laut.de-Kritik
Keine Spur von Altersmilde.
Review von Giuliano BenassiIm neuen Jahrtausend hat sich Randy Newman vor allem mit Filmmusik über Wasser gehalten. Mit rekordverdächtigen 20 Nominierungen durfte er zweimal einen Oscar mit nach Hause nehmen, zuletzt 2011 für "We Belong Together" aus dem Zeichentrickfilm "Toy Story 3". In eigener Sache hat er sich dagegen rar gemacht. Sein einziges Studioalbum mit neuem Material war "Harps & Angels" aus dem Jahr 2008.
Einen Meilenstein hat er jedoch mit Neuaufnahmen alter Stücke am Klavier geschaffen, 2003 mit dem schlicht betitelten "Randy Newman Songbook". Der Zusatz "Vol. 1" ließ hoffen, dass es nur das erste Album einer Reihe sein würde, wie sich nun, acht Jahre später, bestätigt.
Warum er so lange gebraucht hat, weiß nur er. Im Prinzip knüpft die vorliegende Platte direkt an Teil eins an: Newman klimpert am Klavier und singt dazu. In den höheren Lagen klingt er etwas angestrengt, aber die Stimmung und die Atmosphäre prägen sich rasch ein. Es gibt wenige Alben, die im Laufe der Jahre einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das erste "Songbook" gehört dazu, das zweite wird folgen.
Einen Unterschied gibt es: Schien bei "Vol .1" so etwas wie Altermilde mitzuschwingen, steht hier wieder Newmans typischer Sarkasmus im Mittelpunkt. Ein Stück wie "Yellow Man" in Zeiten von Political Correctness an zweiter Stelle (oder überhaupt) zu bringen, ist typisch für seinen störrischen Charakter. Dass er mit einer Zeile wie "With his yellow woman he's a yellow man / Got to have a yellow woman / When you're a yellow man" aneckt, ist klar, doch Rassismus ist nicht sein Ding. Nur die Lust, oder Notwendigkeit, zu provozieren.
"Spielt das Stück andersrum. Dann hört es sich an wie 'House Of The Rising Sun'", sagte er einst, als sich Leute über das düstere Bild ihrer Stadt Baltimore im gleichnamigen Song beschwerten. Doch nimmt er sich auch selbst auf die Schippe, wie etwa in "The Girls In My Life (Part 1)". Und hält gute Tipps parat. "Laugh and be happy / Don't you ever wear a frown / Don't let the bastards grind you down", rät er im Stück, das aus seinem letzten Studioalbum stammt. Recht hat er.
Wie "Vol. 1" ist auch "Vol. 2" ein grandioses Werk. Diesmal fehlt ein Aha-Effekt wie bei "You Can Leave Your Hat On" oder "Sail Away" (als viele entdeckten, dass die Stücke von ihm sind), doch mit dem abschließenden "Cowboy" aus seinem gefloppten Debüt von 1968 ist zum Glück noch nicht Schluss: Ein "Vol. 3" soll irgendwann folgen.
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