laut.de-Kritik
Der über alles erhabene Charme eines Josh Homme.
Review von Vicky ButscherIch schreibe jetzt zehnmal: Ich soll nicht einen Live-Auftritt, sondern diesen Live-Mitschnitt der Queens bewerten. Ich soll nicht einen Live-Auftritt, sondern diesen Live-Mitschnitt der Queens bewerten ... Denn dass diese Band live mit Mörder-Sicherheit einen Granaten-Auftritt hinlegt, das ist ohnehin gesetzt. "I wanna get drunk, I wanna get laid I wanna fuckin do cool shit – you with me?" Ja, Josh, sind wir! Dann mal Ärmel hoch und los. Und Schluss mit den Plattitüden. Hat die Band ja gar nicht verdient.
Auf den ersten Blick scheint es gar nicht so wahnsinnig fett, was dieses Doppelpaket bietet. Eine Live-DVD mit weiteren, fein nach Album sortierten Live-Videos in den Extras und dazu eine Live-CD. Erst beim genaueren Hinschauen bemerkt man, dass es teils unterschiedliche Stücke auf CD und DVD geschafft haben - das ist also nicht einfach ein Abklatsch für den CD-Player. Das bietet mehr. Auch die schnöden weiteren Live-Aufnahmen in den Extras (wer bräuchte denn das, wo wir es hier ohnehin mit einer Live-DVD zu tun haben) entpuppen sich als weit interessanter: Die schepprigen Mitschnitte antiquierter Gigs kommentiert die Band launisch und aufschlussreich. Trotzdem schade, dass so nette Filmchen wie das Video zu "Someone's In The Wolf" keinen Platz auf der DVD finden.
Der über alles erhabene Charme des Josh Homme macht den Anfang und zieht sich wie ein roter Faden durch die DVD. In einer engen Londoner Gasse steht this chaming man und spielt, ein Bein lässig (in dem Fall wohl die beste Übersetzung für das doch sehr ausgelutschte Wort cool) an die Hauswand gestellt, "This Lullaby". Akustisch, schmeichelnd, wunderschön - und im komplementären Gegensatz zu dem, was wir später mit der Band auf der Bühne erleben. Langsam und mit Zwischenstationen blendet das Bild über zu einer der zwei Londoner Venues, in denen die Queens ihre Auftritte filmen ließen.
Dass diese besinnliche Stille nicht lange anhalten wird, ist von vornherein klar. Denn harsche Bewegung, ausschweifende Psychedelik und ein Bad in Schweiß dominieren die Auftritte der Queens. Sie spielen unablässig, gewähren weder dem Publikum noch sich selbst eine Pause. Vor allem bei den Einstellungen auf Drummer Joey Castillo meint man des Öfteren, er könne nun aber wirklich nicht mehr geben - und er tut es doch. Spätestens nach dem Genuss dieser Konzert-Aufzeichnung steht fest: Du musst zwar nicht Grohl heißen, um bei den Queens am Schlagzeug durchzuhalten. Aber ein Tier sein, das musst du doch, um dieses Brett durchzuhalten.
Alles schicke Erkenntnisse, doch was diese DVD wirklich ausmacht, ist, dass es sich hierbei eben gerade nicht um einen schnöden Live-Mitschnitt handelt. Wäre es so ... ich würde sie in die Ecke schmeißen und geduldig auf die nächste Tour warten. Doch dieses gute Stück bietet genau das, was der Betriebswirt so schön Mehrwert nennt. Ich liebe es, wenn dem DVD-Schauer – wie hier - sinnvolle Zwischenschnitte geboten werden. Deshalb empfinde ich es auch als sehr lobenswert, dass nicht zwanghaft zwischen jedem Song ein Extra auftaucht. Dafür präsentieren optische Effekte das Halluzinogene der Band. Überblendungen und aufeinander geschnittene Layer komplettieren die optische Darstellung des Sounds.
Auch sind die Zwischenschnitte nicht willenlos gewählt. Mal läuft Homme - als Fortsetzung der Eröffnungssequenz - durch die Gassen Londons, dann packt die Band alte Interviews und Konzertschnipsel aus, lässt Oliveri, Lanegan, Grohl und all die anderen Ex-Mitglieder und für die Band wichtigen Wegbegleiter auftauchen. Dazwischen Hommes Hüftwackeln (exemplarisch bei "I Think I Lost My Headache") und der tighte Sound der restlichen Band.
Natürlich sind Troy Van Leeuwen, Joey Castillo, Alain Johannes und Natasha Shneider auch gemeinsam kein Ersatz für den abwesenden, ungestümen Oliveri. Und doch fehlt er nicht essenziell. Einen leicht trüben Eindruck machen allein die Lichtverhältnisse. Teilweise ist es auf der Bühne so dunkel, dass die Band auf den Aufnahmen nur noch schemenhaft zu erkennen ist. Aber das sind die Queens, das gehört dazu, hier darf keiner ernsthaft eine Super-Ausleuchtung erwarten.
Laut Cover-Info wurden CD und DVD komplett ohne Overdubs oder "fake live recordings" veröffentlicht. Das einzig auffällige klangliche Manko ist das Keyboard, das einigen Songs zu laut beigemischt wurde. Ansonsten bringt "Over The Years And Through The Woods" die Liveatmosphäre trotz der Zwischenschnitte so real rüber, dass ich nach einem Song gar klatschen wollte. Applaus für eine rundum gelungene Live-DVD!
11 Kommentare
Sollen die Queens den Live so schlecht sein? Ich wollt ja dieses Jahr als langjähriger Verehrer unbedingt noch auf n Konzert von ihnen gehen... würd gern Leute hören die aus Erfahrung sprechen
Naja, live sind sie unterhaltsam aber viel, viel zu teuer wenn man die Ticketpreise der angekündigten Daten anguckt.
HAbs mir in england gekauft,geiles Ding!
Allerdings stell ich mir die frage ob sich der josh homme sich wirklich aufgeregt hat!kann mir das einer sagen?wenn ja war das was er gesagt hab ganz schön hart!
Was Beehoover betrifft: Ich würde das eher Post Rock als Hardcore nennen, aber ist ja auch egal. Jedenfalls solltest du dir die trotzdem ansehen, wenn sie mal in deiner Gegend spielen. Mache jede Wette, dass du begeistert sein wirst.
@blusi (« Was Beehoover betrifft: Ich würde das eher Post Rock als Hardcore nennen, aber ist ja auch egal. Jedenfalls solltest du dir die trotzdem ansehen, wenn sie mal in deiner Gegend spielen. Mache jede Wette, dass du begeistert sein wirst. »):
Wird gemacht! Und Danke nochmal!
Soll eine von den besten Live-Bands des Universums sein. Dieses Jahr Konzert wird toll werden!!! Mal sehn ob es stimmt.