laut.de-Kritik
In einschmeichelnde Melodien verpackte Scheußlichkeiten
Review vonWenn denn einer seit über 30 Jahren im Songwritergeschäft tätig ist, einige Alben veröffentlicht, einige Filmmusiken geschrieben und Goethes "Faust" als Musical auf die Bühne gebracht hat, dann darf ein jeder gespannt sein auf dessen neues Album, besonders wenn es den Namen "Bad Love" trägt.
Mr. Newman hat wieder ganze Arbeit geleistet, in dem Sinne, als es ihm auf erschreckende Art und Weise gelingt, den Johannistrieb eines alten Zynikers (Shame), die Zerstörung der Familie durch die Allmacht des Fernsehens (My Country), die furchtbaren Folgen europäischer Kolonialpolitik (Great Nations ...) und andere Scheußlichkeiten unterschiedlicher Realitäten (The World Isn´t Fair) in einschmeichelnde und absolut unverdächtig klingende Melodien zu verpacken.
Dabei geht er mit der scheinbaren Leichtigkeit eines alten Routiniers zu Werke und bedient sich so freizügig wie gekonnt aus der großen Grabbelkiste verschiedener Musikstile, indem er, wie bei "I Want Everyone..." (12) geschehen, einen klassischen Ragtime um eine mexikanische Gitarre und eine Hammondorgel zu ergänzen weiß und auch vor Country (Big Hat No Cattle) nicht zurückschreckt.
Bevor Ihr also morgen in die Viedeothek lauft, um Eure Sinne für abstraktes Empfinden weiter zu zermürben, sei Euch diese Platte sehr ans Herz gelegt, ebenso wie www.randynewman.com, wo der Meister zu jedem seiner Stücke selbst etwas zu sagen weiß.
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