 6. E
  7. 7. F
  8. 8. G
  9. 9. H

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