laut.de-Kritik
Röhrenjeans trifft Baggy, Hipster trifft Gangster.
Review von Thomas Haas"Zwei MCs zusammen auf einem Track / Die nicht zusammen passen / Was für ein scheiß Konzept." Na, so scheiße, wie Weekend die Idee von "#hangster" auf dem "Outro" findet, ist sie zumindest auf den ersten Blick ganz und gar nicht. Im Gegenteil, sie klingt eigentlich sogar äußerst spannend. Was vor Jahren beinahe undenkbar gewesen wäre, wird Realität: Röhrenjeans trifft auf Baggy, Parka auf Lederjacke, Tumblr-Blog auf Straße. Völlig heruntergebrochen: Hipster trifft auf Gangster (der Kreuzung entstammt übrigens der Titel-Neologismus "hangster").
Seit jeher sind Produzentenalben aber ein schwieriges Thema. Meiner Meinung nach hat der Mann am Beat zwei Möglichkeiten: Er gibt den jeweiligen Rappern mit seinen Soundunterlagen einen speziellen Rahmen vor und rückt sich damit automatisch in den Vordergrund. Oder er passt sich ihnen an und liefert somit ein Sammelsurium aus so ziemlich jeder erdenklichen Stilrichtung. - Für diese - aus meiner Sicht schlechtere - Variante entschied sich Psaiko.Dino
Wenn man bedenkt, dass gerade auf dieser Platte Künstler aus den unterschiedlichsten Nischen aufeinandertreffen, kann man das zwar gut und gerne auch als Vielseitigkeit oder Abwechslung bezeichnen. Für mich wirkt das aber eher wie ein Sampler, für den jeder Künstler einen Track bereit gestellt hat. Betrachtet man wiederum die durchaus prominent besetzte Gästeliste, muss das jedoch nichts zwangsläufig Schlechtes bedeuten.
Tut es auch nicht: Psaiko.Dino bietet schlichtweg eine Plattform für die ungewöhnlichen Kollaborationen. So auch für das mit Spannung erwartete Königstreffen "8 Km/h" zwischen PandaBanda-Raopper Cro und dem Babo. Standesgemäß fahren sie in der G-Klasse vor, wofür es natürlich eines groovenden G-Funk-Beats bedarf, den beide äußerst entspannt berappen.
Ebenfalls an der Westküste lässt sich der Titeltrack verorten, auf dem Eko Fresh und DCVDNS vertreten sind. Aber Moment mal, müssten nicht gerade auf diesem Song zwei gegensätzliche Künstler zu finden sein? Das haben sich die beiden nach ihren astreinen Gangster-Parts wohl auch gedacht: "Wenn einer von uns beiden der Hipster ist, dann du!"
Ebenso selbstironisch geraten das "Intro", auf dem der zweite Maskenmann, besser bekannt als Sido, sich über den "Hobbit, da neben dem Panda" lustig macht, und auch das "Outro", auf dem Weekend konsterniert feststellen muss, dass augenscheinlich keiner mit ihm auf einen Track wollte.
Völlig aus dem Kontext gerissen finden sich auf "#hangster" aber auch ernste Nummern wie "Placeboeffekt", auf dem Muso mit seinen kryptischen Texten durchaus überzeugt. Ins Gesamtbild jedoch passt der Song, wie auch das ebenfalls großartige "Unser Tag", absolut gar nicht.
Besonders in Anbetracht dessen, dass Manny Marc kurz zuvor noch einen heißen Anwärter auf den schlechtesten Part des Jahres gedroppt hat. Kurzer Auszug gefällig? "Mittelfinger, Stinkefinger / Hop Hop Hurra, bla bla bla bla / Ist doch albern, guck' mal da / Der Typ hat doch 'ne Macke, aber alles klar / Hop Hop, Hip Hop, alles bestens / Und das ist uncool – Let's Dance." Äh, auf diese Party kann ich dann doch verzichten.
Auf Albumlänge funktioniert das laut Bayerischem Rundfunk am "heißesten erwartete deutsche HipHop Album 2014" daher leider wenig bis überhaupt nicht. Zum einen lässt Psaiko.Dino die nötige Handschrift in seinen zwar vielseitigen, aber gleichzeitig auch wenig markanten Produktionen vermissen. Auch das Potpourri aus den verschiedenen Künstlern, Themen und Stimmungen mag auf Teufel komm raus nicht zu einem homogenen Gesamtwerk verschmelzen. Manchmal ist das Ganze dann eben doch weniger als die Summe seiner Teile.
14 Kommentare mit 9 Antworten
#Crapster
Wo verdammt noch mal bleibt eure Mogwai Rezi?!
da:
http://www.laut.de/Mogwai/Alben/Rave-Tapes…
Danke liebste Dani.
http://www.plattentests.de/rezi.php?show=1…
auch andere Mütter haben schöne Töchter
Die kannt ich schon. Hätte aber gern hier was stehen...
stimmt
und plop ist sie da, man muss anscheinend nur mit der Konkurrenz kommen und schon kommen die laut in die Puschen
träum weiter.
Die Atzen setzen echt immer wieder einen neuen Tiefpunkt.
"Manchmal ist das Ganze dann eben doch weniger als die Summe seiner Teile." - Ah! Der Haas hat's voll druff!
Also den Titelsong mit Ek Balboa und dem Pullunder-Mann fand ich ganz nett, der Rest hat mich beim flüchtigen Durchskippen nicht ansatzweise überzeugt. Okaye, aber recht lasche Beats, seltsame Feature (hier sind Kaas und Schwester Ewa wohl das "Highlight" , daneben übrigens sehr schade, dass sich eher Haft Cro angepasst hat als umgekehrt...), kein roter Faden - ein Producer-Album zum Vergessen, hätte wohl 2/5 gegeben.