laut.de-Kritik

"It's time for the show"! Auch wenn sie in die Hose geht.

Review von

Der Multiinstrumentalist Richard Swift ist mit seinem eigenwilligen Indiepop derzeit einer der hoch gehandelten Musiker Amerikas. Er ist Songwriter, Entertainer und scharfzüngiger Lyriker, dessen Sound raffiniert die Verspieltheit eines Badly Drawn Boy mit der emotionalen Theatralik eines Rufus Wainwright und der sanften Orchestrierung von Van Dyke Parks verbindet.

Mit dem Titeltrack "Dressed Up For The Letdown" öffnet sich der Vorhang, in den handgeklatschten Beat stimmt ein gedämpfter Backgroundchor ein, die zart gezupfte Gitarre erklingt und Swift thematisiert zurückhaltend den möglichen Misserfolg des Künstlers zu verhaltenen Fanfarenklängen. "It's time for the show"! Auch wenn sie in die Hose geht.

Die Zurückhaltung legt er in "Songs Of National Freedom" ab, einer gutgelaunten, mit Bass und Schlagzeug instrumentierten Pianopopnummer, die an die Sgt. Pepper-Phase der Beatles erinnert. "Most Of What I Know" breitet zur Rhytmusgitarre und Drums eine dramaturgisch wirkungsvolle Melodielinie aus. Das großartige "Buildings In America" basiert vorerst auf einem verzwirbelten Beat und dem sonnigen Fingerpicking der Akustischen.

Mit der Textzeile "You're a plane crash/with a pipe dream/ruby Tuesday/with a broken wing/and please don't cry/like buildings in America" und der schmerzhaften Anspielung auf das amerikanische Trauma verliert die Instrumentierung mit düsteren Synthie-Einlagen und aggressivem Schlagzeug an Lieblichkeit.

Zu weichem Klavierspiel und Bläsersätzen verpasst Swift in "Artist & Repertoire" auch der Musikindustrie einen Seitenhieb, die seine Songs als radiountauglich abwertete. Swift präsentiert sich immer wieder als Fatalist, der versucht, dem Scheitern und der Tragik würdevoll das Allerbeste abzugewinnen.

Mit melancholischer Gelassenheit bahnt er sich in "The Million Dollar Baby" seinen Weg und gewinnt unsere Herzen mit einem lieblichen, zweistimmig vorgetragenen Refrain. Da macht es nichts, wenn dieser mit der Zeile "I wish I was dead most of the time" aufwartet.

"The Opening Band" schließlich dreht sich zur Akustikgitarre ganz leise um eine Vorband, die kein Mensch sehen und hören will. Amüsant und skurril, dass es sich dabei um Johannes den Täufer handelt, den "cousin Christ/he was strange but nice".

"Dressed Up For The Letdown" ist die ungewöhnliche Platte eines Musikers, der seinen ironischen Blick auf die Welt in ausgefeilten Arrangements und feinen Melodien präsentiert, die zwischen Indie, Pop und Theatralik einen hohen Unterhaltungswert besitzen.

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