laut.de-Kritik

Die Oxforder beglücken ihre Fans mit einem Acht-Track-Live-Album.

Review von

Diese Platte ist schon aus Prinzip ein Anwärter für das Album des Jahres. Pro: Radiohead live. Kontra: "Amnesiac". Oder, für alle diejenigen, die meine Begeisterung für die Oxforder nicht teilen können: der Strokes-Erstling und Weezers grünes Album.

"CDs mit vier oder mehr unterschiedlichen Titeln und einer insgesamt deutlich kürzeren Laufzeit wie eine reguläre CD-Veröffentlichung werden vereinzelt noch als EP bezeichnet."

Hach, Zitate sind einfach was Feines. Obiges oben habe ich vom allseits bekannten Informationsdealer aus dem Umfeld des erfolgreichen Millionen-Quiz-Formats im deutschen Privatfernsehen sicherheitskopiert. Aber ist der dritte Radiohead-Output nach "Kid A" und "Amnesiac" innerhalb eines guten Jahres jetzt wirklich eine E[nhanced] P[lay]? Mit 40:11 Minuten Laufzeit könnte man dem ja zustimmen, aber was, wenn man bedenkt, dass Radiohead lediglich mit "OK Computer" die 50-Minuten-Marke durchbrochen haben? Und was ist dann mit dem nicht mal halbstündigen Weezer-Letztling? Oder dem grandiosen Strokes-Debut, das mit seinen 36:23 Minuten auch nicht gerade durch Quantität zu glänzen versucht? Sind das jetzt alles EPs? Ach, egal.

Radiohead ziehen die diesjährige Bescherung um ca. sechs Wochen vor und beglücken ihre Fans mit einem Acht-Track-Live-Album, das als Sahnehäubchen auch einen bisher unveröffentlichten Song featured. Alle, die das Glück hatten, Radiohead dieses Jahr live zu erleben - beispielsweise bei ihren Rock-am-Ring-im-Park-Auftritten oder beim Berlin-Gig am 11. September - wissen, welches Feuerwerk die Briten auf der Bühne aufziehen.

Wer etwas über die Songs erfahren will, der schaue bitte unter den Plattenkritiken von "Kid A" und "Amnesiac" nach. Hey. Radiohead live. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Frei nach dem Herrn Mengele und mit besten Grüßen an Kollegen Kraus: "Heute Kurzarbeit!" Eine Ausnahme bildet "True Love Waits": eine wunderschöne Gitarrenballade, die bisher nicht ihren Weg auf einen Silberling gefunden hatte. Radiohead spielen diesen Publikums-Liebling jedoch schon seit einigen Jahren live, der große Unbekannte ist er nicht, im Gegenteil: für nicht wenige Fans ist er einer der besten Songs, den Radiohead je geschrieben haben. Und so gesehen schon ein Grund, dieses Album käuflich zu erwerben.

Aufgenommen wurden die Songs laut Cover-Info bei den Shows in Oxford, Berlin, Oslo und Vaison la Romaine. Die Radiohead-Fangemeinde ist sich jedoch ziemlich sicher, dass das Liedgut an folgenden Orten entstanden ist:

"National Anthem" - Vaison La Romaine
"I Might Be Wrong" - Oxford
"Morning Bell" - Oxford
"Like Spinning Plates" - Cleveland
"Idioteque" - Oxford
"Everything In Its Right Place" - Vaison La Romaine
"Dollars and Cents" - Oxford
"True Love Waits" - Hollywood (vom Autor bevorzugte Mindermeinung: Oslo)

Ja, fragt sich jetzt der aufmerksame Leser, und wo bleibt Berlin? Auf der Strecke. Schade. Denn für alle Konzert-Besucher, die in der Hauptstadt dieses denkwürdige, merkwürdige (zur Erinnerung: 11. September) und überwältigende Konzert miterlebt haben, wäre ein Live-Mitschnitt des einen oder anderen Songs bestimmt eine schöne Erinnerung gewesen.

Diese Platte ist vielleicht nicht das Album des Jahres. Die Radiohead-Gigs aber waren die Konzerte des Jahres. Die New Yorker Post-VU-Combo tummelte sich nur in Übersee und die Herren um Monsieur Cuomo hatten aus verständlichen Gründen keine Lust auf lange Europa-Flüge. Aber auch mit dieser Konkurrenz vor Ort wäre es für Thom Yorke und Kollegen ein Leichtes gewesen, selbige an die Wand zu spielen. Ehrlich.

Trackliste

  1. 1. The National Anthem
  2. 2. I Might Be Wrong
  3. 3. Morning Bell
  4. 4. Like Spinning Plates
  5. 5. Idiotheque
  6. 6. Everything In Its Right Place
  7. 7. Dollars And Cents
  8. 8. True Love Waits

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