laut.de-Kritik

Alles durchgeplant, bis ins Detail genau.

Review von

In der Bezeichnung "Marke Eigenbau" schwingt immer ein gehöriges Maß Ironie mit. Scherzhaft entsteht so Distanz zum eigenen dilettantischen Schaffen. Doch im Falle von Rec-Z stellen sich die Dinge völlig anders dar. Seine "Marke Eigenbau" spiegelt seine Do-it-yourself-Haltung wider, die auf seinem zweiten Soloalbum einen vorläufigen qualitativen Höhepunkt erreicht.

Rec-Z hat dabei völlig richtig erkannt: Um es von einer anfänglichen Leidenschaft zur Meisterschaft zu bringen, sind in der Regel viele arbeitsreiche Jahre vonnöten. Er hat sich auf diesem Weg alle Produktionsschritte selbst beigebracht. So setzt er der laienhaften Vorstellung, Kunst falle vom Himmel in den Schoß des Auserwählten, sein Bild des "Bauarbeiters des Raps" entgegen.

Die Stimme des Rappers fällt unmittelbar positiv auf. Diese kommt technisch zwar unauffällig zum Einsatz, besitzt aber eine Tiefe, die in hiesigen Rap-Gefilden nur Marteria toppt bzw. unterbietet. Die weichen, jugendlichen Gesichtszüge bilden zu seinem Organ ebenso einen Kontrast wie die wiederholt eingestreuten hohen Gesangseinlagen von Alina Bach ("Heimatlos"), Pascal Jansen ("Magisches Dreieck", "Insel") und David Berton ("Geisterfahrer").

Herausragend zur Geltung kommt die Stimme des Rappers in "Stimme". Über einige wenige, dezent eingespielte Klavier- und Schlagzeugelemente dominiert Rec-Z den Song im Alleingang. Auf der inhaltlichen Ebene ruft er dazu auf, der eigenen inneren Stimme zu folgen und seine Lebenszeit sinnvoll zu nutzen: "Wir sind uns meistens der Begabung nicht bewusst und verschenken viele Jahre in den Straßen oder Clubs. Schöpfen so die wahren Potenziale kaum mehr aus und tragen große Taten lieber als Zitate auf der Haut."

Wahrlich Seltenheitswert innerhalb des Genres besitzt der Beitrag "Katze". Eine solche charakterisiert Rec-Z in eindeutig zweideutiger Weise. Das Wechselspiel aus Nähe und Distanz, Erhabenheit und Eigenständigkeit verweist überdeutlich auf eine selbstbewusste Lady: "Wachsam und nachtaktiv tigert sie durch das Stadtgebiet und stillt dabei den riesengroßen Appetit. Hin und wieder muss sie draußen das Revier markieren. Denn glaub' mir, sie ist ein kleines Raubtier und spielt mit dir." Ein klarer Fall der Kategorie "Rap für Erwachsene". Schlichtweg, weil sich die mit smoother Gitarre unterlegte Erotik dem vorpubertären Rap-Hörer entzieht.

Mit klassischen Hip Hop-Disziplinen hält sich Rec-Z nur am Rande auf. "Magisches Dreieck" erweist sich als seichter Battle-Track, der einem Vergleich mit der umfangreichen Konkurrenz nicht standhalten könnte. Dagegen hebt sich der Representer "Meine Texte Sind" schon eher ab. Gemeinsam mit Lumaraa, Mavgic und einigen anderen jammt sich Rec-Z über ein mit lockerem Bass und Bläsern angereichertes, fast jazziges Instrumental. Das kommt locker und selbstverständlich daher wie eine Live-Session.

Deutliche Kritik an der Szene findet Rec-Z in "Prototypen". Während Rapper ursprünglich Idealisten waren, die ein bescheidenes Dasein fristeten, regiert mittlerweile nur noch der Kommerz. Ständig auf der Suche nach der "eierlegenden Wollmilchsau" entwerfen die Labels Images und inszenieren Beefs, um den Marktwert ihrer Schützlinge zu steigern. Rapper hocken derweil "wie Hühner in den Legebatterien": eine in weiten Teilen zutreffende Zustandsbeschreibung. Die Vergangenheit, wann auch immer diese stattgefunden haben soll, verklärt er dagegen.

Der dünne Firnis der Zivilisation beschäftigt Rec-Z in "Kannibalen". So habe sich der Mensch seit der Steinzeit im Grunde nicht verändert. Trotz High-Tech und Reihenhaus regierten noch immer "Mord und Gewalt": ein großes, ebenfalls nicht häufig gehörtes Thema, das unterlegt mit indianerartigen Gesängen und Trommeln den archaischen Charakter des Themas stimmig einfängt.

Dagegen verhebt sich Rec-Z auf "Insel" etwas an der schieren Vielzahl an gesellschaftlichen Missständen. Von Umweltverschmutzung und Artensterben über die zunehmende Radikalisierung bei gleichzeitiger emotionaler Abstumpfung junger Menschen bis zu Kriegen im Allgemeinen ächzt der Song unter der thematischen Last.

Das sind jedoch nur Kratzer im glänzenden Lack der rundlaufenden Maschine "Marke Eigenbau". Ein inhaltlich ausgewogenes Album, das nicht vor den großen Themen zurückschreckt und dabei vollständig im kleinen Kreis unter Eigenregie entstand: "Alles durchgeplant, bis ins Detail genau – Marke Eigenbau."

Trackliste

  1. 1. Vampire
  2. 2. Unten
  3. 3. Magisches Dreieck (mit Calli und Scotch)
  4. 4. Heimatlos (mit Alina Bach)
  5. 5. Katze
  6. 6. Stimme
  7. 7. Marke Eigenbau
  8. 8. Bauarbeiter (mit B-Chris)
  9. 9. Kannibalen
  10. 10. Geisterfahrer (mit David und Daniel von Kollektiv22)
  11. 11. Meine Texte Sind (mit End, Mavgic, Lumaraa, Duzoe und Kico)
  12. 12. Dietrich
  13. 13. Prototypen
  14. 14. Insel

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