laut.de-Kritik

RHCP-Basser Flea und Lucinda Williams unterstützen die Folk-Legende.

Review von

Er ist mit Woody Guthrie durch die USA gezogen, hat sich von Jack Kerouac das Manuskript von "On The Road" vorlesen lassen, spielte Gitarre vor dem noch unbekannten Mick Jagger auf einem Londoner Bahnhof und teilte mit Bob Dylan Bühne und Kenntnisse. Ramblin' Jack Elliott gehört zwar nicht zu den bekanntesten US-Sängern, zweifellos aber zu den legendärsten.

Mit 74 ist er noch einmal ins Studio gegangen, um ein paar alte Lieder aufzunehmen. Treibende Kraft hinter dem Projekt war seine Tochter Aiyana, der es gelang, X-Schlagzeuger DJ Bonebrake und Red Hot Chili Peppers-Bassisten Flea für die Sessions zu gewinnen. Zwei große Namen, von denen jedoch nicht viel zu hören ist, denn sie halten sich vornehm im Hintergrund. Den Mittelpunkt bilden Ramblin' Jacks Martin-Gitarre und seine Stimme.

Die ist alterbedingt eher brüchig, unterstützt von seinem geschickten Saitenzupfen zieht Ramblin' Jack den Zuhörer aber immer noch in seinen Bann. Die Geschichten, die er vorträgt, stammen aus der Feder alter Folk-Größen wie die Carter Family ("Engine 143"), Leadbelly ("Jean Harlow"), Ernest Tubb ("Careless Darling") und Tom Paley ("Call Me A Dog When I'm Gone"). Andere Stücke holt er sich aus dem endlosen Fundus an anonymem US-Folkgut, darunter "Willy Moore", "Honey, Where You Been So Long" und "Leaving Cheyenne".

Überraschenderweise ist kein Stück von Woody Guthrie zu hören. Seinem großen Vorbild huldigt Ramblin' Jack aber mit einem der wenigen Lieder, die er jemals selbst geschrieben hat. Mit ruhigem Ton erzählt er in "Woody's Last Ride" von ihrer letzten gemeinsamen Reise. Sie hätten Geld gesammelt, das Kleingeld in einer Bar in Scheine umgetauscht und seien dann nach Kalifornien gefahren. Von den 11,44 Dollar, die sie zu Beginn in ihrem Pappbecher hatten, waren vier Tage später noch 50 oder 60 Cent übrig.

"We made it last all across the United States. Four days cross country. 11 Dollars. I guess that's an average expenditure of three Dollars a day, driving across the country in a Buick!", erzählt Ramblin' Jack stolz. Den Höhepunkt des Albums bilden aber die Zusammenarbeit mit David Hidalgo von Los Lobos (Ziehharmonika auf "Arthritis Blues") und ein Duett mit der wie üblich Herz zerreißenden Lucinda Williams ("Careless Darling").

"I Stand Alone" ist kein Album, das den Hörer in Ekstase versetzt. Wie die letzten "American Recordings"-Aufnahmen von Johnny Cash gehört es aber zu den letzten Zeugnissen eines ehrwürdigen, alten Mannes - was ihm einen Sonderstatus verleiht.

Trackliste

  1. 1. Engine 143
  2. 2. Arthritis Blues
  3. 3. Old Blue
  4. 4. Driving Nails In My Coffin
  5. 5. Rake&Ramblin' Boy
  6. 6. Hong Kong Blues
  7. 7. Jean Harlow
  8. 8. Call Me A Dog
  9. 9. Careless Darling
  10. 10. Mr. Garfield
  11. 11. My Old Dog&Me
  12. 12. Leaving Cheyenne
  13. 13. Remember Me
  14. 14. Willy Moore
  15. 15. Honey, Where You Been So Long?
  16. 16. Woody's Last Ride

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